Franz: Holt halt den Cup!
München - Die Frage, ob der Sieg von Dortmund und auch die wahrscheinliche Titelverteidigung nun verdient war oder nicht, wischte Franz Beckenbauer mit einem Satz weg: „Wenn einer Meister wird, dann wird er das auch verdient. Also sind sie es auch diesmal wieder geworden. Ja, Dortmund ist ein verdienter Meister.“
Das war schon die Vergangenheitsform, die der Kaiser da bei „Sky“ bemühte: Sie sind es geworden. Deutscher Meister 2011/12. „Sechs Punkte Vorsprung, da lassen sie nichts mehr anbrennen“, erklärte Beckenbauer noch. Schon beim Halbzeitpfiff ließ TV-Experte Franz Beckenbauer kein gutes Haar an seinem Klub gelassen: „Die Abwehr gefällt mir nicht. Da ist keine Ordnung im Bayern-Spiel, es läuft nicht rund, viel zu behäbig. Wenn man deutscher Meister werden will, muss man sich anders präsentieren.“
Lob in höchsten Tönen dagegen für die Gastgeber: „Dortmund ist haushoch überlegen: spielfreudiger, spritziger, beweglicher, sehr selbstbewusst“, meinte der Ehrenpräsident des FC Bayern und rechtfertigte die kritischen Worte gegenüber seinen Bayern: „Man ist mit den eigenen Kindern ja immer strenger als mit den anderen. Ich will doch nur, dass sie Fußball spielen, dass sie hier nicht vorgeführt werden.“
Nach Abpfiff wollte Beckenbauer dann nicht mehr so harsch urteilen, wohl auch mit Blick auf die noch kommenden Aufgaben: „Das ist schade, Bayern hat in der zweiten Halbzeit ein hervorragendes Spiel gezeigt. Es gibt halt so Tage, an denen nichts geht. Leider ist die Spannung um den Titelkampf jetzt vorbei.“
Aber die Saison noch nicht gelaufen für seine Bayern, die immer noch zwei Titel gewinnen können: den DFB-Pokal und die Champions League. Wenn sie jetzt, nach der bitteren Pleite von Dortmund keinen Knacks bekommen. „Ja, das ist vielleicht schon möglich“, fürchtete Beckenbauer bei „Sky“ – denn: „Sie haben sich hier was ausgerechnet, das war auch berechtigt. Aber jetzt muss es weitergehen.“
Im Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid. „Wenn sie das rüberbringen, was sie hier in der zweiten Halbzeit gespielt haben, dann haben sie eine reelle Chance“, meint Beckenbauer. „Und dann kommt ja im Finale wahrscheinlich Barcelona. Und in einem Spiel ist alles möglich.“
Also auch der Triumph im eigenen Stadion, am 19. Mai. Und vorher, als Motivation, ein Wiedersehen mit dem BVB. Im DFB-Pokalfinale am 19, Mai. „Da ist eh wieder alles offen“, sagt Beckenbauer. Weiter: „Das kann man gewinnen. Es gibt also keinen Grund, den Kopf hängen zu lassen. Zwei Titel sind noch realistisch.“