Franck Ribéry: Spießrutenlauf in Gladbach
MÖNCHENGLADBACH - Er mühte sich, rannte, ackerte, trickste - und wurde von 50.000 Mann ausgepfiffen. Franck Riberys erster öffentlicher Auftritt nach dieser vermaledeiten 37. Minute im Champions-League-Halbfinale gegen Lyon geriet zum Spießrutenlauf.
Jeden Ballkontakt von Franck Ribéry quittierte der Gladbacher Anhang zunächst mit gellenden Pfiffen - kein Spaß, aber der Franzose ist zuletzt ja Kummer gewohnt. Sex-Skandal, rote Karte, Vertragsverhandlung mal wieder verschoben - das Leben des Filou aus Nordfrankreich ist gerade - gelinde gesagt - etwas unaufgeräumt.
Da ist Fußballspielen eigentlich eine prima Idee: 1a-Sportart zum Abreagieren, das lenkt ab, macht den Kopf frei, selbst wenn einen 50.000 Mann auspfeifen. Hauptsache, die eigenen Leute stehen in einer solchen Krise hinter einem.
Und da gibt sich der FC Bayern alle Mühe. Kein böses Wort über die außerehelichen Aktivitäten des Franzosen, kein Vorwurf wegen des dummen Fouls, das zur roten Karte führte. Der gestrenge Trainer Louis van Gaal tat sogar etwas, was er eigentlich aus Prinzip nicht tut: eine Einsatzgarantie geben. Für den Zuspruchbedürftigen machte er nun tatsächlich eine Ausnahme. Mit allen Mitteln wollen die Münchner dem Franzosen zeigen, dass sie so ziemlich alles tun, um ihn zufrieden zu stellen.
In Gladbach traf er beim umkämpften 1:1 nicht nur auf pfeifende Fans, sondern auch auf eine mit Hingabe verteidigende Gladbacher Defensive. Wer dem Dribbelkönig den Ball abluchsen oder ihn irgendwie bremsen konnte, dem war Szenenapplaus sicher. Ribery mühte sich, rannte, ackerte, trickste, half sogar hinten aus. Ein strammer Distanzschuss in der 26. Minute bereitete Gladbachs Keeper so einige Probleme. Doch anders als sein Gegenüber Arjen Robben blieb er mit seinen Dribblings meistens hängen.
Immerhin: Das mit den Pfiffen gab sich nach einer Weile.
Thomas Becker