Einer für die Bayern
Franz Beckenbauer empfiehlt die Verpflichtung der Hoffenheimer Tormaschine Ibisevic.
HOFFENHEIM Inzwischen geht es wie von selbst. Der Ball ist abgefälscht, aber Vedad Ibisevic legt sich schnell quer, liegt fast auf dem Boden, sein rechter Fuß trifft die Kugel: drin! 1:0 für Hoffenheim nach gerade fünf Minuten. Es ist Ibisevics 17. Saisontor. Am Ende gibt es ein 3:0 gegen Bielefeld und erstaunte Beobachter. Selbst ein kühler Fachmann wie Ralf Rangnick gehört zu ihnen. Hoffenheims Trainer sagt: „Ich selbst hätte auch nicht erwartet, dass er so aufspielt. Aber es ist ein Beweis dafür, was das Gefühl des Vertrauens und des Gebrachtwerdens alles bewirken kann.“
Ibisevic gerät zum Phänomen der Hinrunde. Nicht nur in der Bundesliga, auch im internationalen Vergleich. Seine Trefferquote erreicht aktuell kein anderer Spieler in Europas Topligen. In der Bundesliga schaffte Dieter Müller mal für den 1.FC Köln eine solche Torausbeute, das ist nun 20 Jahre her. Selbst Gerd Müllers als unerschütterlich geltender Torrekord von insgesamt 40 Treffern aus der Saison 1971/72 könnte bedroht sein vom Bundesliga-Bomber der Gegenwart.
„Eine tolle Sache“, nennt Ibisevic (24) selbst sein Vordringen in historische Dimensionen, um sofort einzuschränken: „Ich werde mich deswegen aber nicht überschätzen.“
Reicht ja, wenn andere ihn wertschätzen. Franz Beckenbauer etwa. Der verkündete sogar, dass dieser Ibisevic von seinen Bayern zu verpflichten sei: „Wir sind an allen Spielern interessiert, die uns weiterbringen können. Ibisevic ist natürlich einer", sagte Beckenbauer auf Premiere, „er hätte noch viel mehr Möglichkeiten, im Strafraum zum Torschuss zu kommen. Das ist unser großes Problem: Wir haben zu viele Großchancen, die wir nicht verwerten können.“
Ibisevic hingegen mache „selbst aus dem Nichts noch ein Tor“, schwärmte Stürmer-Legende Rudi Völler über die Entwicklung des Angreifers. Als verkannter No-Name kam er zu Beginn der Saison von Alemannia Aachen. Hans-Dieter Hermann, der Psychologe in Rangnicks Trainerteam, habe ihn aufgebaut, erklärt der Bosnier. Und seit der Hoffenheim-Express rollt, scheint auch er unaufhaltbar zu sein. Die Allianz Arena soll am Freitag noch lange nicht Endstation sein. „Wir wollen auch dort weiter Gas geben“, sagt Ibisevic. Beckenbauer wird genau hinsehen.
Reinhard Keck