FC Bayern: Toptalent auf Umwegen - das ist Nicolas Kühn

Nicolas Kühn ist der breiten Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt. Der Flügelstürmer hat einen ungewöhnlichen Werdegang hinter sich - in der U23 des FC Bayern trifft er auf einen alten Bekannten.
München - Es ist eine hochkarätige Liste, in die sich Nicolas Kühn im vergangenen Jahr eingereiht hat. Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Toni Kroos oder Kai Havertz - sie alle wurden zu Beginn ihrer Laufbahn mit der renommierten Fritz-Walter-Medaille als beste Spieler ihrer Altersklasse ausgezeichnet. "Die Medaille ist Ansporn und Verpflichtung zugleich", sagte der Angreifer nach seiner Auszeichnung gegenüber "dfb.de". Er wolle weiter hart arbeiten und versuchen, sich ständig weiterzuentwickeln.
In den kommenden Monaten wird er dies in München tun. Wie der FC Bayern am Mittwoch bekanntgab, wird der 20-Jährige für die Rückrunde von Ajax Amsterdam ausgeliehen. Beim verletzungsgeplagten Rekordmeister soll er die U23 in der 3. Liga verstärken.
Kühn verpasste bei Ajax den Sprung zu den Profis
Dass Kühn bei seiner Ehrung im September derart demütige Worte gewählt hat, kommt nicht von Ungefähr: Der 20-Jährige gilt als technisch hochveranlagtes Ausnahmetalent, wirklich nach Plan verlief seine Karriere bislang aber nicht. Für den Rechtsaußen ist der FC Bayern bereits der dritte Versuch, im Profifußball anzukommen.
Im Winter 2018 zog es ihn mit gerade einmal 18 Jahren von der U19 von RB Leipzig nach Amsterdam, wo er sich zunächst in der zweiten Mannschaft weiterentwickeln und später den Schritt zu den Profis machen sollte. "Ich hoffe, dass ich ab Sommer Teil der ersten Mannschaft sein kann", sagte der Linksfuß damals bei seiner Vorstellung: "Ich hoffe, dass es schnell nach oben geht."

Bei der Jong Ajax, wie die Reservemannschaft der Amsterdamer genannt wird, gehörte er in der Folge ebenso zum Stammpersonal bei der U19 in der UEFA Youth League. Ein Einsatz bei den Profis sollte ihm trotz konstant guter Leistungen verwehrt bleiben. Seinen Schritt ins Ausland hat Kühn derweil nicht bereut. "In erster Linie wird man im Ausland selbstständiger", sagte er im Herbst: "Zwar habe ich auch in Leipzig in einem Internat gewohnt und war weit weg von zu Hause, aber eine andere Sprache bringt dann doch nochmal eine zusätzliche Herausforderung mit sich. Ich bin im Ausland persönlich gereift."
FC Bayern II brauchte Verstärkung im Winter
Nun also der Schritt nach München, wo er in Sebastian Hoeneß einen auf einen alten Bekannten trifft. Der U23-Coach holte Kühn bereits 2015 aus der Jugend von Hannover 96 in die U17 von RB Leipzig und kennt die Qualitäten des Angreifers genau. Die "kleinen Bayern" taten sich nach dem Aufstieg im vergangenen Sommer schwer, sich in der 3. Liga zurechtzufinden. Mit 23 Zählern aus den ersten 20 Partien belegen die Amateure aktuell Rang 15, der Vorsprung auf die Abstiegsplätze beträgt gerade einmal drei Zähler.

Nach den Beförderungen zahlreicher Leistungsträger in die erste Mannschaft brauchte es deshalb im Winter Verstärkung. "Er ist sehr spielintelligent, technisch hochbegabt, kreativ, torgefährlich und vor allem mit dem Ball wahnsinnig schnell", sagte Manuel Baum, Kühns Trainer in der U20-Nationalmannschaft, zuletzt gegenüber den Fußball-Portalen "spox" und "goal": "Mit seinen Qualitäten passt er perfekt zu einem Verein, der so dominant agiert wie der FC Bayern. Aus meiner Sicht könnte er ohne Anpassungszeit sofort in der Bundesliga spielen - und dort für Furore sorgen." Vorerst ist für ihn jedoch Drittliga-Abstiegskampf angesagt.
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