Bayern-Aufsteiger Badstuber: Karriere für den toten Vater

Holger Badstuber, die bisher unbekannte Größe der neuen Bayern, nimmt seine Chance bei Trainer van Gaal in der Innenverteidigung an – und weiß, wem er sie verdankt
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Holger Badstuber, die bisher unbekannte Größe der neuen Bayern, nimmt seine Chance bei Trainer van Gaal in der Innenverteidigung an – und weiß, wem er sie verdankt

MÜNCHEN Erkannt zu werden – das ist die eine Sache. Eine völlig neue Perspektive im Leben eines 20-Jährigen. Es kommt immer seltener vor, dass die Trainings-Zuschauer an der Säbener Straße rätseln? Wer ist denn das da drüben? Dieser Lange mit dem Linksfuß?

Gestatten, Badstuber. Holger Badstuber. 20 Jahre alt, 1,89 m groß, 78 kg leicht. Der Mann fällt auf. Es ist die Mode, die ihn zum Mann macht. Ein blaues Leiberl, das anzeigt: A-Mannschaft. Im Training übte er die Viererkette ein, an seiner Seite Lahm, van Buyten und Braafheid. Auch in den ersten beiden Tests stand er im Mittelpunkt der Abwehrkette. Van Gaal hat ihn, der noch ohne Profi-Einsatz ist, befördert. Von einem namenlosen Gesicht zu einem, der erkannt wird.

„Am Anfang war das schon sehr aufregend, mit all diesen großen Namen neben einem zu trainieren und zu spielen“, erzählt Badstuber in seiner ersten Presserunde. Mittlerweile aber ist es zum Kicken as usual geworden. Der Coach setzt auf ihn, weil er der einzige Linksfuß unter den Verteidigern ist. „Ich bevorzuge es, auf der rechten Innenverteidiger-Position einen Rechtsfuß und links einen Linksfuß spielen zu lassen“, erklärte van Gaal, „wir haben mit Lucio, Demichelis, van Buyten und Breno viele Innenverteidiger, die einen starken rechten Fuß haben. Aber ich sehe nur diese eine Position für diese Spieler.“ Heißt: Nur einer wird gewinnen – den Stammplatz

Und die Nebenrolle geht an Badstuber? Van Gaal will sich nicht festlegen, bekräftigte aber: „Ich habe gesagt, dass ich jungen Spielern die Chance biete. Müller und Badstuber müssen zeigen, was sie können.“ Und lernen. Seine Vorbilder sind John Terry vom FC Chelsea und Barcelonas Pique. Badstuber: „Van Gaal erklärte mir ein paar Dinge an der Taktiktafel – ich war einverstanden.“ Ein cooler Junge.

Entdeckt zu werden ist auch so eine Sache. In der Jugend spielte Badstuber beim TSV Rot und beim VfB Stuttgart, 2002 wechselte er, mit 13, zum FC Bayern und durchlief dort sämtliche Jugendmannschaften. „Mein Vater wollte immer, dass ich einmal beim FC Bayern spiele. Als das Angebot kam, habe ich keine Sekunde gezögert“, sagte Badstuber. Sein Vater Hermann war Jugendkoordinator, er verstarb dieses Jahr.

„Im Januar wurde bei ihm Krebs entdeckt. Da konnte man dann leider nichts mehr machen“, erzählt Badstuber, dessen Stimme nun etwas zitterte „Er hat mich drei Jahre lang trainiert, mit mir an den Basics gearbeitet. Was noch wichtiger war: Zu Hause war er mein Gesprächspartner, ein guter Zuhörer, wir waren auch viel per Handy in Kontakt. Er war ein Kumpeltyp, ein Partner.“ Er fehlt ihm. Für ihn will er nun Karriere machen. Badstuber, der einen Profivertrag bis 2011 unterschrieben hat, sagt: „Ich bin heiß auf mein erstes Bundesligaspiel.“

Damit würde er Hermann Gerland stolz machen – seinen sportlichen Ziehvater, der ihn in der Drittliga-Elf aufgebaut hat und nun Co-Trainer in van Gaals Stab ist. „Holger ist herausragend“, sagt Gerland, „für mich ist klar, dass er irgendwann in der Bundesliga Fuß fasst.“ In Gedenken an den Vater.

Patrick Strasser

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