FC Bayern: Was erlauben Ribéry?

Wieder einmal musste der Franzose am Montag das Training abbrechen, nun zwicken die Adduktoren. Auf die Spielmacher-Position hat er wenig Lust. Es droht ein langer Konflikt über die gesamte Saison mit Bayerns Trainer van Gaal
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Kommunikationsprobleme? Franck Ribéry (l.) während des Trainings an der Säbener Straße mit Coach Louis van Gaal.
firo/Augenklick Kommunikationsprobleme? Franck Ribéry (l.) während des Trainings an der Säbener Straße mit Coach Louis van Gaal.

Wieder einmal musste der Franzose am Montag das Training abbrechen, nun zwicken die Adduktoren. Auf die Spielmacher-Position hat er wenig Lust. Es droht ein langer Konflikt über die gesamte Saison mit Bayerns Trainer van Gaal

MÜNCHEN Ein paar Dehnübungen, ein paar Sprints. Doch nach einer Viertelstunde Aufwärmen war Schluss. Franck Ribéry fasste sich an den linken Oberschenkel, an den Adduktorenbereich. Und schon hieß es beim Vormittagstraining am Montag für den Franzosen wieder einmal: Rien ne va plus – nichts geht mehr.

Er ließ sich von Physiotherapeut Stephan Weickert voruntersuchen, sprach bei Trainer Louis van Gaal vor und machte sich auf den Weg in die Kabine. Van Gaal blieb ziemlich ratlos zurück. Wieder ein Rückschlag für Ribéry, wieder ein Rückschlag für den Trainer, der angekündigt hatte, ihn am Dienstag im Test in Görlitz spielen zu lassen. Nur deshalb machte dieser zusätzliche Kick für den Coach Sinn, die Hauptübung sollte sein: Ribéry als Spielmacher etablieren. Was sich nun erledigt hat.

Eine reine Vorsichtsmaßnahme sei es gewesen, das Training vorzeitig abzubrechen, teilte der Verein mit. Ribéry ließ sich am späten Nachmittag bei Vereinsarzt Müller-Wohlfahrt durchchecken. Sein Mitwirken am Samstag beim nächsten Liga-Auftritt in Mainz (15.30 Uhr) sei nicht gefährdet. Unabhängig von den Plänen des Trainers. „Ich gehe davon aus, dass ich von Beginn an spiele“, hatte Ribéry nach seinem halbstündigen Comeback beim 1:1 am Samstag gegen Bremen gesagt und erklärt: „Ich brauche Spielrhythmus, daran muss ich arbeiten.“

Van Gaal hält weiter unbeirrt an seinem Plan fest, Ribéry zum Spielmacher umzuschulen: „Er kann uns auf der Position, wo nur die Besten spielen, die meiste Rendite bringen.“ Der Holländer will seine Mannschaft, zumindest sein komplettes Mittelfeld, um den offensiven, zentralen Fixpunkt Ribéry aufbauen und die Mitspieler müssen spuren. „Franck kommt aus Gewohnheit lieber über links“, sagte Bastian Schweinsteiger, „wenn er sich nach links fallen lässt, müssen wir reagieren und uns in die Mitte verschieben, uns anders positionieren.“ Weil Franck – wie schon gegen Bremen– macht, was er will? „Ich ziehe es vor, auf links zu spielen“, sagte Ribéry und begründete: „Ich fühle mich dort wohler, da habe ich mehr Platz. Von dort aus kann ich meine Dribblings machen, von dort aus kann ich gefährliche Situationen kreieren. Darüber will ich mit dem Trainer auch sprechen.“ Eine klare Ansage.

Weil er weiß: Er kann sich nahezu alles erlauben, selbst einen Machtkampf um seine Position mit van Gaal. In Ribérys Welt hat er dem Verein einen Gefallen getan, dass er nicht auf einen Wechsel zu Real Madrid, Barcelona, Chelsea oder Manchester drängte. Also mag er sich denken: Wenn ich schon hier bleibe, dann soll es bitteschön aber nach meiner Façon laufen.

Früher war Ribéry der Gaudi-Bursch, blödelte mit Poldi rum, schmierte Zahnpasta auf Hotelzimmer-Türklinken, verpasste eimerweise Wasserduschen, spielte in Dubai den Busfahrer (samt Sachschaden) oder vergnügt sich während der Reha mit Kumpel Toni in einem Szene-Restaurant, wenn auch zu ziviler Stunde. Der Verein toleriert alles, der Trainer auch. Noch jedenfalls. Es könnte die interessanteste Komponente der Bayern-Saison werden: Passen Ribéry, der Solist und Freiheitskämpfer, und van Gaal, der Ordnungsfreak und Systemliebhaber, wirklich zusammen? Wie ein warmer Mantel? Oder eher wie ein nasses Handtuch? Es könnte sehr ernst werden.

Patrick Strasser

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