Erstes Spiel nach Tod von Franz Beckenbauer: So will der FC Bayern seiner Vereinslegende gedenken
München - Es ist Spiel eins nach der Zäsur. Die Begegnung der Münchner am Freitagabend gegen die TSG Hoffenheim (20.30 Uhr/Sat.1, DAZN und im AZ-Liveticker) markiert den Beginn einer neuen Zeitrechnung beim FC Bayern. Die erste Partie seit dem Tod von Vereinslegende Franz Beckenbauer, der am Sonntag im Alter von 78 Jahren verstorben ist, wird zur emotionalen Gratwanderung.
Der FC Bayern und das Spiel eins nach Beckenbauer: "Das wird sehr emotional"
Für die 75.000 Zuschauer in der Allianz Arena, für die Verantwortlichen, Trainer und Spieler – und die Gegner aus dem Kraichgau, die sich womöglich etwas deplatziert vorkommen werden im allgemeinen Gefühlschaos. "Es hat eine Dimension, eine Tragweite, die man gar nicht greifen, gar nicht in Worte fassen kann", bekannte Trainer Thomas Tuchel am Donnerstag an der Säbener Straße.
Beckenbauer habe "die Menschen im Herzen berührt und emotional erreicht. Sein Lebenswerk, sei es als Spieler, Trainer oder Funktionär, ist einfach unglaublich. Das wird sehr emotional im Stadion." Gute Tränen kann niemand stoppen. Die offizielle Gedenkfeier findet jedoch erst in einer Woche, am 19. Januar, statt.
Franz Beckenbauer: Ehrung auf der Leinwand, der Bande, an und in der Arena
In der Fröttmaninger Schneeluft wird diesen Freitagabend schon eine ruhige, bedächtige Atmosphäre herrschen, wenn sich die Fans dem Stadion nähern und dieses mit dem Schriftzug "Danke Franz" erstrahlt. Die Arena, die es ohne Beckenbauers Engagement nie gegeben hätte. Vor dem Spiel werden Szenen aus dem Leben Beckenbauers auf der Stadionleinwand gezeigt, auch auf den LED-Banden rund um das Spielfeld laufen Botschaften und Schriftzüge.
Wie in der gesamten Stadt liegen auch im Stadion überall Kondolenzbücher aus, in denen die Fans mit einem letzten Gruß Abschied von ihrem Idol nehmen können. Die Akteure laufen wie bei allen Bundesligaspielen an diesem Wochenende mit Trauerflor auf, bei der Schweigeminute kurz vor Anpfiff wird die beklemmende Stille durch Schluchzen und Schlucken unterbrochen und dürfte dann in einen langanhaltenden Applaus münden. Gute Freunde kann niemand trennen.
Spätestens dann wird der gebürtige Münchner im Himmel auf seine Bayern herablächeln und mit seiner so jovialen Art sagen: "Bittschön, des reicht! Jetzt geht's naus und spuit's endlich Fuaßboi!" Und gewinnen. Für ihn. Für Franz!
FC Bayern will Duftmarke setzen – für Franz Beckenbauer, an die die Liga
In dieser speziellen Aura, diesem Mix aus Trauer und Stolz, heißt es aber auch: Umschalten aufs Tagesgeschäft. Schwierig genug. Der Schwall der Emotionen kann beflügeln oder lähmen. Dennoch: Die Bayern wollen eine Duftmarke setzen, einen Gruß an die Konkurrenz senden am letzten Spieltag der Hinrunde, mit dem das Fußballjahr 2024 eröffnet wird. In das der FC Bayern als Verfolger von Bayer Leverkusen geht, mit vier Punkten Rückstand, jedoch dem Nachholspiel gegen Union Berlin in der Hinterhand (24. Januar) – ungewöhnlich genug. "Wir haben die Möglichkeit, eng an Leverkusen heranzurutschen", sagte Tuchel, "wir wollen mit den drei Heimspielen (am 21. Januar gegen Werder Bremen, d.Red.) eine kleine Serie starten. Das Ziel ist klar: Wir wollen Meister werden." Im Todesjahr des Kaisers soll Titel Nummer zwölf hintereinander eingefahren werden. Gute Serien soll niemand ändern.
Nach dem "holprigen Start" (Tuchel) mit dem 1:1 im Test in Basel habe seine Mannschaft in dieser Woche im Training "einen großen Schritt nach vorne gemacht", freute sich der Trainer, sie sei "absolut bereit", versprach Tuchel. Und doch blickt er der Partie gegen den Tabellensiebten Hoffenheim mit "gemischten Gefühlen" entgegen. Man wolle mit einem Sieg "den bestmöglichen Start in das Jahr haben", so Tuchel, "gerade an einem Tag, an dem wir Franz Beckenbauer gedenken."