BVB gegen Bayern: Pöhler gegen Taktiker
Dortmunds Coach Jürgen Klopp heizt das Duell an: „Mia san mia gegen Wir sind Fußball.“ So etwas würde Heynckes nie sagen. Und auch nicht so ausrasten wie sein Kollege.
München - Fünf Treffer hat Jupp Heynckes gegen die Dortmunder erzielt, im letzten Spiel seiner Karriere. Ein nette Randnotiz, doch mit 12:0 wie die Gladbacher am 28. April 1978 werden die Bayern am Mittwoch gegen den BVB nicht gewinnen.
Heynckes, 66, gegen Klopp, 44, der sein Sohn sein könnte. Und der den 22 Jahre älteren in sechs direkten Bundesliga-Duellen bereits drei Mal bezwungen hat – bei zwei Remis und einem einzigen Heynckes-Sieg (2:0 mit Bayer Leverkusen im August 2010).
„Die Vorfreude ist riesig“, sagte Klopp und versprach für das Titel-Duell in Dortmund „ein Spektakel“. Seine kernige Formulierung: „Wir sind schon gut – das wissen wir. Das ist am Mittwoch erneut ,Mia san mia’ gegen ,Wir sind Fußball’. Das ist hochspannend.“ Heynckes dagegen gibt sich, wie man ihn kennt: zurückhaltend-reserviert. „Wir gehen mit großem Optimismus und großer Motivation nach Dortmund. Aber das Spiel wird nicht über den Ligaausgang entscheiden.“
Allein in der Rhetorik lassen sich Unterschiede ausmachen. Was die beiden Trainer sonst noch eint und trennt:
DIE SPRACHE
Klopp ist geradeaus, redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Will er die Sprache der Spieler sprechen? Ob „Latten am Zaun“, „einfach geil!“, „ziemlich krass“ – all das hat er im Repertoire. Bei Heynckes nicht vorstellbar.
DIE SPITZNAMEN
Kloppo klar, noch aus Spielerzeiten. „Ich werde älter und sehe auch älter aus. Der Kumpelfaktor lässt deshalb zwangsläufig nach. Ich werde seltener und weniger direkt angesprochen. Das war früher viel schlimmer, da war ich für alle nur der Kloppo“, erzählte er kürzlich. Und Heynckes? „Don Jupp“ galt zu Zeiten in Spanien und „Osram“ wegen seiner gesunden Gesichtsfarbe aus den 80/90er Jahren.
DIE MAROTTEN
Klopp trägt seit Beginn der Rückrunde aus Aberglauben eine Kappe, auf der „Pöhler“ steht, im Ruhrpott-Slang also einer, der „pöhlt“, also kickt. Als Anregung für Heynckes: Wie wäre es mit einer eleganten Schiebermütze à la Helmut Schmidt, plus Aufdruck „Rotierer“ oder „Taktiker“.
DIE KLAMOTTEN
Klopp steht auf den legeren Stil, trägt Kapuzenpullis – man stelle sich Heynckes darin vor! – und an der Linie immer Trainingsanzüge. Der Bayern-Coach erlaubt sich zum Vereinsanzug und der Vereinsstadionjacke höchstens mal Sneakers wie am Samstag. Sonst: schwarze Lederschuhe.
DER MUSIKGESCHMACK
„Rihanna finde ich gut. Und auch Lady Gaga. Die ist verrückt.“ Wer das sagt? Nein, nicht Klopp. Heynckes’ Erklärung: „Ihre Outfits sind natürlich auffällig – aber wie im Fußball zählt nur die Leistung. Also bei ihr der Song, die Melodie und die Stimme.“ Und Klopp? „ Ich finde die Sachen, die in der Kabine aufgelegt werden, richtig gut. Das animiert mich auch.“ Also alles, was DJ Patrick Owomoyela gefällt.
DIE FITNESS
Beim Jubeln zog sich Klopp schon mal einen Muskelfaserriss zu. „Als Spieler war ich noch nie verletzt und jetzt so was“, schimpfte er, der im Training hin und wieder bei Kreisspielchen mitpöhlt. Heynckes dagegen gibt an der Säbener Straße den Beobachter. Der 66-Jährige: „Zu Hause in meinem Bauernhof in Schwalmtal habe ich einen Fitnessraum mit einer Mehrzweckkraftanlage. Außerdem fahre ich Rad, mache Gymnastik und gehe schwimmen.“ Plus spazieren mit Schäferhund Cando. Ein Sieg am Mittwoch wäre sein Jungbrunnen.