Brazzo über Juve: "Eine echte Festung"
Hasan Salihamidzic spielte einst für den FC Bayern und für Juventus Turin. Hier erklärt Brazzo, was die Italiener so stark macht - und wen die Bayern ausschalten müssen.
AZ: Herr Salihamidzic, wie stehen Bayerns Chancen gegen Juventus? Und sagen Sie jetzt nicht fifty-fifty!
HASAN SALIHAMIDZIC: Ist aber so! Beide geben in ihren Ligen den Ton an. Ich sage: Für die Bayern ist es nach Barça das schwierigste Los, das sie hätten kriegen können. Nur wenn sie Top-Form bringen, sehe ich sie leicht vorne.
Was macht Juventus stark?
Antonio Conte ist ein super Trainer, stellt die Mannschaft perfekt ein. Torwart Buffon und die Abwehrspieler Barzagli, Bonucci und Chiellini – das ist Italiens Nationalteam!
Was kann Juve nicht so gut?
Ein Kritikpunkt ist, dass die Stürmer nicht so viele Tore schießen. Das liegt aber daran, dass alle immer nach hinten mitarbeiten. Juventus ist vor allem eins: ein unberechenbares Kollektiv.
Es gibt keinen Spieler mit mehr als sieben Toren – aber neun mit mehr als vier.
Das 3-5-2-System erlaubt den Mittelfeldspielern, in die Spitze zu gehen. Vor allem Marchisio und Vidal sind sehr torgefährlich.
Und Pirlo ist der Anführer.
Er schlägt die genialen Pässe aus dem Mittelfeld. Aber Vidal entscheidet, wann das Team nach vorne rückt und Pressing macht. In Italien sagt man: Wenn Vidal in Topform ist, gewinnt Juve. Diesen Spieler muss Bayern ausschalten!
Vorteil für Juve, dass das Rückspiel zuhause ist?
Juventus hat mit dem neuen Stadion eine echte Festung, die Zuschauer geben Gas. Kurz gesagt: Juve spielt vor eigenem Publikum wahnsinnig gut. Da tut sich jede Mannschaft schwer. Auch Bayern.
Gibt’s bei Juve Revanchegedanken für das 1:4 von 2009?
Weiß ich nicht. Ich hatte SMS-Kontakt mit Buffon und Chiellini. Sie freuen sich einfach auf das Spiel, der Rest kommt später. Für sie ist es ein Highlight, gegen eins der drei besten Teams Europas zu spielen.
Hand aufs Herz: Für wen werden Sie die Daumen drücken?
Natürlich bin ich ein Roter – aber in meiner Brust schlagen zwei Herzen. Ein Teil von mir wird nachher sehr traurig sein. Ich hätte mir das Duell fürs Finale gewünscht.