Bayerns Meistermacher Kompany: Wie er Spieler und Bosse hinter sich gebracht hat
Am Ende seiner ersten Bayern-Saison wurde Vincent Kompany noch richtig locker. Der 39-jährige Belgier, der bei öffentlichen Auftritten stets die Kontrolle wahrt, um - anders als so mancher seiner Vorgänger - bloß nicht in ein Fettnäpfchen zu treten und generell so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten, machte nach der Meisterfeier im Rathaus am Sonntag eine Ausnahme. Als er auf die umstrittene Ibiza-Reise seiner Stars kurz vor dem Saisonfinale angesprochen wurde, sagte Kompany mit einem breiten Lächeln zu den Reportern: "Wir wären doch alle gerne mitgeflogen, lasst uns ehrlich sein. Kommt schon." Punkt Kompany! Und nach dem 4:0-Erfolg der Münchner gegen Hoffenheim hat sich die Debatte um eine mögliche Wettbewerbsverzerrung ohnehin erledigt. Die Kompany-Bayern gaben eine starke Antwort auf dem Platz.
Kompany und die Meisterschaft: So gut wie seit Flick nicht mehr
Für den jungen Coach, Bayerns Meistermacher, war es der perfekte Abschluss einer sehr guten ersten Bundesliga-Saison. 82 Punkte holte sein Team, so viele wie seit 2020 unter Hansi Flick nicht mehr. Dabei schoss Bayern 99 Tore und distanzierte Bayer Leverkusen um satte 13 Punkte. Verdienter geht‘s kaum. Man hat den Eindruck, dass Kompany den Klub und seine Besonderheiten sehr schnell verstanden hat. Er und Bayern – das passt.
"Bayern München ist Identität", sagte Kompany, ehe er sich in den Urlaub mit seiner Familie verabschiedete: "Ich weiß nicht, ob das einfach zu erklären ist. Das ist anders als bei anderen Mannschaften. Es ist eine Identität der Leute, die mit diesem Verein verbunden sind. Das hat manchmal nichts mit Fußball zu tun. Das ist schön. Das habe ich noch nirgendwo anders gesehen." Und Kompany hat einiges gesehen, er war Kapitän von Manchester City, spielte vorher beim Hamburger SV. Groß wurde er in der Heimat beim RSC Anderlecht. "Anderlecht hat auch schon 34 Titel geholt", sagte er. "Man muss da genauso guten Fußball spielen und alles gewinnen." Kompany ist ein Gewinnertyp.
Charisma und Cleverness: Kompanys Einfluss auf den FC Bayern
Das kommt bei seinen Spielern genauso gut an wie bei den Bossen, die Kompany als großen Fortschritt im Vergleich zu Vorgänger Thomas Tuchel ansehen. Tuchel schaffte es nicht, die Kabine geschlossen hinter sich zu bekommen, er eckte zudem öffentlich immer wieder an. Kompany hingegen hat für mehr Ruhe gesorgt, er wird für seine Akribie und sympathische Art geschätzt. "Siegen oder verlieren – das ändert nichts. Die Spieler haben das geschafft, nicht die Trainer. Es gibt jetzt keine Änderung, weil ich Meister bin", sagte er – bescheiden wie immer. "Wir haben nicht alles gewonnen, das ist die Wahrheit. Aber in jedem Moment, wenn es mal einen Rückschlag gab, haben die Jungs reagiert. Das ist eine gute Basis. 13 Punkte Vorsprung haben wir nur, weil die Jungs Hunger hatten. Und das wollen wir nächste Saison behalten."

Kimmich würde an Sanés Stelle verlängern
Die Voraussetzungen sind in der Tat gut, dass Bayern in der kommenden Saison und bei der Klub-WM noch besser spielt als im ersten Kompany-Jahr. In der Mannschaft gebe es "junges, dynamisches Blut", sagte Thomas Müller, der den Klub verlässt. Spieler, "die wirklich wissen, was der FC Bayern wert ist, was er bedeutet für die Stadt und die Menschen." Und auch Joshua Kimmich blickt optimistisch in die Zukunft. "Wenn man sieht, wie wir in dieser Saison Fußball gespielt haben, hätte ich schon Bock, Teil dieser Mannschaft zu sein", sagte Kimmich, als er auf den weiter unentschlossenen Leroy Sané angesprochen wurde: "Es macht Spaß, das ist ein geiler Verein, wir haben einen super Trainer und ein super Team, spielen einen ansehnlichen Fußball." Der FC Bayern ist eine äußerst attraktive Adresse in Europa – auch dank Kompany.