FC Bayern München: WM-Einsatz von Manuel Neuer weiter ungewiss

Bayerns Torhüter zweifelt an seiner Teilnahme bei der WM. Auch das Pokalfinale kommt für ihn wohl zu früh. "Ich denke nicht, dass es vorstellbar ist, dass ich ohne Spielpraxis in so ein Turnier gehe."
Matthias Kerber |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Grau in Grau – Manuel Neuer im neuen Torwartdress des FC Bayern.
Grau in Grau – Manuel Neuer im neuen Torwartdress des FC Bayern. © Adidas

München - In der Farbenlehre steht das Grau auch für Trostlosigkeit, Nüchternheit, Elend, Nachdenklichkeit. So war es mehr als passend, dass Manuel Neuer sich bei der Vorstellung der neuen Bayern-Trikots in einem grauen Keeper-Jersey präsentierte.

Der graue Alltag des 32-Jährigen sieht so aus, dass er – der Kapitän des Serien-Meisters FC Bayern und der Nationalmannschaft, der Welttorhüter, der Weltmeister von 2014 – hart an seinem Comeback arbeitet. Doch die Hoffnung, dass er nach seinem dritten Mittelfußbruch, den er sich im September zugezogen hat, noch rechtzeitig fit wird, um bei der WM in Russland (14. Juni bis 15. Juli) das deutsche Tor hüten und reinhalten zu können, schwindet immer mehr. Auch bei ihm selbst.

Neuer: Ohne Spielpraxis wird eine WM-Teilnahme schwer

"Ich denke nicht, dass es vorstellbar ist, dass ich ohne Spielpraxis in so ein Turnier gehe", sagte Neuer: "Ich muss für mich, die Mannschaft und die Fußballrepublik Deutschland die richtige Entscheidung treffen. Da hilft es nicht, sich aus der Ruhe bringen zu lassen." In seinem Gesicht, in dem sonst fast immer ein spitzbübisches Lächeln Hof hält, spiegelte sich eher das Grau des Trikots wider. Eine gewisse Nachdenklichkeit – an der Grenze zur Trostlosigkeit.

"Ich denke wirklich von Trainingseinheit zu Trainingseinheit und von Therapie zu Therapie", sagte er und meinte, er könne nicht "hundertprozentig sagen", ob er bei der WM dabei sein kann. Mit Marc-André ter Stegen, der hauptberuflich beim FC Barcelona das Tor hütet, steht ein Keeper parat, der in den vergangenen Jahren derart gewachsen ist, dass er Neuer kaum noch in etwas nachsteht. Am Dienstag wird Bundestrainer Joachim Löw den vorläufigen WM-Kader, am 4. Juni den endgültigen berufen. Mit Neuer? Oder heißt es: Koa Neuer?

Dessen Worte klingen fast wie der Versuch, die immer größer werdenden Zweifel, die an ihm nagen, zu verdrängen – indem man den Blick nur auf das nächste klitzekleine Ziel, aber nicht mehr auf das große Ganze richtet. "Es gibt keine Prognose", sagte er. Denn die Prognosen, die es seit der Verletzung gab – erst sollte er zur Rückrunde, dann spätestens im Mai wieder fit sein –, waren eher frustverstärkend. Immer wieder Hoffnung, immer wieder Rückschläge. Immer wieder Gemütsdämpfer.

Ohne Spielpraxis also das WM-Aus, so realistisch sieht Neuer seine Chancen. Und langsam laufen ihm die Möglichkeiten weg, Fußball-Deutschland, Bundestrainer Löw und vor allem sich selbst zu beweisen, dass der Fuß hält, dass Manuel Neuer immer noch der beste Torhüter der Welt ist, der die gegnerischen Stürmer in schöner Regelmäßigkeit zur Verzweiflung bringt. Beim Liga-Saisonfinale am Samstag gegen den VfB Stuttgart wird definitiv Sven Ulreich das Bayern-Tor hüten.

Oliver Schmidtlein, früherer Physiotherapeut der Nationalmannschaft, hält ein Comeback vor der WM daher auch schon für ausgeschlossen. Frühestens bei den K.o.-Spielen werde Neuer einsatzbereit sein.

Manuel Neuer im Pokalfinale im Tor? Unwahrscheinlich!

Die Wahrscheinlichkeit, dass Neuer beim Pokalfinale am 19. Mai gegen Eintracht Frankfurt an seinen angestammten Arbeitsplatz zurückkehren wird, ist gering. Schließlich wollen die Bayern nach dem geplatzten Triple-Traum Jupp Heynckes mit dem Double in den endgültigen Trainerruhestand verabschieden. "Die Entscheidung ist noch offen", sagte Heynckes zwar, der damit eine Kicker-Meldung korrigierte, dass Neuer nicht spielen werde. Doch das klingt mehr nach Beschwichtigungstherapie als echter Überzeugung. "Wenn Manuel der Meinung ist, er kann spielen, und der Trainer gibt ihm das Vertrauen, wird das der Fall sein", sagte Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge zu einem Einsatz im Pokalfinale: "Andernfalls wird es an Löw liegen, mit ihm eine Entscheidung zu fällen."

Der hätte dann nur noch das Trainingslager in Südtirol und das Testspiel der Nationalmannschaft am 2. Juni gegen Österreich, um zu entscheiden, ob Neuer in der aktuellen Verfassung tatsächlich eine Bereicherung für die Weltmeisterschaft ist. Denn zwei Tage später muss Löw dann den endgültigen Kader benennen. "Grundsätzlich möchte ich natürlich in erster Linie fit sein. Dann muss ich zufrieden sein mit meiner Leistung, mit dem, was ich dann auf den Platz bringe. Und dann wird man sehen", orakelte Neuer: "Da möchte ich jetzt nicht vorgreifen."

AZ-Kommentar zum Thema: Herr Löw, nehmen Sie Manuel Neuer nicht mit zur WM!

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.