Die Kompany-Bayern: Sogar besser als unter Pep

Der FC Bayern gewinnt bei Paris Saint-Germain vor allem dank einer fantastischen ersten Halbzeit mit 2:1. Für Joshua Kimmich sogar die beste erste Hälfte seit Ewigkeiten.
von  Patrick Strasser
Schlussjubel des FC Bayern in Paris.
Schlussjubel des FC Bayern in Paris. © IMAGO/Ulrich Hufnagel

Die Antwort kam so gedankenschnell und entschlossen wie die Angriffswellen der Bayern in der ersten Halbzeit. "Ja", sagte Joshua Kimmich und ließ die Zuhörer in den Katakomben des Prinzenpark-Stadions von Paris verblüfft zurück. Ob diese erste Halbzeit mit der 2:0-Führung bei Paris Saint-Germain, beim Titelverteidiger der Champions League, die beste Halbzeit sei, die er bei Bayern bisher erlebt habe, lautete eine Reporterfrage um kurz vor Mitternacht.

Der 30-Jährige spielt seit 2015 in München, bestreitet seine elfte Saison im Bayern-Trikot. Dieser Auftritt in Paris war für Kimmich das Nonplusultra – mit dem Wendepunkt, dass sich durch den Platzverweis für den Doppeltorschützen Luis Díaz kurz vor der Pause danach ein anderes Spiel entwickelte, das die Bayern mit 2:1 über die Runden verteidigten. Nach der besten Halbzeit seit zehn Jahren.

Kimmich erinnert an Juve-Duell 2016 – doch in Paris 2025 hielt Bayern Stand

"Gegen so einen Gegner auf so einem hohen Level, mit so einer Art und Weise, Fußball zu spielen und denen so weh zu tun", dachte Kimmich laut nach und kramte aus seinem Hinterkopf "eine unfassbare erste Halbzeit bei Juventus Turin" heraus. Im Februar 2016 war das, unter Trainer Pep Guardiola in dessen dritten und letzten Amtsjahr. In jenem Achtelfinal-Hinspiel verspielten die Münchner eine 2:0-Führung, Endstand 2:2. Unter Vincent Kompany eben nicht. "Die erste Halbzeit hier in Paris hat sich sehr, sehr gut angefühlt", so Kimmich, "auch wenn es sehr intensiv war." Kein reiner Genuss.

Für Joshua Kimmich war es die beste erste Halbzeit seitdem er beim FC Bayern spielt.
Für Joshua Kimmich war es die beste erste Halbzeit seitdem er beim FC Bayern spielt. © IMAGO/Eibner-Pressefoto/Memmler

"Nach 25 Minuten habe ich mal nach oben geguckt und gedacht, ich kippe gleich um", meinte der Vize-Kapitän aufgrund der wilden Hetzjagd, dem Mann-gegen-Mann-Pressing über den gesamten Platz. Der erste Anzug beider Teams? Haute Couture, feinster Zwirn. Auch wenn die Bayern ihren Stil etwas abändern mussten. "Nicht dieser absolute Ballbesitzfußball, den wir sonst bringen", sagte Kimmich, "aber wir waren richtig griffig, hatten viele gute Chancen und waren körperlich sehr präsent." Und gierig, gallig. Als hätten sie einen galligen Hahn im Logo.

"In der ersten Halbzeit hat man klar gesehen, wer hier die bessere Mannschaft war", bilanzierte Kapitän und Torhüter Manuel Neuer mit einer Portion Genugtuung als Reaktion auf die bittere 0:2-Niederlage der Bayern gegen PSG Anfang Juli im Viertelfinale der Klub-WM in den USA.

Díaz-Rot? "Wir spielen im Training oft genug Überzahl gegen Unterzahl"

Der vierte Sieg im vierten Ligaspiel der Champions League, der 16. Erfolg im 16. Pflichtspiel dieser Saison von Beginn weg. Sportvorstand Max Eberl fand es "beeindruckend, was wir gespielt haben. Wir haben es super gemacht gegen eine der besten Mannschaften Europas, letzte Saison das Maß der Dinge. Was wir uns vorwerfen müssen, dass wir nicht das dritte Tor gemacht haben in der ersten Halbzeit."

Was das Leben in Halbzeit zwei einfacher gemacht hätte nach der berechtigten Roten Karte für Díaz nach dessen zu hartem Einsteigen gegen Achraf Hakimi, der unter Tränen in die Kabine humpelte. So mussten die Bayern zu zehnt den Schalter umlegen auf: Abwehrschlacht, im tiefen Block verteidigen. Klappt auch, kein Ding. "Wir spielen im Training oft genug Überzahl gegen Unterzahl", meinte Neuer, "zehn gegen acht". Also reine Übungssache.

"Es hat sich angefühlt wie ein Semifinale oder ein Finale"

Laut Eberl ist das "für uns jetzt wieder ein weiterer Schritt. Wir wissen: Wenn wir mal nur verteidigen müssen - das können wir auch. Deswegen ist dieser Sieg richtig viel wert." Als Bestätigung für die eigene Flexibilität. Das Selbstvertrauen ist nun Eiffelturm-hoch. "Wow, was haben wir heute für eine Fight erlebt an diesem wunderbaren Abend in Paris", sagte Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen während seiner Rede auf dem Bankett im Teamhotel "Four Seasons George V", unweit des Arc de Triomphe. "Es hat sich angefühlt wie ein Semifinale oder ein Finale", meinte Dreesen. Das Endspiel der Königsklasse findet erst in der übernächsten der vier Jahreszeiten statt, im Frühjahr, am 30. Mai in Budapest.

Kommt Bayerns Flow zu früh? Eberl sieht den aktuellen Lauf als "gute Grundlage, die wir uns legen. Trotzdem werden wir nicht müde, davon zu reden: Es geht weiter. Wir wollen mehr."

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