Demichelis rechnet mit Ballack ab
Wut nach dem Unfall: „Er hat sich bei mir nicht gemeldet, darüber bin ich sehr enttäuscht.“
MÜNCHEN Wer Martin Demichelis begegnet, spürt sofort, was der Mann durchgemacht haben muss, welche Schmerzen, welche Angst. Das rechte Auge ist immer noch blutunterlaufen, das Gesicht teilweise entstellt. Die Motorik des Kiefers und der Lippen funktioniert schleppend.
Der Bayern-Verteidiger (29) bittet den AZ-Reporter daher, kein Foto von ihm zu machen, für TV-Interviews steht er nicht zur Verfügung: „Ich kann noch nicht richtig sprechen, so möchte ich mich nicht zeigen.“ Doch über den Unfall vom 3. März hat er nun erstmals gesprochen. Beim Länderspiel Deutschland gegen Argentinien (0:1) war Demichelis nach einem rustikalen Zweikampf mit Michael Ballack zu Boden gegangen. So ziemlich alles war kaputt in Demichelis' Gesicht, er musste zur Not-Operation ins Krankenhaus. „Als ich mein Gesicht im Spiegel sah, hatte ich Angst. Ich fürchtete, mein rechtes Augenlicht zu verlieren.“ Fünf Brüche, das Gesicht war zertrümmert. Fünf Platten bekam er bei der OP eingesetzt: „Der Doktor sagte, es war der größte Eingriff, den er je vorgenommen hat im Gesichtsbereich."
Alle – inklusive Argentinien-Coach Diego Maradona, der ihn im Krankenhaus besuchte – hätten sich rührend gekümmert, sagt Demichelis. Nur einer nicht: Ballack, mit dem er zusammengeprallt war. Demichelis muss sich zurückhalten, wenn er über den DFB-Kapitän spricht, der drei Jahre sein Teamkollege bei Bayern war: „Er ist ein großer Fußballspieler, aber über den Menschen Ballack muss man nichts sagen. Er hat sich bei mir nicht gemeldet, darüber bin ich sehr enttäuscht.“ Ballack traf am Unfall wohl keine Schuld, aber: „Man kann schon mehr Mensch sein“, findet Demichelis, „er hätte eine SMS schreiben, anrufen oder nach dem Spiel wenigstens einmal fragen können, wie es mir geht. Dass Chelsea (Ballacks Klub, d. Red.) gegen Inter aus der Champions League ausgeschieden ist, war die erste Strafe von Gott.“
Am Dienstag wurden bei Demichelis die Fäden gezogen, demnächst wird eine Gesichtsmaske angepasst. Kommenden Donnerstag will er wieder mit der Mannschaft trainieren, der Zeitpunkt für sein Comeback ist ungewiss. ps