FC-Bayern-Boss Dreesen mit heftiger Kritik: Härtere Fan-Proteste gegen Investoren-Deal "werden nichts ändern"
München - Jan-Christian Dreesen geht nicht davon aus, dass intensivere Fan-Proteste den Einstieg eines Investors bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) verhindern werden. Falls es das Ziel Einzelner sei, Spiele mit "unlauteren Mitteln" zu beeinflussen, nehme er dies zur Kenntnis: "Das wird aber nichts ändern an der grundsätzlichen Einstellung der Mehrheit der 36 Bundesliga-Klubs", sagte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern in einem Interview der "Welt am Sonntag".

Dreesen kritisierte die organisierten Fans, die vielerorts mit dem Werfen von Tennisbällen und Schokomünzen den Spielbetrieb lahmlegen, nun scharf. "Ich habe das Gefühl, dass in einigen Ultra-Szenen Inhalte und die Auseinandersetzung mit Fakten gar keine Rolle mehr spielen", sagte der 56-Jährige. "Dass es da auch nicht mehr um den Fußball geht, sondern in erster Linie um Machtdemonstration". In den vergangenen Wochen hatten sich auch die Ultras des FC Bayern regelmäßig an den Protesten beteiligt.
Martin Kind im Fadenkreuz: Partie in Hannover kurz vor Abbruch
Am Freitag war es nach Zwischenfällen erneut zu Spielunterbrechungen in der ersten und zweiten Liga gekommen. Die Partie zwischen Hannover 96 und dem Hamburger SV stand in der Halbzeit mit einer mehr als 30-minütigen Unterbrechung vor dem Abbruch durch Schiedsrichter Sören Storks. Auslöser waren drei Banner im Gästeblock mit Porträts und jeweils einem Fadenkreuz – darunter der Kopf von 96-Geschäftsführer Martin Kind.

Diese Banner sorgten dafür, dass der Unparteiische die Mannschaften nach etwa einer Stunde Spielzeit in die Katakomben schickte. Zudem hatten die 96-Anhänger Spruchbänder mit den Aufschriften "CVC & Blackstone Marionetten des Sportwashings Saudi-Arabiens", "Konsequentes Handeln bei personifizierten Gewaltandrohungen" und "Spielunterbrechung jetzt" gezeigt. Erst als die Banner und Spruchbänder verschwunden waren, wurde die Partie wieder fortgesetzt, am Ende setzte sich Hannover mit 4:3 durch.
Dreesen: Ohne DFL-Investor verlieren deutsche Klubs den Anschluss
Zuletzt hatte es allerdings auch Forderungen einiger Klubs gegeben, erneut über den Einstieg eines Investors bei der DFL abstimmen zu lassen. Für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen soll ein Finanzinvestor der DFL eine Milliarde Euro zahlen. Bei der finalen Abstimmung der 36 Profiklubs für den milliardenschweren Deal im Dezember war die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit nur knapp zustande gekommen.

Sollte der Investoren-Deal, gegen den die aktiven Fanszenen seit Monaten demonstrieren, doch noch scheitern, sagt Dreesen eine düstere sportliche Zukunft für die deutschen Spitzenklubs voraus: "Letzten Endes würden wir den Anschluss an die großen Ligen in Europa verlieren."