„Ein schönes Stadion hast du, Gerd“

Mit einem eigenen Stadion ehrt Nördlingen Gerd Müller, den Bomber der Nation – auch wenn es dem fast peinlich ist. Bei der Eröffnung sind dann gleich auch viele Tore gefallen.
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Trainer Jürgen Klinsmann (l.) mit Bayern-Legende Gerd Müller, der nun Namensgeber für das Stadion in Nördlingen ist.
spampics Trainer Jürgen Klinsmann (l.) mit Bayern-Legende Gerd Müller, der nun Namensgeber für das Stadion in Nördlingen ist.

NÖRDLINGEN - Mit einem eigenen Stadion ehrt Nördlingen Gerd Müller, den Bomber der Nation – auch wenn es dem fast peinlich ist. Bei der Eröffnung sind dann gleich auch viele Tore gefallen.

Bomber der Nation. Das klingt nach Wucht, nach Macht. Nach starker Präsenz. Gerd Müller hat diesen Beinamen einst wegen seiner vielen Tore für den FC Bayern bekommen. 365 Bundesliga-Treffer hat er erzielt, die Zahl wird unerreicht bleiben.

Aber Macht? Wucht? Präsenz? Das hat für Gerd Müller allein auf dem Rasen gegolten. Wer ihn kennt, der weiß, dass der Bomber manchmal scheu sein kann, sogar schüchtern.

Das war ihm anzumerken an diesem Tag, der ja sein Tag sein sollte. Der Tag, an dem die Bayern über Augsburg und Donauwörth nach Nördlingen gefahren sind, in jenen Ort, in dem Gerd Müller 1945 geboren worden ist. Die Gemeinde, in der nun seit 100 Jahren im Verein Fußball gespielt wird – und in der aus diesem Anlass das Stadion des örtlichen Bezirksoberligisten TSV Nördlingen umbenannt worden ist: Vom Rieser Sportpark in Gerd-Müller-Stadion. Zu Ehren des Bombers.

Eine Dreiviertelstunde vor Spielbeginn betrat Müller mit Oberbürgermeister Hermann Faul den Innenraum des Stadions und sorgte erstmal dafür, sorgen, dass seine Ehefrau Uschi einen schönen Sitzplatz bekam. Auch Tochter Nicole und Enkelsohn Mick waren als Ehrengäste da. Dann wurde es emotional, als Gerd Müllers erster Trainer Georg Münzinger (82) auf ihn zukam und ihn innig umarmte.

Die 10000 Zuschauer im ausverkauften Stadion dankten dem bekanntesten Nördlinger mit stehenden Ovationen. Auch Jürgen Klinsmann fand nette Worte: „Der Gerd ist ein ganz liebenswerter Mensch, und ich bin froh, dass ich jetzt als Bayern-Trainer die Ehre habe, ihn jeden Morgen um 8 Uhr an der Säbener Straße zu sehen und mit ihm zusammenzuarbeiten."

Als es daran ging, eine Gerd-Müller-Gedenktafel zu enthüllen, schaute der Geehrte nervös drein. So, als wäre er gern woanders, bloß nicht hier im Mittelpunkt vor aller Augen. Ihm graute womöglich vor einem solchen Festakt mit vielen Reden, Interviews und zahllosen Händen, die es zu schütteln galt.

Aber Müller trat dann natürlich doch auf den Rasen und sagte gerührt: „Ich bedanke mich sehr, dass ihr das gemacht habt und das Stadion jetzt Gerd-Müller-Stadion heißt. Das hätte ich nie geglaubt.“ Danach lief er eine Ehrenrunde. Und später, beim Freundschaftsspiel der Bayern gegen den TSV, saß er auf der Trainerbank zwischen Klinsmann und Co-Trainer Martin Vasquez. „Hier sitzt der Gerd“, hatte Klinsmann bestimmt und Torwarttrainer Walter Junghans auf einen anderen Platz dirigiert. Zu Müller sagte der neue Trainer: „Ein schönes Stadion hast du, Gerd.“

Und wie es sich in einem Stadion mit diesem Namen gehört, sind viele Tore gefallen. 8:0 haben die Bayern gewonnen (Tore: Deniz Yilmaz (3), Joseph Ngwenga (2), Marc van Bommel, Martin Demichelis und Andreas Ottl). Und Toni Kross hat noch einen Elfmeter verschossen.

Das wäre dem Bomber früher vermutlich nicht passiert.

Reinhard Franke

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