Der heilige Lloris — einer für Bayern?
LYON - Der Torwart ist erst 23, aber bereits Nummer 1 bei Olympique und in Frankreichs Nationalelf.
Nur noch die Älteren können sich an die Zeiten erinnern, als beim FC Bayern mal ein nicht-deutscher Keeper im Tor stand. Jean-Marie Pfaff hieß der, war Belgier, noch lustiger als seine Frisur, ziemlich gut zwischen den Pfosten und blieb bis 1988. Da Manuel Neuer wohl unbedingt Schalker auf Lebenszeit bleiben will und der bald 36-jährige Jörg Butt auch nicht jünger wird, könnte der nächste Ausländer im Bayern-Tor nun womöglich ein Franzose sein: Hugo Lloris, am Mittwochabend zu Gast mit Olympique Lyon.
Dem 23-Jährigen eilt ein sensationeller Ruf voraus. Daheim in Frankreich wurde er von Fans und Medien schon zum „Heiligen“ erhoben. „Danke Saint Lloris!“, hieß es nach der erzitterten WM-Qualifikation der Nationalelf. Auch als Lyon im Champions-League-Viertelfinale Girondins Bordeaux ausschaltete, war er der entscheidende Mann. „Er ist für mich einfach der beste Torwart der Welt“, sagt sein Mannschaftskollege Cris.
Lloris ist ein gejagter Heiliger. An den Diensten des 1,88-Meter-Mannes, den sie auch „Spiderman“ nennen, meldeten schon Juventus Turin und Manchester United Interesse an. Auch FC Bayern-Berater Willy Sagnol schwärmt von seinem Landsmann: „Er hat in Lyon eine riesige Entwicklung genommen, ist die Nummer 1 in der Nationalmannschaft. Er ist wirklich ein absoluter Top-Torhüter.“ Lyon-Trainer Claude Puel sagt: „Mit ihm kann man Großes erreichen.“ Die Zeitung „Le Figaro“ nannte Lloris den „Messi von Lyon“.
Lloris ist ein ruhiger, nüchterner Typ. Als er nach dem Erfolg gegen Bordeaux wieder einmal mit Lob überhäuft wurde, verriet er sachlich sein Rezept: „Ein Spiel wird im Detail entschieden. Bei einem Torwart kommt es auf die Konzentration an.“ Nicht einmal vier komplette Spielzeiten in Frankreichs Ligue 1 hat Lloris hinter sich. Er debütierte mit 19 beim OGC Nizza. Nach 72 Meisterschaftsspielen wechselte er im Sommer 2008 für die durchaus beachtliche Summe von 8,5 Millionen Euro nach Lyon.
In seinem ersten Jahr in Lyon wurde Lloris schon als bester Keeper Frankreichs ausgezeichnet. In der Nationalelf gilt er nach nur neun Einsätzen bereits als feste Größe. „Er ist die Nummer 1, ganz klar“, räumt sogar sein Rivale Steve Mandanda ein. Nach Meinung der Tageszeitung „Le Figaro“ werden Erinnerungen an Fabien Barthez wach: „Er hat dieselbe Frühreife, dieselbe Ruhe, dieselbe Fähigkeit, eine entscheidende Parade zu machen.“ Der Glatzkopf als Rückhalt im Tor führte die Blauen 1998 zum WM-Titelgewinn. tbc