Hecking: "Die Liga muss den Respekt vor Bayern ablegen"

Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking spricht im AZ-Interview über das Supercup-Duell mit dem FC Bayern, seine Hoffnung im Kampf um die Meisterschaft und Kevin De Bruynes Zukunft.
Julian Buhl |
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Dieter Hecking nach dem Gewinn des DFB-Pokals mit dem VfL Wolfsburg.
dpa Dieter Hecking nach dem Gewinn des DFB-Pokals mit dem VfL Wolfsburg.

München - Der 50-jährige ehemalige Profi übernahm den VfL Wolfsburg 2013 und holte vergangene Saison den DFB-Pokal.

AZ: Herr Hecking, haben Sie Ihre „King“-Mütze, mit der Sie den Pokalsieg gefeiert haben, schon wieder zurechtgelegt?

Dieter Hecking: (lacht) Die Mütze war zwischenzeitlich verschwunden, hat aber nun den Weg in unser Vereinsarchiv gefunden und soll schon bald in unserer Fußballwelt ausgestellt werden.

Und der Supercup war kein Anlass für Ihre Söhne, Ihnen wieder eine neue zu besorgen?

Meine Jungs wissen, dass der Supercup ein bisschen niedriger einzuschätzen ist. So eine verrückte Geschichte kann man mal wiederholen, wenn wir wieder den Pokal oder irgendwann einmal eine deutsche Meisterschaft gewinnen würden. Ich betone irgendwann einmal, nicht unbedingt diese Saison.

Sie haben in der Vorbereitung ein wenig experimentiert. Haben Sie ihren Blick auch Richtung Pep Guardiola gerichtet?

Ich blicke nicht auf Pep Guardiola. Es macht wenig Sinn zu versuchen, einen Trainerkollegen zu kopieren. Jeder muss seinen eigenen, erfolgreichen Weg finden.

Macht es besonders viel Spaß, sich mit ihm zu messen?

Es macht immer Spaß, sich mit den Bayern zu messen. Sie haben eben den besten Kader und auch meine Spieler wollen sich mit den Besten messen. Aber Pep freut sich sicher genauso, sich mit dem VfL Wolfsburg zu messen.

Ist ihre Mannschaft denn schon bereit für das erste Duell mit dem FC Bayern?

Die Frage könnten Sie Pep Guardiola umgekehrt auch stellen. Ich kann es Ihnen noch nicht sagen. Natürlich wollen wir den Supercup gewinnen. Das Wichtigste ist aber, dass wir bei den ersten Spielen im Pokal und in der Bundesliga topfit sind.

Könnte der Supercup ein erster Fingerzeig für die kommende Spielzeit sein?

Das Spiel wird keine Auswirkungen auf die Saison haben. Es ist der Auftakt, ein Livespiel im TV und unser Stadion ist ausverkauft. Natürlich schaut da jeder drauf und will wissen: Wie weit sind die Wolfsburger, wie weit sind die Bayern? Wie ich die Bayern einschätze, werden sie den Supercup sehr ernst nehmen, weil es eben um einen Titel geht.

Und danach für Sie darum, die vierte Meisterschaft der Bayern in Folge zu verhindern.

Was ein bisschen Mut macht: In der aus den Duellen der ersten sechs Teams der Bundesliga berechneten Tabelle waren die Bayern in der vergangenen Saison nur Sechster – und wir Erster. Von 24 Spielen, die nicht gegen die Top-Sechs gingen, hat Bayern aber 22 gewonnen. Auch die anderen Mannschaften müssen den Respekt vor Bayern noch mehr ablegen. Wenn dann mal eine Schwächephase der Bayern käme und wir da wären, würden wir uns nicht dagegen wehren.

Welche Rolle spielt Superstar Kevin de Bruyne in ihren Planungen?

Er ist ein Spieler, der auch in der neuen Saison sehr, sehr wichtig für uns ist. Kevin ist ein herausragender Fußballer, der die Siegermentalität total verinnerlicht hat. Er soll einfach so normal bleiben, wie er ist, und auf dem Platz immer wieder explodieren. Wenn er jetzt mit uns in der Champions League spielt, bringt ihn das noch mal weiter.

Inwieweit nerven Sie die anhaltenden Wechselgerüchte?

Es nervt nicht. Trotzdem will man natürlich Ruhe haben und dass diese Spekulationen aufhören.

De Bruyne sagt selbst, dass er nicht weiß, wo er in der kommenden Saison spielt. Ist er aus ihrer Sicht nicht unverkäuflich?

Aus Trainersicht müsste ich jetzt Ja sagen, aber darum geht es derzeit doch gar nicht. Kevin hat vollkommen Recht. Es gibt nichts Schlimmeres als Spieler, die sagen, dass sie bleiben und dann doch auf einmal weg sind. Seitdem er beim VfL ist, sagt er: „Ich weiß nicht, was morgen ist, was in der nächsten Transferperiode ist.“ Ich sehe da nichts Anstößiges dran. Im Gegenteil: Sollte es dann doch mal so kommen, dass ein internationaler Topverein ihn verpflichten will, dann hat er eigentlich alles richtig gemacht mit seinen Aussagen.

Sie können also nicht ausschließen, dass er den VfL im Sommer noch verlässt?

Im Fußball kann man gar nichts ausschließen, aber wir wollen ihn nicht abgeben. Das haben wir mehr als deutlich kommuniziert und daran hat sich nichts geändert. Er hat eine klare Vertragssituation. Deshalb sehen wir das im Moment sehr gelassen. Bislang gibt es bloß Spekulationen, kein offizielles Angebot. Sollte eines kommen – egal für welchen unserer Spieler – werden Klaus Allofs und ich uns aus Respekt vor unseren Spielern damit beschäftigen. Als Trainer werde ich aber natürlich immer versuchen, bei einem Verkauf von Leistungsträgern mein Veto einzulegen.

Wäre ein kurzfristiger Abgang von De Bruyne überhaupt zu verkraften, so unmittelbar vor Saisonbeginn?

Unser Kader ist gut aufgestellt. Wenn Kevin De Bruyne sich verletzt, müssen wir das ja auch regeln können.

Wie sieht es mit Ihrer Zukunft aus? Sie stehen noch bis 2016 unter Vertrag.

Der Verein hat sich klar positioniert, dass er mit mir weitermachen möchte. Wir werden sicherlich Gespräche führen, die dahingehend zielführend sein sollten, dass ich den Vertrag in Wolfsburg verlängere. Ich habe gute Arbeit abgeliefert und alle Verantwortlichen haben sich auch so geäußert, dass sie mit mir weitermachen wollen. Aber der Verein bestimmt den Takt, nicht ich.

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