Hochbrisante Innenministerkonferenz beginnt: Das sagen der FC Bayern und der TSV 1860

Für die Ultras geht es in dieser Woche um nicht weniger als die Zukunft des Fußballs – so jedenfalls sehen sie es – und wer nur etwas in die aktive Fanszene hineinhorcht, der merkt schnell: Das ist keine Übertreibung!
Von Mittwoch bis Freitag findet in Bremen die Innenministerkonferenz (IMK) statt, bei der auch verschärfte Sicherheitsmaßnahmen für Fußballstadien diskutiert und womöglich beschlossen werden. Personalisierte Tickets, KI-Gesichtserkennung, Stadionverbote auf Verdacht? Alles Themen, die politisch bereits diskutiert wurden. Eine Horrorvorstellung für den harten Kern der Fanszene.
Fans von Bayern und 1860 protestieren gemeinsam in Leipzig
Die haben ihren Unmut über die angeblich geplanten Maßnahmen deutlich kundgetan. Vor knapp zwei Wochen versammelten sich in Leipzig laut Polizeiangaben rund 8000 Ultras – der Veranstalter sprach gar von 20.000 Teilnehmern – verschiedenster, teils rivalisierender Vereine wie dem FC Bayern oder dem TSV 1860 zu einem friedlichen Protestmarsch.

An den vergangenen beiden Spieltagen stimmten die organisierten Fans ihre Gesänge erst nach der zwölften Minute an – symbolisch für den zwölften Mann, sprich die Anhänger hinter der Mannschaft.
Wie aufgeheizt und bisweilen giftig die Debatte mittlerweile geführt wird, zeigt eine Aussage von Rainer Wendt, dem Bundesvorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft. "Diese Leute werden viel zu wichtig genommen. Sie sollten von der Sicherheitsdebatte ausgeschlossen werden. Mit Tätern diskutiert man nicht, die nimmt man fest. Ich rede doch auch nicht mit einem Ladendieb darüber, wie viel er stehlen darf", sagte Wendt, der die Ultras in einem Anflug purer Polemik pauschal als "Hooligans und Schwerverbrecher, die Menschen in Lebensgefahr bringen", bezeichnete.
FC-Bayern-Boss Dreesen kann die Bedenken der Fans nachvollziehen
Von den Klubs erhalten die Ultras weitgehend Rückendeckung. Die Diskussion sei vielschichtig, sagte etwa Vorstandschef Jan-Christian Dreesen vom FC Bayern. "Ich habe Verständnis dafür, wenn Fans dagegen protestieren, dass es kollektive Strafen gibt. Die Deutsche Fußball Liga und der Deutsche Fußball-Bund sind in Gesprächen mit der Politik, um personalisierte Tickets zu verhindern", sagte der 58-Jährige. "Wer die möchte, verbietet damit zwangsläufig die Stehplätze und auch die Fankurve."

Der Bayern-CEO äußerte sich auch deutlich zu präventiven Stadionverboten. "Es geht im Kern darum, dass aus dieser Kann-Vorschrift eine Muss-Vorschrift wird", erklärte Dreesen: "Das ist dann in Ordnung, wenn der Täter klar überführt ist. Aber wenn es keine klare Überführung mit transparenten Beweisen gibt, dann geht es gegen eine Gruppe. Gegen diese wird dann kollektiv ermittelt. Und wenn dann Stadionverbote präventiv ausgesprochen werden müssen, kann man damit nicht einverstanden sein."
Auch beim TSV 1860 sieht man die IMK kritisch
Auch auf der anderen Seite der Grünwalder Straße wird die Innenministerkonferenz kritisch beäugt. "Als Traditionsverein mit einer lebendigen, leidenschaftlichen Anhängerschaft und großer Bedeutung für die Region sehen wir uns in der Verantwortung, klar Stellung zu beziehen", teilte der e.V. vor anderthalb Wochen mit: "Unsere Fans sind das unverzichtbare Rückgrat unseres Vereins. Die Leidenschaft, die Atmosphäre – sei es in der Kurve, auf den Rängen oder im Stadionumfeld – prägen das Erlebnis Fußball. Diese Kultur zu erhalten und zu fördern, ist für uns zentral."
Innenminister Joachim Herrmann beschwichtigt
Am Sonntag äußerte sich Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zu den Bedenken der Fans und versuchte, Luft aus der Debatte zu nehmen. "Es werden angeblich geplante Maßnahmen kritisiert und Ängste geschürt, die auf der bevorstehenden Konferenz in Bremen gar nicht zur Debatte stehen", sagte Herrmann und beschwichtigte: "Insbesondere Themen wie Gesichtserkennung im Stadion und personalisiertes Ticketing stehen nicht auf der Tagesordnung – entsprechende Beschlüsse sind weder geplant noch vorgesehen."

Tatsächlich scheint es Grund zur Hoffnung zu geben, dass der von den Ultras befürchtete "gläserne Fan" dieses Mal noch vermieden werden kann. Wie die "Bild" berichtet, haben DFB und DFL im Vorfeld mit der Politik ausgehandelt, dass Maßnahmen wie personalisierte Tickets oder Kollektivstrafen wie (Teil-)Ausschlüsse von Zuschauern vorerst nicht eingeführt werden. Der Haken: Die IMK muss sich daran nicht halten - sie kann ihre eigenen Beschlüsse fassen.
Klar ist: Die aktiven Fanszenen werden ab Mittwoch genau nach Bremen blicken. Für sie geht es um nicht weniger als die Zukunft des Fußballs. So sieht es der harte Kern der Anhänger. Und nein, das ist keine Übertreibung.