„Franck ist kaum zu bremsen, er sprüht vor Energie“
Ribéry dreht gegen Real Madrid auf, trifft zur Führung – und liefert eines seiner besten Spiele im Bayern-Dress ab. Ex-Trainer Hitzfeld ist begeistert – und die Fans feiern den Franzosen.
München - Mit 66 Jahren noch ein Bodyguard, das hätte sich Jupp Heynckes auch nicht träumen lassen. Immer wieder ging er während des Halbfinals gegen Real Madrid an die Seitenlinie und brüllte, nein er schrie sich die Trainerseele aus dem Leib. Sein Adressat: Franck Ribéry. Ein ganzer Kerl voller Energie, ein Adrenalinböller.
Die Bayern in der Einzelkritik:
Daher wollte, musste ihn Heynckes bremsen. Ruhig, Blut, Franck! Cool, bleiben! Das deutete er mit den Händen an wie ein Lehrer, der seine Schüler vor einem Verweis bewahren will. Nur keine Rote Karte wie vor zwei Jahren im ersten Halbfinale gegen Olympique Lyon (1:0). Damals hatte er Rot gesehen nach einer Attacke – zwei Spiele Sperre inklusive des Finals von Madrid gegen Inter Mailand.
Damals war Ribéry der traurigste Tropf im gesamten Reisetross der Bayern. Nur nicht nochmal.
Gestern brüllte Ribéry in Richtung Heynckes zurück und ruderte mit den Armen, als wolle er sagen: Trainer, ich kann nicht anders! Es galt, Ribérys Energie zu bündeln – etwa beim Torschuss zum 1:0, als er den freien Raum wie ein gelernter Torjäger nutzte, um zu vollstrecken. Beim Torjubel musste man Angst haben, dass er sich selbst verletzt (17.).
Mit Arbeloa, Reals Rechtsverteidiger, lieferte sich Ribéry ein elektrisierendes Duell. Kickboxen auf Champions-League-Niveau. Halten, zerren, ziehen, immer ganz nah am Rande der Legalität. Nach euiner Viertelstunde war Ribéry im Spiel, machte Bekanntschaft mit Reals Rächern. Er hatte sich nach einem Robben-Pass im Strafraum fallen lassen. Real-Verteidiger Sergio Ramos packte den Franzosen am Trikot, kein Grund, hinzufallen. Genug jedoch für eine Rudeldiskussion.
Wie vor dem Freistoß in der Nachspielzeit der ersten Hälfte. Beste Position. Schon war Zickenkrieg und kein locker-lässiges Schnick-Schnack-Schnuck wie vor Wochen in der Bundesliga bei Hertha BSC. Ribéry wollte, Robben wollte, Kroos sollte. Schon wurde es kindisch. Bis Kapitän Lahm schlichtete, auch Schweinsteiger musste beruhigen. Die Lösung: kein Robben, auch kein Ribéry. Kroos löffelte den Ball in die Mauer. Viel Lärm um nichts.
„Ribéry ist der stärkste Bayern-Spieler bisher“, sagte Ex-Trainer Ottmar Hitzfeld in der Halbzeit der AZ, „er ist ja kaum zu bremsen, Franck sprüht vor Energie, ist fast übermotiviert. Heynckes hat gut zu tun, ihn zu bremsen, damit er sich keine Karte holt.“ Es war eines seiner besten Spiele seit seinem Wechsel 2007 von Marseille nach München. Ribéry stach sein Flügelpendant auf der rechten Seite, Arjen Robben, der kaum ins Spiel fand, deutlich aus.
Der Bruch kam mit dem 1:1-Ausgleich in der 57. Minute von Özil, das Ribéry aus der Ferne frustriert zur Kenntnis nahm. Bayern und Ribéry schüttelten sich, die Nummer „7“ meist nach Fouls von Arbeloa.
David Alaba, die perfekte Ergänzung zu Ribéry hielt ihm gekonnt dem Rücken frei. Klar, dem Franzosen schwanden im Laufe der Partie die Kräfte, er nahm sich Pausen. Wenn er den Kopf hängen ließ, bauten ihn die Fans mit laustarken Ribéry-Rufen auf. Immer verzweifelter rannte er an, sich jedoch meist beim Abwehrduo Pepe/Ramos fest. Die letzte Option: Ribéry tauschte mit Robben die Seite, Heynckes reichte ihm die Getränkeflasche. Nun musste er ihn aufbauen. Am Ende durfte er das 2:1 von Gomez mitfeiern. Ein Sieg des Willens. Auch von Ribéry.