Eberl unter Druck: Warum wildert der FC Bayern so oft in der Premier League?
Viel tut sich aktuell nicht an der Säbener Straße, so scheint es zumindest. Die Stars des FC Bayern haben sich nach der strapaziösen Klub-WM in ihren wohlverdienten Urlaub verabschiedet, entsprechend verwaist sind die Trainingsplätze. Wer glaubt, dass beim Rekordmeister der Müßiggang Einzug gehalten habe, der irrt allerdings. Hinter den Kulissen wird fleißig gearbeitet – und das ist auch nötig.
Vor allem für Sportvorstand Max Eberl warten in den kommenden Wochen schwierige Aufgaben. Der Auftrag an ihn ist klar: Die viel zu hohen Gehaltskosten sollen gesenkt, der Sparkurs eingehalten, gleichzeitig aber ein schlagkräftiger Kader mit neuen Offensiv-Stars und Talenten aus dem eigenen Nachwuchs zusammengestellt werden. Ein gewaltiger Spagat. Ob Eberl schon die Adduktoren gedehnt hat?
Der Druck auf Bayern-Manager Eberl wird immer größer
Nun, der Schwere der Aufgabe scheint sich Bayerns Sportchef absolut bewusst zu sein. Schon am Rande der Klub-WM hatte er genervt auf Nachfragen zu den hohen Anforderungen als Manager des Rekordmeisters reagiert. "Ich weiß nicht, wie oft mir mittlerweile mitgeteilt wurde: Ich muss sparen, ich muss sparen, ich muss sparen – und dann wird mir gesagt, ich muss einen für 80 oder 100 Millionen Euro kaufen. Das ist absurd", brodelte es aus dem 51-Jährigen heraus. Willkommen beim FC Bayern!
Zuletzt ist der Druck auf Eberl immer mehr gewachsen. Nach den Abgängen von Thomas Müller, Leroy Sané und Mathys Tel war der Handlungsbedarf in der Offensive ohnehin schon enorm. Dieser hat sich nach der schweren Verletzung von Jamal Musiala noch einmal vergrößert.
Wird Liverpools Díaz Bayerns neuer Linksaußen?
Besonders erfolgreich war die Suche nach einem neuen Angreifer bislang allerdings nicht. Nico Williams hat sich für einen Verbleib in Bilbao entschieden, Jamie Gittens geht lieber zum FC Chelsea und der ebenfalls gehandelte Bradley Barcola erhält von seinem Klub Paris Saint-Germain keine Freigabe.
Für die Position auf dem Flügel rückte daher zuletzt Luis Díaz vom FC Liverpool in den Fokus. Der Kolumbianer soll sich einen Wechsel nach München gut vorstellen können, wäre allerdings nicht ganz billig. Laut "Sport Bild" liegt die Schmerzgrenze der Bayern bei einer Ablöse von 60 Millionen Euro plus Boni, dazu käme ein üppiges Gehalt. Klingt nicht unbedingt nach Sparkurs.
Warum wildert Bayern momentan so häufig in England?
Stellt sich die Frage: Warum fokussieren sich die Bayern auf dem Transfermarkt in den vergangenen Jahren ausgerechnet so stark auf die Premier League? Die englische Eliteklasse ist mit weitem Abstand die finanzstärkste Liga der Welt – und die Spieler im Vergleich zu anderen Ligen meist unverhältnismäßig teuer und verdienen überdurchschnittlich hohe Gehälter.
Abgesehen von Michael Olise – und natürlich Harry Kane- hat mit Neuzugängen von der Insel in der jüngeren Vergangenheit auch nicht die allerbesten Erfahrungen gemacht. 50-Millionen-Neuzugang Joao Palhinha etwa funktioniert bislang überhaupt nicht und steht nach einem Jahr schon wieder zum Verkauf. Damit wäre er genauso lang bei den Bayern geblieben wie Sadio Mané, der 2023 aus Liverpool kam und ebenfalls enttäuschte. Noch mehr Geld wurde mit Sané verbrannt, der einst als Robben-Nachfolger aus Manchester geholt wurde und nun nach fünf insgesamt nur durchschnittlichen Jahren ablösefrei nach Istanbul wechselt. Warum schauen die Münchner auf der Suche nach Neuzugängen so häufig nach England?
Präsident Hainer hebt Eberls Erfolge hervor
Rückendeckung erhält Eberl unterdessen von Vereinspräsident Herbert Hainer. "Mir kommt das Positive in der Bewertung der Öffentlichkeit oft zu kurz", sagt er der "Sport Bild" und verweist auf die Erfolge, die der 51-Jährige gemeinsam mit Sportdirektor Christoph Freund vorzuweisen hat: "Die Trainersuche wurde viel kritisiert, aber am Ende haben Max und Christoph Vincent Kompany geholt, und alle sind happy."

Zudem werde der vor einem Jahr in Deutschland noch weitgehend unbekannte Michael Olise mittlerweile von vielen als "bester Neuzugang seit Jahren bezeichnet, Tom Bischof kam ablösefrei, genau wie Jonathan Tah, den viele internationale Top-Klubs wollten".
Hainer wirbt daher um Geduld. Man stecke "gerade mitten in der Transferperiode. Es ist bekannt, dass wir uns in der Offensive verstärken wollen. Man muss sehen, was möglich ist. Und daher sage ich klipp und klar: Die Sportliche Leitung soll in Ruhe ihre Arbeit machen".
Ruhe beim FC Bayern? Die herrscht aktuell nur auf dem Trainingsplatz.
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