Heynckes: Entlassen als Champion

1998 gewann Heynckes mit Real den Pott und wurde acht Tage später entlassen. Nun spürt er, „dass ein ganz großes Spiel ansteht”. Für ihn soll es eine späte Genugtuung werden.
MÜNCHEN - Die Wiedersehensfreude war groß. Vor der Pressekonferenz am Montagmittag hatte Jupp Heynckes in der Allianz Arena Manuel Sanchís getroffen. „Er war mein Kapitän, als wir 1998 die Champions League gewonnen haben”, erzählte der Bayern-Trainer, „Manolo erzählte mir, bei Real haben sie großen Respekt vor Bayern.”
Und vor Señor Heynckes? Don Jupp? 32 Jahre hatte Madrid auf den begehrtesten Titel im europäischen Fußball warten müssen, 1998 war es soweit: ein 1:0 im Finale von Amsterdam gegen Juventus Turin – mit Heynckes als Trainer. Die Spieler um Raul, Hierro, Karembeu, Seedorf, Siegtorschütze Mijatovic sowie dem deutschen Torhüter Illgner trugen den Coach auf Händen, Doch anschließend jedoch entließ ihn Präsident Lorenzo Sanz acht Tage später, da man nur Dritter in der Primera Division wurde. Der Anruf erreichte Heynckes in den Morgenstunden und kam doch wenig überraschend. „Erstens hatte der Präsident ja die Trennung bereits nachts in einem Radio-Interview verkündet”, erzählt Heynckes, „und zweitens hatte ich für mich gedanklich sowieso schon beschlossen, nicht mehr weiterzumachen.”
Die Stimmung gegen ihn war gekippt, nachdem er im Januar 1998 im spanischen Pokal gegen einen Zweitligaklub ausgeschieden war. Und das, obwohl Heynckes enorm beliebt war bei seinen Spielern als auch den Real-Fans. Als sich die Mannschaft nach dem 1:0 gegen Juve mit dem Champions-League-Sieg im Bernabeu feiern ließ, riefen die Anhänger seinen Namen. In der „WamS” erklärte Heynckes den Mythos Real: „Es spielt keine Rolle, ob du einen Titel geholt hast oder nicht. Das Wichtigste als Trainer bei Real ist, von den Verantwortlichen einen gewissen Kredit zu bekommen und die Fäden dann so zu ziehen, dass du immer eloquent zu allen Seiten bist.”
Vor dem Hinspiel nun meinte Heynckes: „Die Gier, die Leidenschaft, die Sehnsucht auf Erfolge sind gerade auf der europäischen Bühne ganz entscheidend. Ich verspüre bei meiner Mannschaft, dass ein ganz großes Spiel ansteht.” Für ihn soll es eine späte Genugtuung werden.