Fan-Regeln für Neuer: Kein Humba, keine Küsse
MAINZ - Selbstkritik? Oh ja, es ist sogar eine Stärke von Manuel Neuer. Nach dem 1:2 im Halbfinale des „Ligatotal!“-Cups in Mainz gegen den Hamburger SV stellte sich der neue Bayern-Torhüter den Reportern und meinte auf die Frage nach Licht und Schatten der 60-Test-Minuten frei heraus: „Also ich fange gleich bei mir an: Ich stand falsch vor dem Freistoß.“
In seinem schneeweißen Dress segelte der 25-Jährige wie ein Handballtorwart durch den Strafraum, vorbei an Ball und Gegenspielern. HSV-Stürmer Heung Min Son konnte locker einschieben. Neuers Detailanalyse: „Ich hätte einen Meter woanders stehen müssen, dann hätte ich den Ball locker runtergepflückt.“ Beim zweiten Gegentreffer, wieder durch den Südkoreaner, sah die gesamte linke Abwehrseite schlecht aus. „Und dann passiert der zweite Fehler, der zum 2:0 führt, da passen wir nicht auf. Wir haben dann weitere Chancen nicht genutzt, so geht dann so ein Spiel flöten“, sagte Neuer. Sie geloben Besserung. Denn: die Vorbereitung dient der Abstimmung.
Von den Bayern-Fans war Neuer in der neuen Coface-Arena in Mainz gefeiert worden, nur die BVB-Anhänger unter den 31.000 Zuschauern pfiffen ihn aus. „Manuel ist in seinen jungen Jahren schon eine Spielerpersönlichkeit“, sagte Bayern-Trainer Jupp Heynckes über die Anfeindungen einiger Ultra-Fans, „er hat das alles weggesteckt, ist sehr ruhig und gelassen damit umgegangen.“ Laut „Sport-Bild“ hat sich Neuer bei einem Treffen mit fünf Ultra-Fanklubs letzte Woche in München darauf verständigt, dass es keine weiteren Protest-Aktionen gegen den Ex-Schalker gibt, wenn er sich an gewisse Verhaltensregeln hält. Und zwar: Kein Trikot in die Fankurve werfen, kein Kuss aufs Bayern-Wappen, keine Tänze vor der Südkurve oder Animation per Megafon für das Humba-Lied. All das eben, was er früher als Schalker gemacht hat.
„Ich musste schmunzeln, als ich davon gehört habe“, sagte Andreas Köpke in „Sport Bild“. Der Bundestorwart-Trainer weiter: „Dass Fans Verhaltensregeln für Spieler aufstellen, geht klar zu weit.“ Er setzt auf den Faktor Zeit bei der deutschen Nummer eins: „Wenn Manuel seine Leistung bringt und die ersten Siege eingefahren werden, hat sich das Thema schnell erledigt. Manuel lässt sich eh nicht aus der Ruhe bringen, er steht über den Dingen.“