Hargeaves: Der Schmerzensmann

Owen Hargreaves (29) gewann mit Bayern und ManU die Champions League. Seit eineinhalb Jahren kämpft er gegen sein Karriere-Ende.
MANCHESTER Der Mann ist Engländer. Und nun kommt der Widerspruch: Er hat schon zwei bedeutende Elfmeterschießen in seiner Karriere gewonnen. Die Rede ist von Owen Hargreaves (29), der eigentlich ein glücklicher Mann sein müsste. Ist er aber nicht. Beim Viertelfinal-Rückspiel zwischen Manchester United und Bayern (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht beendet) ist er nur Zuschauer. Seine chronischen Entzündungen in beiden Knien stoppen ihn. Einst hat er mit den Teams des Abends den größtmöglichen Pokal auf Vereinsebene erreicht.
Zwei gewonnene Elfmeterschießen, zwei Champions-League-Triumphe.
Ein Newcomer war Owen Hargreaves, ganze 20 Jahre jung, als er in seiner ersten Profisaison 2000/2001 an der Seite von Stefan Effenberg immer unverzichtbarer wurde und im Finale von Mailand gegen Valencia 120 Minuten auf dem Platz stand. Es war erst sein drittes Spiel in der Königsklasse von Beginn an.
Sieben Jahre später stand er mit ManU erneut im Finale, es war sein erstes Jahr in Nordengland nach dem Rekordtransfer in Höhe von 25 Millionen Euro Ablöse an den FC Bayern. ManU besiegte im Mai 2008 den FC Chelsea im Penalty-Shootout, Hargreaves trat beim 7:6 diesmal selbst an, traf zum 4:4.
Alles nur noch Erinnerungen. Hargreaves kämpft dagegen an, vergessen zu werden. Er kämpft mit 29 gegen das Karriere-Ende. Sein letztes Spiel für ManU: am 21. September 2008 beim FC Chelsea. Sein Leiden: eine chronische Entzündung an den Patellasehnen beider Knie, Operation folgte auf Operation. Ein Kampf gegen den Körper, gegen das Schicksal. Immer noch ist ungewiss, ob der Mittelfeldspieler je wieder Profi-Fußball spielen wird.
In der Woche vor dem Viertelfinal-Hinspiel (2:1) zwischen Bayern und ManU gab es plötzlich Hoffnung. Nach 18 Monaten konnte er wieder mit den Stars um Wayne Rooney trainieren. Es reichte sogar für einen Einsatz in der Reserve, beim 2:0 gegen Burnley hielt er 45 Minuten durch. Freilich nur mit Schmerzen. „Ich kann leider nicht behaupten, dass ich schmerzfrei bin", sagte Hargreaves anschließend. Aber es war ein erster Schritt auf dem Weg zurück. Die Pein ist ihm ein lästiger, steter Begleiter. Die letzten Jahre sind geprägt von ständigen Rückschlägen.
Schon in seiner ersten Premier-League-Saison konnte Hargreaves nur 22 Pflichtspiele absolvieren, meist benötigte er schmerzstillende Spritzen. Die Ärzte waren ratlos. Der englische Nationalspieler (42 Länderspiele) wandte sich an Experten in London und Schweden, keiner konnte die Ursache feststellen. Schließlich flog er zu Kniespezialist Richard Steadman in die USA, der schon Lothar Matthäus, Bode Miller und Kobe Bryant hinbekommen hatte. Steadman operierte im November 2008 das rechte Knie, im Januar 2009 das linke. Nun, nach seinem Comeback-Versuch, sagt Hargreaves: „Ich komme nicht zurück, um nur wieder dabei zu sein. Ich will wieder die Rolle für ManU spielen, die ich einmal hatte."
Sein Vertrag läuft noch bis 2011, eine Verlängerung ist ungewiss. Doch Trainer Sir Alex Ferguson macht Hargreaves Mut: „Wenn er zurückkommt, wird sich das massiv auf unser Spiel auswirken." ps