FC Bayern: Robert Lewandowski sorgt für Eklat und bekommt Kritik
München/Köln - Das Duell der Enttäuschten gewann nach 0:1-Rückstand am Ende doch der FC Bayern, von Kölner Anhängern als "Champions-League-Versager" verhöhnt.
Die Fans aus der Frohsinnstadt am Rhein feierten ihre Absteiger nach dem 3:1 des Meisters für den aufrechten, aber erfolglosen Kampf gegen den Absturz in Liga zwei. Für die Bayern war der Sieg vier Tage nach dem bitteren Champions-League-Aus in Madrid (2:2) Balsam. Ein runder Nachmittag im sonnigen Köln. Nur einer trübte die gelöste Stimmung allerseits: Robert Lewandowski (29).
Hat sich Lewandowski bei Heynckes entschuldigt?
Die 77. Minute: Trainer Jupp Heynckes wechselt aus, bringt Bundesliga-Backup Sandro Wagner für Lewandowski, der in der 61. Minute das 2:1 erzielt hatte. Der lässt alle Körperspannung fahren, macht ein Gesicht, als würde ihn der Coach nach zehn Minuten runterholen und schleicht provozierend langsam zur Seitenlinie. Dort würdigt er Heynckes keines Blickes, den obligatorischen Handschlag macht er nur mit Co-Trainer Peter Hermann.
Die Auswechslung – aus seiner Sicht ein akuter Fall von Majestätsbeleidigung. Heynckes geht auf den Polen zu und redet mit erhobenem Zeigefinger auf ihn ein. Lewandowski hört zu, lässt die Lektion über sich ergehen und gibt dem Trainer am Ende einen lockeren Klaps auf die Seite. Eine Entschuldigung?
"Wir haben uns unterhalten. Ich weiß: Wir Torjäger sind nun mal egoistisch und denken an die Torquote, aber Lewy hat es eingesehen", sagte der ehemalige Mittelstürmer über den Mittelstürmer, der in seinem 193. Pflichtspiel für Bayern sein 150. Tor erzielt hat, zugleich Saisontreffer Nummer 29 – und das obwohl Lewandowski zugunsten seiner Fitness in den K.o.-Spielen bisher in allen Auswärtspartien der Rückrunde höchstens Joker war.
Heynckes erklärte: "Lewy will noch Tor-König in Europa werden. Im Nachhinein kann ich das nachvollziehen. Im Moment der Auswechslung habe ich nicht ganz so lustig reagiert." Im europäischen Vergleich liegt der Brasilianer Jonas von Benfica Lissabon noch vier Treffer vorne (bei ebenfalls noch einem ausstehenden Spieltag). Aus der Sicht des 72-Jährigen rechtfertigt dies dennoch nicht Lewandowskis Verhalten. "Die Auswechslungen beim FC Bayern nimmt immer noch der Trainer vor. Daran hat sich jeder Spieler zu halten. Der Boss bin ich – sonst keiner." Das hat gesessen.
Breitner watscht Lewandowski ab
Nicht die deftigste Watschn für Lewandowski an diesem Wochenende. Auftritt Paul Breitner, Ex-Kapitän der Bayern und bis zum letzten Jahr als Markenbotschafter im Verein. Zum Beleidigten fand Breitner am Sonntag im Doppelpass von Sport1 klare Worte: "Er hat nicht gelernt, was Respekt ist dem Trainer und der Mannschaft gegenüber. Wir haben Ende letzter Saison ja etwas Ähnliches erlebt: Da hat er sich beschwert, dass die Mitspieler ihn nicht richtig unterstützt hätten, weil sie ihm nicht nochmal 15 Bälle vorgelegt hatten."
In den Spielen gegen Real Madrid, angeblich Traumverein und Karriere-Ziel, war Lewandowski kaum zu sehen. Im Frühjahr wirkte er laut "Bild" im Training lustlos, zoffte sich einmal mit Mats Hummels, der ihm mangelndes Engagement vorwarf. In der Mannschaft wirkt der Stürmer isoliert. Beobachtet man ihn auf dem Platz, wirkte es so, als freue er sich nur über eigene Treffer.
Die Tore der Kollegen nimmt er hin. "Es wird immer schwieriger für ihn, Unterstützung von der Mannschaft zu erhalten", sagte Breitner, "die Mannschaft wird sich fragen, ob sie so einen Typ noch bei sich haben will." Lewandowski denke nicht ans Team, "sondern effektiv nur: ich, ich, ich".
Breitner vermutet bei Lewandowski ein "Riesen-Problem mit der Selbsteinschätzung", sagt: "Ein Stürmer, der von sich glaubt, auf einer Ebene mit Ronaldo zu sein, muss das auch mal zeigen, wenn es drauf ankommt." Hat er nicht. Der Anfang vom Abschied des Mittelstürmers trotz seines Vertrages bis 2021?