Die Oldie-Bayern: Warum die Verjüngungskur gerade rechtzeitig kommt

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Zwei Spiele, zwei Siege, 8:1 Tore und schon nach dem ersten Spieltag Tabellenführer: Der Start in die neue Saison hätte für den FC Bayern beileibe schlechter laufen können. Trotz der Strapazen durch die Klub-WM und die dadurch deutlich verkürzte Vorbereitung zeigt sich der Rekordmeister in bemerkenswerter Frühform – und sorgt schon jetzt für Angst und Schrecken in der Bundesliga.
Dass die Münchner tatsächlich so gut in die neue Spielzeit starten, war nicht unbedingt abzusehen. Zuletzt hatten vor allem die Diskussionen um den dünnen Kader die Schlagzeilen bestimmt. Den zahlreichen Abgängen im Sommer stehen bislang lediglich drei Neuzugänge gegenüber, mit Chelseas Nicolas Jackson soll noch ein vierter kommen. Doch selbst dann wäre der Kader in der Offensive im internationalen Vergleich noch immer etwas dünn aufgestellt. Oder etwa nicht?
Eberl erklärt: Darum setzt der FC Bayern nun verstärkt auf die Jugend
Im Vergleich zu den vergangenen Jahren verfolgt die sportliche Führung um Max Eberl und Christoph Freund heuer bei der Kaderplanung (gezwungenermaßen) eine andere Strategie und setzt verstärkt auf die Jugend. Mit dem 17-jährigen Top-Talent Lennart Karl, dem 18-jährigen Sturm-Hünen Jonah Kusi-Asare und dem 16-jährigen Wirbelwind Wisdom Mike wurden gleich drei Teenager in die erste Mannschaft hochgezogen. Sie sollen in der kommenden Saison regelmäßig Spielzeit sammeln – und da hilft es eben nicht, ihnen teure Stars vor die Nase zu setzten, erklärt Sportvorstand Eberl.

"Uns war von Anfang an klar, dass wir die Jungen auf die Platte bringen wollen und eine Kadersituation bringen, wo wir ihnen Einsatzzeiten geben können", sagte der 51-Jährige vor dem 6:0-Schützenfest gegen Leipzig am Freitag bei Sky. Gleichzeitig sei es aber wichtig, den jungen Spielern nicht sofort zu viel Verantwortung zu übertragen. "Wir machen das behutsam, haben aber bewusst Platz im Kader geschafft", so Eberl.
Fünf Ü30-Spieler in der Startelf: Der Kader des FC Bayern ist in die Jahre gekommen
Inwiefern der neue Jugendkurs bei den Bayern auch durch den selbst auferlegten Sparkurs getrieben wird, sei dahingestellt. Klar ist: Die Frischzellenkur ist dringend nötig, denn der aktuelle Kader ist in die Jahre gekommen und muss ohnehin verjüngt werden. Das zeigte sich auch beim Blick auf die Spielberichtsbögen in den ersten beiden Pflichtspielen der neuen Saison.
Gegen Stuttgart und Leipzig setzte Trainer Vincent Kompany jeweils auf dieselbe Startelf und vertraute dabei seinen erfahrenen Spielern. Insgesamt betrug der Altersdurchschnitt jeweils 29,6 Jahre. Zum Vergleich: Stuttgart (26,5 Jahre) und Leipzig (26,1) schickten gegen den Rekordmeister auch keine außergewöhnlich jungen Mannschaften ins Rennen, waren aber dennoch rund drei Jahre jünger.
Der mit Abstand jüngste Spieler bei den Bayern war der 23-jährige Michael Olise, danach folgten mit Josip Stanisic (25) und Dayot Upamecano (26) bereits zwei Mittzwanziger. Mit Manuel Neuer (39), Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Serge Gnabry (je 30) und Harry Kane (32) standen in den ersten beiden Pflichtspielen gleich fünf Ü30-Spieler von Beginn an auf dem Platz.
Der FC Bayern hat einen der ältesten Kader der Liga
Auch im Ligavergleich zählen die Bayern zu den älteren Mannschaften. Insgesamt kommt der Kader auf einen Altersschnitt von 26,2 Jahren. Nur der FSV Mainz 05 (26,4) und der SC Freiburg (26,9) sind im Schnitt noch älter. Die Münchner hätten also ohnehin eher früher als später eine Verjüngungskur gebraucht.
Dass Trainer Kompany trotz der guten Eindrücke, die die Youngsters in der Vorbereitung hinterlassen haben, zu Beginn der Saison in der Startelf noch bevorzugt auf seine erfahrenen Stars setzt, ist durchaus nachvollziehbar, wenn auch bei Teilen der Fans nicht allzu populär. Für den Belgier ging es in erster Linie darum, einen guten Saisonstart hinzulegen und eine solide Basis zu schaffen, auf der sich die Nachwuchskräfte entwickeln können. "Für junge Spieler ist es wichtig, ein Umfeld zu haben, in dem sie wachsen können. Ihnen jetzt schon die ganze Verantwortung zu geben, wäre zu viel", meint auch Sportvorstand Eberl.
Der FC Bayern liegt mit seinem Jugendkurs im Trend
Gegen Leipzig durfte Offensiv-Juwel Karl nach seinem Kurzeinsatz gegen Stuttgart immerhin schon über rund 20 Minuten ran und hinterließ erneut einen positiven Eindruck, Angreifer Kusi-Asare wurde erst kurz vor Schluss für Dreierpacker Kane eingewechselt. Eine Torbeteiligung in einem Pflichtspiel für die Profis war beiden noch nicht vergönnt.

Wie schnell sich das ändern kann, zeigte sich übrigens am vergangenen Wochenende in der Premier League. Beim FC Arsenal feierte gegen Leeds United mit Max Dowman ein gerade einmal 15-Jähriger sein Debüt – und holte nur kurz darauf einen Elfmeter heraus. Noch besser lief es für den 16-jährigen Rio Ngumoha vom FC Liverpool. Er erzielte in der zehnten Minute der Nachspielzeit den Siegtreffer zum 3:2 gegen Newcastle.
Scheint fast so, als würden die Bayern mit ihrer Verjüngungskur voll im Trend zu liegen ...
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