Derby im April 2013: 49 Festnahmen und Ultras-Schlägerei
Beim Spiel Bayern gegen Nürnberg in der Allianz Arena im April 2013 kam es trotz erhöhter Sicherheitsbedingungen zum gewaltsamen Aufeinandertreffen zweier Fangruppierungen. Lesen Sie hier den Ermittlungsbericht der Polizei.
München - Am 13.04.2013 hatte der FC Bayern den 1. FC Nürnberg in der Allianz Arena zu Gast. Seit jeher ein Derby mit Brisanz - auf und neben dem Platz. Treffen die beiden Teams aufeinander, wird das Spiel als sogenanntes Hochrisikospiel bewertet. Das heißt: Ein Spiel, das aus bestimmten Gründen, wie die Feindschaft unter Fangruppen, unter erhöhten Sicherheitsbedingungen stattfindet. Trotzdem kam es bei der Partie im April letzten Jahres zu Ausschreitungen zwischen Club- und Bayernfans.
Lesen Sie hier die Ermittlungsergebnisse der Polizei im Wortlaut:
Am 13.04.2013, um 15.30 Uhr, fand die Bundesligabegegnung FC Bayern München – 1. FC Nürnberg in der Allianz Arena in München statt. Bereits vor dem Spielbeginn kam es in der Zeit von ca. 12.45 Uhr bis 13.00 Uhr, im Umfeld der Allianz Arena zu einem Landfriedensbruch mit 122 beteiligten Personen. Zur Klärung der Straftaten wurde beim Kommissariat 23 eine Ermittlungsgruppe „Nürnberg“ gegründet. Diese konnte folgenden Tatablauf rekonstruieren.
Am Spieltag, gegen 10.00 Uhr, begaben sich ca. 100 Bayernfans vom Odeonsplatz mit der U-Bahn zur Allianz Arena. Dort trafen sie am Streetwork-Bus, der am Parkplatz Süd steht, auf weitere Bayernfans (Ultras). Insgesamt haben sich hier 120 Ultras versammelt.
Paralell dazu haben sich ca. 50 bis 60 weitere Bayernfans (Ultras) auf einem in der Nähe gelegenen Baumarktparkplatz in der Mutmannstraße in Fröttmaning heimlich versammelt.
Zeitgleich kamen ca. 400 Nürnbergfans beim U-Bahnhof Fröttmaning an. Diese Gruppierung wurde durch Polizeikräfte in Richtung Stadion begleitet. Als die Nürnbergfans die Brücke an der Maria-Goeppert-Mayer-Straße erreicht hatten, begannen die Bayernfans am Streetwork-Bus auf Kommando eines bekannten Führungsmitgliedes der Ultras in Richtung Nürnbergfans zu laufen.
Ein Aufeinandertreffen konnte allerdings von den eingesetzten Polizeikräften verhindert werden. Vermutlich durch Absprache der Bayern Ultras griff parallel dazu die zweite Gruppe aus Richtung Baumarktparkplatz die Nürnberger von der anderen Seite an. Als die Nürnbergfans die zweite Gruppe der Bayernfans erkannte, rannte ein Teil von ihnen in Richtung Bayernfans.
An der Leitplanke zwischen Hang und Autobahnzufahrt kam es nun zu vereinzelten körperlichen Auseinandersetzungen zwischen den Nürnberger und den Münchner Fangruppierungen.
Die Nürnberger Fans, die sich noch auf der Brücke befanden, wurden durch eine Polizeikette angehalten und am Weitergehen gehindert. Nachdem diese jedoch die Auseinandersetzung am Autobahnzubringer sahen, durchbrach ein Teil von ihnen gewaltsam die Polizeikette und rannte ebenfalls den Hügel entlang in Richtung der auseinandersetzenden Fangruppierungen.
Unmittelbar danach zogen sich die Bayern Ultras zurück und nun kam es am Hügel und auf der Brücke zu massiven Ausschreitungen seitens der Nürberger Fans gegenüber der Polizei. Mehrfach wurden die Beamten mit Händen und Füßen, Ästen und anderen Gegenständen geschlagen. Zudem kam es zu einer Vielzahl von Stein- und Flaschenwürfen gegen die eingesetzten Polizeibeamten. Hierbei wurden mehrere Beamte zum Teil erheblich verletzt.
Dank der schnellen Zuführung zusätzlicher Polizeikräfte wurde die Situation etwas beruhigt und die gesamte Nürnberger Fangruppierung auf die Brücke zurückgedrängt.
Bei den Nürnbergfans wurden Personalienfeststellung sowie zwanzig vorläufige Festnahmen durchgeführt. Sie konnten im Anschluss ohne weitere Zwischenfälle zum Stadion begleitet werden. Von den Bayernfans wurden insgesamt 29 Festnahmen durchgeführt. Diese wurden ebenfalls nach der kriminalpolizeilichen Sachbearbeitung wieder entlassen.
Insgesamt haben sich 122 Personen des Landfriedensbruches schuldig gemacht. 66 davon haben noch weitere Straftaten, wie Körperverletzungsdelikte und Widerstandshandlungen begangen.
Durch die weiterführenden Ermittlungen konnten 65 Täter ermittelt werden. Weitere 57 Täter sind bisher noch unbekannt. Bei den Auseinandersetzungen haben sich insgesamt 17 Polizeibeamte verletzt.
Das Ermittlungsergebnis wurde der Staatsanwaltschaft München I übersandt.