„Das ist privat!“: Pep bricht Interview ab
München - Für all die spanischen Reporter war es eine enttäuschende Dienstreise. Die sportliche Leitung des FC Barcelona entschied, dass sich Eine-Woche-Interimstrainer Jordi Roura, der das Team in München coachte, nicht äußern würde. Schließlich übernimmt in Kürze der Neue, Gerardo Martino.
Also stürzten sich alle Spanier auf Pep Guardiola, den Vor-Vorgänger von Martino, der die triumphale Epoche Barça zwischen 2008 und 2012 (14 Titel) geschaffen hatte. Klar, dass er zur Situation der Katalanen befragt wurde, zur Zukunft von Barça und seinem ehemaligen Assistenten Tito Vilanova, bei dem erneut Krebs diagnostiziert wurde und der deshalb am Freitag seinen Job bei Barça aufgab.
„Ich möchte erstmal Tito alles Gute wünschen - auch Martino, dem neuen Trainer. Sie haben ihn auserwählt, weil er imstande ist, die neue Aufgabe zu erfüllen", sagte Guardiola während der Pressekonferenz nach dem 2:0 im Test gegen seinen Ex-Verein höflich und fügte hinzu: „Viel Glück!"
Weitere Nachfragen zum Bruch der Freundschaft zu Vilanova, die aus einem Streit über die Anzahl der Besuche während der ersten Krebsbehandlung seines ehemaligen Assistenten resultierten, ließ Pep nicht zu. „Das ist privat. Das ist etwas, das nur zwischen mir und Tito und seiner Familie ist. Bitte respektieren Sie das." Er sagte das ruhig und bestimmt. Der 42-Jährige hatte sich wieder gefangen.
Denn vorher war Guardiola erstmals richtig sauer geworden, hatte ein Interview bei TV-Sender „Sky" am Spielfeldrand abgebrochen.
Und das kam so: Peter Hardenacke, Field-Reporter fragt: „Tito Vilanova hat sich ja beklagt, dass Sie sich so selten gesehen haben." Guardiola schaut irritiert, antwortet ausweichend.
Zweite Frage: „Wie gehen Sie jetzt um mit dieser schwierigen Situation?" Guardiola blickt irritiert drein, erzählt schwer Verständliches, es fällt das Wort "Liebe" (Pep wollte wohl ausdrücken, was er am Samstag gesagt hatte: „Ich wünsche ihm und seiner Familie das Beste, ich liebe ihn.")
Dritte Frage: „Was wollen Sie jetzt konkret tun für Ihren Freund?" Guardiola: „Das ist privat, bleibt unter uns." Und dann meint er plötzlich: „Drei Fragen zu diesem Thema, das ist nicht normal."
Hardenacke setzt nach: „Aber für Vilanova war es ein Thema!" Guardiola klopft dem Sky-Reporter auf den Oberarm – und geht ab. Er lässt den Sky-Mann stehen, die Kameras sind live drauf.
Vielleicht erklärt sich sein Ärger durch diesen ganz speziellen Abend, es war schließlich Guardiolas erstes Spiel gegen seinen Ex-Klub, seine alte Liebe. „Es war ein besonderes Spiel für mich als Menschen, ich war fast mein ganzes Leben in Barcelona", erklärte er noch. Doch es hat sich viel verändert. Im Streit um Vilanova hat er sich mit Präsident Sandro Rosell überworfen, man bezichtigte sich gegenseitig der Lüge. Pep meinte kürzlich erbost: „Sie sollen mich einfach in Ruhe lassen." In Barcelona kam es nicht gut an, dass Mister Barça seinen Lieblingsspieler Thiago Alcántara mit nach München nahm und - ganz geschickt - dank einer Vertragsklausel und Berater Pere Guardiola - viele Millionen Ablöse einsparte.
Ob all die Emotionen rund um den erkrankten Freund den Bayern-Coach in der Spielvorbereitung gestört haben? „Pep war in der Vorbereitung auf das Spiel nichts anzumerken, dass er bedrückt ist oder sich besonders freut", sagte Sportvorstand Matthias Sammer, der hinzufügte: "Es ist bedrückend. Barcelona hat mit Tito Vilanova einen großen Trainer verloren."