Die Trophäen-WG: Komm Du erst mal nach Hause!
Meisterschale, Pokal und Henkelpott daheim bei den Bayern: Die AZ belauschte ihr Treffen
Freitagabend. Das „Sieger-Stüberl“, irgendwo zwischen Ober- und Untergiesing. Der „Winners-only-Stammtisch“: Meisterschale, DFB-Pokal und Champions-League-Henkel-Pott, um über ihre Dreier-WG zu reden.
Geklappt hat’s bislang noch nie, heuer sieht’s schon schwer nach Zusammenziehen aus. Der DFB-Pokal, Freunde nennen ihn einfach P., mag große Gläser, gern auch mal eine Laterndl-Maß.
Auftritt Schali, Freunde sagen Charlie, die Meisterschale. „Griaß di, Spatzerl“, ruft P., der nach 15 Münchner Jahren den Slang der Säbener Straße angenommen hat. Er drückt ihr einen Schmatzer auf den obersten ihrer 16 Turmaline und sagt: „Guad schaugst aus.“ Das gemeinsame Jahr im Dortmunder Exil hat sie zusammengeschweißt. „Ach P., es ist so schön, endlich wieder daheim zu sein“, seufzt Charlie und krabbelt auf den Barhocker, „ich hab’s ja schon geschafft, und dir werden diese Schwaben in Berlin auch nicht mehr in die Suppe spucken, was?“
Sie bestellt alkoholfreies Bier, wie immer. Eine Salatschüssel ist halt kein Pott, aus dem Meister-Bier gebechert wird. P., mit acht Litern Fassungsvermögen sozusagen der Gegenentwurf zur allzeit alk-freien Charlie, prostet ihr zu und ruft: „Spatzerl, mir zwei halten z’samm. Weißt noch, wie wir uns bei den Schwarzgelben immer das Silberputzmittel geteilt haben?“ In diesem Moment federt Henkel herein, der dandyhafte Kosmopolit unter den Trophäen.
Sein Credo: Mailand oder Madrid – Hauptsache Weltstadt. Schachtjor Donezk kommt diesem Snob nicht in die Tüte. „Hello everybody“, näselt er, haucht Charlie ein „Gnä’ Frau, wie Sie wieder glänzen heute“ ins Ohr, bestellt einen Piccolo und würdigt P. keines Blickes. „Dieser Angeber!“, faucht der und nimmt einen tiefen Schluck aus dem großen Glas. Henkel charmiert weiter: „Darling, ich Freude mich ja so auf unsere gemeinsame Zeit in wonderful Bavaria! London war so fad! Dieser Chelsea-Russe! Schleppte mich immer mit auf seine Yacht, füllte mich mit Wodka ab und schmiss mich dann rücklings an die Wand! So ein Rüpel, I tell you!“
Jetzt wird’s dem eifersüchtigen P. echt zu viel: „Du Weichei! Bei dir sieht man ja gar nix. Als mich der Assauer 2002 fallen ließ, bin ich bei den Schalkern wochenlang total schief rumgestanden. 30000 hat der Rudi gezahlt, damit ich wieder ordentlich aussehe.“ – „Hätte ja auch fast geklappt“, giftet Henkel, der Schnösel. Jetzt wird es Charlie zu bunt: „Ihr habt ein Leben! Mich haben sie gerade sechs Wochen lang durchs Land geschippert: 50 Jahre Bundesliga. Immerhin bin ich so früher aus Dortmund rausgekommen. Freund P. macht ihr Mut: „Ach komm, Spatzerl, dafür bist dann nachad aufm Rathausbalkon: ,Home, sweet home’, wie der Bayer sogt.“
Das wird Henkel zu innig, und so platzt er dazwischen: „Charlie-Schnuckel, ich zieh’ dann am 26. bei dir ein. Schätze, dass ich Sonntagmittag da bin, falls mich nicht wieder so ein unausgenüchterter Bayer einem Journalisten in die Hand drückt, so wie vor zwölf Jahren nach der wilden Mailand-Sause, als ich in der Sendlinger Straße bei der AZ gelandet bin. Das waren vielleicht lustige Leute, I tell you. Immerhin haben sie mich nicht an die Wand geklatscht.“
Charlie will von den ollen Kamellen nichts wissen und stellt die pragmatischste aller WG-Fragen: „Wie machen wir’s mit dem Silber-Putzplan?“ P. kalauert: „Politur? Danach fühl’ ich mich immer so matt.“ Henkel kontert: „My goodness, womit hab’ ich den bloß verdient?“ Darauf P.: „Komm du erst mal nach Hause!“ Charlie geht dazwischen: „Hey Jungs, jetzt könnten wir tatsächlich ein Jahr zusammen in der Bayern-WG verbringen.
Und diesen Pep kennenlernen, ihr wisst schon. Also reißt euch zusammen, okay? Ihr wollt es doch auch!“
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