Donovan: „Ihr Deutschen seid weiter als wir in Amerika“
Bayerns Neuzugang Landon Donovan, ein Obama-Wähler, über Politik, seine Rolle als Klinsmann-Protegé und seine prominente Ehefrau.
AZ: Herr Donovan, der Dienstag muss ein großer Tag für Sie gewesen sein.
LANDON DONOVAN: Ja, das stimmt. Ich konnte endlich meine neue Wohnung in der Innenstadt beziehen. Toll.
Sie sind US-Bürger. Wir meinten eher wegen der Amtseinführung von Präsident Barak Obama in Washington.
Ja, klar. Ich weiß schon, was Sie meinen. ich war glücklich, dass ich alles anschauen konnte, stundenlang. Ob live auf CNN oder hinterher die ganzen Kommentare, auch im Deutschen Fernsehen.
Wie stehen Sie zu Barack Obama?
Ich denke, der 20. Januar war ein großer, sehr wichtiger Tag für unsere Geschichte, für die ganze Welt. Wir alle setzen große Hoffnung für unsere Zukunft in Obama. Aber ich denke, ihr in Deutschland wart einen Schritt schneller, ihr Deutschen seid schon weiter als wir in den USA.
Wie meinen Sie das?
Weil die Deutschen vor ein paar Jahren mit Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Frau zur Bundeskanzlerin gewählt haben. Und sie macht einen guten Job.
Direkt gefragt: Haben Sie Obama gewählt?
Ja.
Sie sind als Fußballer viel unterwegs, haben schon 2000/01 und 2005 für Bayer Leverkusen in Deutschland gespielt. Was haben Sie erlebt, wie werden die Amerikaner im Ausland gesehen?
Auch wenn es nur ein Eindruck ist, aber manche sind ein wenig neidisch auf unseren lockeren „Way of live“. Andererseits sind viele nicht gerade glücklich mit uns Amerikanern, manchen fehlt der Respekt. Das wird sich durch Obama hoffentlich ändern.
Und Ihr Deutschland-Bild? Jetzt sind Sie Teilzeit-Münchner.
Als ich von Leverkusen weggegangen bin, war ich frustriert. Alles war schlecht, die Leute, das Wetter – dabei lag es an mir. Ich war im Kopf einfach zu jung, nicht reif genug. Diese große Chance habe ich damals nicht genutzt. Nun habe ich zum Glück eine neue.
Nun sind Sie drei Wochen bei der Mannschaft, in Kaiserslautern haben Sie per Kopf das 2:0 erzielt. Fühlen Sie sich akzeptiert – nicht nur von Klinsmann, der Sie geholt hat, auch vom Rest der Mannschaft?
Es ist immer schwer, in einer intakten Mannschaft als Neuer seinen Weg zu finden. Aber jede Woche, jeden Tag werden sie sehen, dass ich besser werde, dass sie mir vertrauen können – vor allem im Spiel. Dass sie wissen: Wenn Landon reinkommt, geht nochmal ein Ruck durchs Team. Jawohl, wir schaffen das!
Wie verständigen Sie sich mit Luca Toni oder Franck Ribéry?
Englisch, das können sie ganz gut. Oder auf Deutsch. Aber es ist easy: Wir sprechen alle Fußball. Wenn ich Deutsch lernen möchte, schaue ich im TV die „Simpsons“ oder Sportsendungen. Ein, zwei Mal pro Woche lerne ich mit den Co-Trainer, die haben einen Sprachlehrer.
Ihre Frau Bianca Kajlich war früher Balletttänzerin, nun TV-Schauspielerin, in welcher Serie ist Sie momentan zu sehen?
Die erste Staffel der Comedy-Show „Rules of Engagement“ ist abgedreht, in den USA läuft das ab März. Wenn es eine zweite Staffel gibt, wird ab August gedreht.
Ihre Frau war in dem Film „Ten Things I hate about you“ zu sehen, was hassen Sie an sich?
Zehn Dinge? Privat nichts (lacht).
Und im Fußball?
Ein paar. Mein Kopfballspiel, obwohl ich jetzt schon in Lautern getroffen habe (ballt die Faust), dazu das Verteidigen, das wird auch für einen Offensiv-Spieler im modernen Fußball immer wichtiger. Plus das schnelle Spiel zu erlernen. In der Bundesliga läuft es ganz anders als in den USA. Dort ist es heiß, der Platz ist groß, das Spiel langsam – da hast du viel Zeit, nicht in Deutschland.
Sie haben im Hotel „Vier Jahreszeiten“ gelebt, nun eine Wohnung. Für wie lange haben Sie den Mietvertrag unterschrieben?
Für acht Wochen, bis Mitte März.
Die Vereinbarung mit der MLS, das Ausleihgeschäft mit Bayern läuft bis 8. März. Wann fällt die Entscheidung, ob Sie einen langfristigen Vertrag bekommen?
Es gibt kein Datum. Wenn ich nach L.A. zu Galaxy zurückgehe, hätten wir dort unser erstes Spiel um den 21. März, also müsste ich mindestens eine Woche vorher rüber. Aber das wäre schade. Ich will es hier schaffen, das ist mein Traum. Ich möchte hier ein paar Jahre bleiben.
Interview: Patrick Strasser