FC Bayern feiert Meisterschaft: Party im Käfer-Restaurant
Am Ende mussten sie noch kurz zittern, die Bayern. Titelverteidiger Bayer Leverkusen kam am Sonntagabend in Freiburg nach einem 0:2-Rückstand gewohnt spät noch zum 2:2-Ausgleich. Das war's aber dann. Um 19.24 Uhr stand nach dem Remis der Werkself fest: Der FC Bayern ist Meister, die Schale zurück in München! Acht Punkte kann Leverkusen an zwei Spieltagen nicht mehr aufholen.
Nun konnte die Meisterparty im Käfer-Restaurant so richtig beginnen. Torten samt Tischfeuerwerk waren nur der Anfang, dann wurde kräftig angestoßen, mit Bier und Champagner.
Die Schalen-Erstlinge wie Harry Kane, der – endlich, endlich – den allerersten Vereinstitel seiner Karriere gewinnen konnte und sein Kumpel Eric Dier herzten sich ganz besonders innig. Yes, es ist vollbracht. Kane filmte sich, wie er und seine Mitspieler inbrünstig den Feier-Klassiker „We are the champions“ schmetterten.
Feier in Bogenhausen im Edel-Restaurant
Trainer Vincent Kompany, der in seiner ersten Saison einen Titel gewann, und die Mannschaft, die nach und nach im Laufe des Leverkusen-Spiels eintrudelte, hatten gemeinsam geschaut, wie sich Leverkusen selbst entthronte. Und so feierten sie die Rückeroberung des Titels eben in Bogenhausen im Edel-Restaurant statt wie von den Spielern ursprünglich geplant mit einer Sause auf Ibiza.
Den Kurztrip hatten die Bosse gestrichen, nachdem sie von den Plänen der Spieler erfahren hatten. „Das gehört sich nicht“, sagte Sportvorstand Max Eberl in Leipzig und verwies auf die Konkurrenten an den verbleibenden zwei Spieltagen. Ibiza? Käfer? Hauptsache Schale!

Tags zuvor hatten sie nichts ausgelassen, die Bayern. Nochmal am großen Rad gedreht in der Leipziger Arena. Heraus kam ein wildes 3:3-Spektakel, eine Achterbahnfahrt. Als Spiegelbild der Saison: Diese Mannschaft ist eine Wundertüte. Man weiß nie, was herauskommt. Weiß sie wohl selbst nicht. Wunderbar bis verwunderlich. Spektakulär im Triumph, spektakulär im Scheitern. Immer hauchdünn an der Scheide zwischen Wohl und Wehe. Wie beim Champions-League-Aus im Viertelfinale gegen Inter Mailand (1:2, 2:2) so auch beim DFB-Pokal-Exit gegen Leverkusen – mit zehn Mann besser als der Gegner. 0:1, raus.

Schlechte erste Halbzeit
In Leipzig spielten die Münchner zunächst eine überraschend schlechte erste Halbzeit, gingen gegen RB mit einem verdienten 0:2-Rückstand in die Pause. Der Meister-Matchball schien vergeben. Dann drehten die plötzlich wundersam wiederbelebten Bayern mit überraschender Wucht und starkem Willen innerhalb von 22 Minuten die Partie, führten bis in die Nachspielzeit mit 3:2. Der gesperrte Torjäger Harry Kane war von der Vip-Tribüne nach unten zur Bank geeilt, um den ersten Vereinstitel seiner Karriere gebührend mitzufeiern. Als die Fans den 34. Meistertitel mit Freuden-Böllern sowie Feuerwerkskörpern begrüßten und die Sieger-Shirts herausgekramt wurden, schlitterten in der fünften Minute der Nachspielzeit zig Spieler am eigenen Strafraum grätschend ins Leere bis RB-Joker Yussuf Poulsen die Kugel zum 3:3 ins Netz hob. Stecker gezogen.
Pustekuchen statt Meistertorte. Doch die Party war nur aufgeschoben – um ein paar Stunden bis zum Sonntagabend. Das große Plus im Restaurant gewonnenen Titels: Nun wird den Bayern am Samstag nach dem letzten Heimspiel der Saison (Anpfiff 18.30 Uhr, Sky) gegen Borussia Mönchengladbach, dem Abschieds-Heimspiel der scheidenden Klub-Legende Thomas Müller, die Meisterschale übergeben. Schalenparty und Abschiedstränen in einem.
Vize-Kapitän Joshua Kimmich mahnt
Der 35-Jährige, der seine 13. Schale (natürlich Rekord!) stemmen wird, meinte zum 3:3 in Leipzig: „Das Team hat gezeigt, was im Klub und in der Mannschaft steckt. Wir haben einige Verletzte und trotzdem das Ding gezogen.“ Widerstandsfähigkeit und Comeback-Qualitäten prägen das Bild dieser Meistermannschaft genauso wie Lässigkeiten und Chancenwucherei.

Für Vize-Kapitän Joshua Kimmich, der schon seine neunte Schale gewann, ist es „eine hochverdiente Meisterschaft“, weil wir „eine sehr gute Bundesliga-Saison gespielt haben“. Aber, so seine Mahnung; Der FC Bayern müsse generell „jedes Jahr den Anspruch haben, Meister zu werden“. Kimmichs Ausblick ist jedoch optimistisch: „Wenn ich die Mannschaft sehe: Dieses Gefühl in der Kabine füreinander ist schon sehr gut. Ich habe das Gefühl, dass da etwas entstehen könnte.“
Damit mehr als (nur) ein Titel am Ende einer Saison in München gefeiert werden kann.