Dante und Gustavo: Brasilianischer Rollentausch

Dante vom FC Bayern hofft beim Confed Cup mit Brasilien auf seine Chance – Luiz Gustavo hat sie dagegen schon genutzt.
von  fbo
Dante (l.) und Luiz Gustavo sind derzeit beim Confed Cup für Brasilien im Einsatz.
Dante (l.) und Luiz Gustavo sind derzeit beim Confed Cup für Brasilien im Einsatz. © firo / Augenklick

Fortaleza - Es ronn, es tropfte, es machte das schöne gelbe Trikot schmutzig. Brasiliens Innenverteidiger David Luiz hatte beim 2:0-Sieg über Mexiko beim Confed Cup Mitte der ersten Hälfte sichtlich etwas an der Nase abbekommen – es wollte schlicht nicht aufhören zu bluten.

Diagnose nach dem Spiel: Nasenbeinbruch. "Wenn das Turnier vorbei ist, lasse ich mir die Nase richten. Und am besten gleich das ganze Gesicht", scherzte der drollige Lockenkopf Luiz – Spitzname "Tingeltangel-Bob" (nach der Simpsons-Figur).

Er droht nun aber im letzten Vorrundenspiel um den Gruppensieg – das Halbfinale ist schon sicher – gegen Italien (Sa., 21 Uhr) auszufallen. Für einen ist das die große Chance: Dante, Abwehrchef vom FC Bayern, der bislang hinter Luiz und Kapitän Thiago Silva vergeblich auf einen Einsatz hoffte.

"Wichtig ist, dass wir gewinnen – ob ich spiele oder nicht", sagt er, wie immer grundbescheiden. "Ich habe aber – wie sagt man? – sehr viel Bock, große Lust zu spielen." Überhaupt: Er und Luiz Gustavo, Bayerns anderer Brasilien-Abgesandten, scheinen bei der Seleção einen Rollentausch vollzogen zu haben.

Während Dante bei Bayern einen Stammplatz sicher hatte und Gustavo nach einer Leisten-OP im Herbst nicht mehr an Javi Martínez vorbei kam, ist bei Brasilien nun der defensive Mittelfeldspieler gesetzt und der Abwehrspieler nur Ersatz.

"Im ersten Spiel war er einer unserer Besten", lobte Trainer Luis Felipe Scolari nach dem 3:0 über Japan den fleißigen Gustavo, der bislang 180 Minuten neben Paulinho im zentralen Mittelfeld durchspielte. "Er spricht bei uns am meisten auf dem Platz. Er gibt uns Balance. Er ist in Deutschland ausgebildet worden, das merkt man, das tut uns gut", sagt der Nationaltrainer.

Die Mischung macht’s eben. Während sich vorne die Ballkünstler Neymar, Hulk und Co. verlustieren, verrichtet Gustavo dahinter, quasi im Maschinenraum, die Drecksarbeit – so wie es vor ihm bei Brasilien oft unterschätzte Rollenspieler wie Gilberto Silva, César Sampaio, Mauro Silva oder Alemão taten.

Einer, der nicht viel Aufhebens um seinen Job macht, tat Brasiliens Auswahl immer schon gut. "Ich würde gerne unseren Teamgeist herausheben", sagte Scolari. "Die Fans erkennen das an. Wir sind dabei, ein starkes und bedeutendes Team aufzubauen."

Zwischen der Seleção und den Fans scheint sich ohnehin etwas zu entwickeln. Die vergangenen Jahre wurde oft auf das Nationalteam geschimpft; jetzt ist "einfach alles geil", wie es Dante ausdrückte. Und das Team steht hinter den Protesten der Bevölkerung (Siehe Seite 2). Gustavo: "Der Sieg gehört dem Volk, das uns unterstützt und mit uns leidet."

 

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