FC-Bayern-Ikone Pfaff: "Ich möchte Widerstand gegen die Bayern sehen"
Jean-Marie Pfaff wird am Mittwoch 60. Der ehemalige Welttorhüter hat den FC Bayern und seine belgische Nationalmannschaft immer noch im Blick – und derzeit jeden Grund, sich an seinen Teams zu erfreuen.
München - Das Gesicht ist sonnengebräunt, die Knie unter der Anzughose sind vom letzten Benefizspiel noch verschrammt. Endlos viel Zeit hat Jean-Marie Pfaff nicht, die Enkel müssen aus der Schule abgeholt werden. Die belgische Fußball-Legende, die am Mittwoch 60 Jahre alt wird, pendelt zwischen seinen Rollen als Privatier, Geschäftsmann, Sportler und Großvater – immer mit einem wachen Auge auf den Fußball in Belgien, Deutschland und dem Rest der Welt.
Und das derzeit auch mit einem Lächeln auf den Lippen. Denn die Mannschaften, denen immer noch sein Herz gehört, sind erfolgreich wie selten zuvor. Bayern München, für die der Flame zwischen 1982 und 1988 156 Bundesliga-Spiele bestritten hat, ebenso wie die belgische Nationalmannschaft.
Beide Teams sieht er regelmäßig im Stadion, daher haben ihn die großen Erfolge der Münchner zuletzt nicht überrascht: "Bayern ist von oben bis unten gut organisiert, wie eine Familie. Die Erfolge kommen nicht von ungefähr, der Verein achtet auf alle kleinen Details. Und so wird man groß", sagte der ehemalige Welttorhüter im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID).
Eine absolute Dominanz des Rekordmeisters würde Pfaff aber trotzdem nicht erfreuen: "Ich hoffe auch auf den Hamburger SV und Borussia Mönchengladbach oder den 1. FC Köln, so wie früher. Ich hoffe, dass nicht nur München immer gewinnt, und dass diese Vereine ihre Chance so wie Dortmund nutzen." Bloß kein dauerhafter Alleingang: "Ich möchte Widerstand sehen, davon lebt die
Bundesliga."
Seinen legitimen Nachfolger Manuel Neuer sieht er gerne, ganz oben angekommen ist er für Pfaff aber noch nicht: "Er ist jung und ehrgeizig, sehr gut, der Beste in der Bundesliga. Wenn er so weiter macht und gesund bleibt, wird er mal bester Torwart der Welt, er ist auf dem besten Weg." Einschränkung mit Augenzwinkern: "Er bekommt aber nicht so viel Arbeit wie
wir früher."
Zwei Tage nach der Geburtstagsfeier im – nicht wirklich kleinen – Familienkreis blickt der dreimalige deutsche Meister gespannt ins brasilianische Costa do Sauípe, wo die Gruppen für die
Fußball-Weltmeisterschaft 2014 ausgelost werden. Seine Belgier sind als Gruppenkopf gesetzt und gelten nach einer starken Qualifikation zumindest als
Geheimfavorit.
"Wir haben viele junge Talente, aber Talent reicht nicht alleine. Wir haben eine sehr gute Mannschaft und hoffen, die Gruppenphase zu überstehen. Und dann kann alles passieren", sagt Pfaff, der mit den "Roten Teufeln" 1986 in Argentinien den vierten Platz erreichte. Topfavoriten bei der WM sind für ihn aber andere: "Deutschland, Brasilien, Argentinien, Spanien, Frankreich, die Niederlande – das wird wieder zwischen zehn Mannschaften entschieden." Die Chancen der DFB-Auswahl erachtet Pfaff als gut: "Aber es kommt darauf an, dass die Spieler fit sind." Mindestens so fit, wie er es noch ist.