Bayern-Torhüter Butt: „Meine Macke? Coolness“

Seit drei Wochen ist Jörg Butt Bayerns neue Nummer eins im Tor. In der AZ spricht er über Elfer, Psychotricks und Vorgänger Michael Rensing
von  Abendzeitung
In der Ruhe liegt die Kraft: Jörg Butt, Bayerns neue Nummer eins, ist anders als andere Keeper - nicht nur als Elfmeterschütze.
In der Ruhe liegt die Kraft: Jörg Butt, Bayerns neue Nummer eins, ist anders als andere Keeper - nicht nur als Elfmeterschütze. © sampics/Augenklick

Seit drei Wochen ist Jörg Butt Bayerns neue Nummer eins im Tor. In der AZ spricht er über Elfer, Psychotricks und Vorgänger Michael Rensing

AZ: Herr Butt, beim Elfmeterschießen im Pokal-Halbfinale gegen den HSV hat Werder-Keeper Tim Wiese den Hampelmann gemacht. Eine gute Strategie für einen Torwart?

JÖRG BUTT: Es ist gut gegangen, kann aber auch in die Hose gehen. Ich würde das nicht machen.

AZ:Sondern?

Ich habe mal vor dem Schuss mit der Hand in eine Ecke gezeigt. Oder nicht genau in der Mitte stehen. Als Torhüter willst du den Schützen zum Überlegen bringen. Dann kannst du gewinnen. Elfmeter sind eine psychologische Sache. Wenn du einen Stürmer hast, der cool ist, dann kannst du machen, was du willst.

AZ:Also bei einem Schützen wie Jörg Butt, der die Elfer selbst verwandelt. Ob in der Champions League, in der Bundesliga oder wie neulich für die Elf von Coach Hermann Gerland in der Dritten Liga. Gibt's eine Strategie – als Torhüter gegen die Torhüter?

(grinst) Ich wäre ja schön blöd, wenn ich das hier verraten würde.

AZ:Wann ist es so weit? Ein Elfer für Bayern – nach 26 Treffern für Leverkusen und den HSV?

Wir haben mit Franck Ribéry einen hervorragenden Schützen. Ich dränge mich nicht vor.

AZ:Aber Sie könnten Geschichte schreiben. Sie wären der erste Bayern-Torhüter, der einen Elfmeter in der Bundesliga versenkt.

Der Olli (Kahn, d.Red.) hat auch mal geschossen, aber der war nicht drin. Ich schließe nicht aus, dass ich mal einen schieße. Mal sehen.

AZ:Es birgt aber auch Gefahren. Nach einem verwandelten Elfer im April 2004 gegen Schalke kam direkt nach Wiederanpfiff ein Heber – und drin war das Ding.

Damals hätte der Schiedsrichter aber auch mal schauen können, ob beide Torleute bereit sind. Und wahnsinnig viel Zeit habe ich mir auch nicht gelassen beim Zurücklaufen. Aber egal, wir haben 3:2 gewonnen.

AZ:Sie werden im Mai 35, haben bei Bayern bis Juni 2010 unterschrieben. Wie lange soll die Karriere noch dauern?

Ich fühle mich topfit, habe keine große Verletzungen gehabt. Jetzt macht es mir hier unheimlich Spaß, bei Bayern ist so eine hohe Qualität in der Mannschaft. Ich Freude mich, dass ich jetzt spiele. Ich lasse das auf mich zukommen.

AZ:Es sind noch sechs Spiele, zwei haben Sie gemacht. Wenn Bayern den Titel holt, würden Sie sich zu 100 Prozent als Meister fühlen?

Natürlich steht man gerne auf dem Platz, aber man kann ja auch von außen viel beitragen. Am Ende aber spielt man für Titel, für Trophäen, darum geht's. Das ist der Antrieb. Und mir fehlt noch ein Titel.

AZ:Haben Sie Mitleid mit Michael Rensing, der nun auf der Bank sitzt?

Es ist die Entscheidung des Trainers. Sport ist Wettkampf, jeder gibt sein Bestes. Und dann entscheidet jemand.

AZ:Kennen Sie Sebastian Elwing?

Nein, tut mir leid.

AZ:Elwing ist der Torhüter des EHC München, der im zweiten Finale Held des Penaltyschießens war.

Eishockey spiele ich auch ganz gerne. Ich war zu meiner Leverkusener Zeit öfter bei den Kölner Haien und habe in der Trainingshalle ein paar Gaudi-Spiele mitgemacht, auch beim Abschiedsspiel von Peppi Heiß stand ich auf dem Eis.

AZ:Im Tor?

Nein, lieber nicht. Beim Eishockey bist du als Keeper nicht so ins Spiel eingebunden. Es gibt ja keine Rückpässe, es zählt nur die Reaktionsfähigkeit.

AZ:Abgedroschen, aber wahr? Torhüter haben ’ne Macke. Und Sie? Außer den Elfern.

Ich habe keine. Meine Macke? Coolness. Ich bin laut auf dem Platz, aber cool bleiben hat oberste Priorität.

Interview: Patrick Strasser

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