„Ballon d’Ór? Ich habe bei der AZ gewonnen!“
Bayerns Mittelfeld-Star Franck Ribéry freut sich unheimlich, dass er der Liebling der Münchner Sportfans ist.
Von Patrick Strasser
AZ: Herr Ribéry, die AZ-Leser haben entschieden: Sie sind Münchens Sportler des Jahres 2008 – und das im ersten Kalenderjahr, in dem Sie für den FC Bayern gespielt haben.
FRANCK RIBÉRY: Oh, das ist wahr? C’est bon, das ist schön, vielen Dank. Sagen Sie schöne Grüße an alle Leser! Es freut mich immer, wenn die Fans mich mögen. Für sie im Stadion und am Fernsehen spiele ich – das ist mein Antrieb. Dass wir gewinnen und die Bayern-Fans glücklich über unser Spiel sind.
Besser hätte es, mal abgesehen vom EM-Aus mit Frankreich und Ihrer schweren Verletzung, nicht laufen können.
Das stimmt. Für mich und die Mannschaft war die Meisterschaft am wichtigsten, weil Bayern die Saison davor nur Vierter geworden war. Es kamen neue Spieler, und wir mussten alles gewinnen. Wir haben den Pokal gewonnen in Berlin, im Endspielstadion der WM. Daran hatte ich keine guten Erinnerungen (Frankreich verlor das Finale gegen Italien, d. Red). Dann kam mein Debüt in der Champions League.
Und als Happy End des Jahres Ihr Premieren-Tor ausgerechnet in Frankreich.
Ja, beim 3:2 in Lyon. Ich hatte wahnsinnig viele Karten für Freunde und die Familie besorgt – und dann das. Von der Champions League habe ich seit Jahren geträumt. Jeder Profi will da spielen, da spielen die Besten.
Wenn Sie bei Heimspielen in der Allianz Arena ein Tor erzielen, wird der Schlager-Klassiker „Oh, Champs Elysées“ von Joe Dassin eingespielt. Müsste da nicht etwas Moderneres, Rockigeres kommen?
Oh, nein, das ist schon okay. Jeder kennt es, jeder kann das mitsummen, die Leute schunkeln, sind fröhlich. Außerdem mag ich Paris und die Champs Elysées. Die Maximilianstraße in München erinnert mich ein wenig daran.
Wie lange werden Sie noch dazu Gelegenheit haben? Ihr Vertrag läuft bis 2011, die Fans und die Bayern-Bosse würden Ihnen am liebsten sofort lebenslänglich geben.
Ja, klar, das weiß ich. Das war eine super Geste der Bosse, dass Sie mich und meine Frau vor Weihnachten in München zum Essen eingeladen haben. Das hat mich sehr geehrt. Aber wir alle kennen doch das Fußballgeschäft. Wie soll ich versprechen, was im Mai 2011los ist? Ich fühle mich bei Bayern sehr wohl, nur: Wer weiß, was in diesem Geschäft in ein, zwei Jahren ist. Keiner weiß es. Wer ist der Trainer? Wie sind die Planungen? Was passiert bei anderen Klubs? Bayern ist ein großer Verein, hier kann und will ich meine Ziele erreichen. Aber man muss verstehen – ich bin 25, ich kann heute nicht festlegen, was ich in drei Jahren mache. Das kann niemand.
Was würde Sie zum Bleiben und einer Vertragsverlängerung über 2011 veranlassen? Ein stärkerer Kader?
Sicher. Die Bayern-Bosse wissen doch auch, dass wir noch Spieler verpflichten müssen, um die hohen Ziele, die wir haben – vor allem in der Champions League – erreichen zu können. Damit möchte ich doch niemanden schlecht machen, der hier ist. Je besser, desto besser. Das muss doch immer das Ziel sein – in jedem Mannschaftsteil. Und wenn wir mit der Mannschaft große Titel gewinnen, komme ich auch dem Ballon d’Or (dem Goldenen Ball, der Trophäe für Europas Fußballer des Jahres, d.Red.) ein bisschen näher.
Sie haben Keeper Frey aus Florenz sowie Gourcuff aus Bordeaux oder Lyons Toulalan als Zugänge vorgeschlagen.
Gut, dass ich das richtigstellen kann: Man hat mich gefragt, welche französischen Spieler ich schätze. Das waren Journalisten, aber auch Bayern-Verantwortliche. Ich habe nicht gesagt, den oder den müsst ihr verpflichten. Ich habe nur gesagt, welche Spieler ich warum gut finde. Das war eine Einschätzung, mehr nicht.
Sie haben Ihre Karriere noch vor sich. Wäre es aber nicht eine größere Genugtuung, mit einem Klub wie Bayern die Champions League zu gewinnen, als mit einem Favoriten wie Barca oder ManU?
Wir können die Champions League auch dieses Jahr schon gewinnen - einzig der FC Barcelona steht momentan über allen anderen. Aber dann kommen schon wir, auf einem Level mit dem Rest der Top-Teams in Europa. Ich bin jetzt im zweiten Jahr hier, unser Vorteil ist: Wir kennen uns alle schon länger. Wir sind reifer als in der letzten Saison.
In Deutschland sind Sie im Sommer Fußballer des Jahres geworden, bei der Wahl in Europa nur 16. – damit hätten Sie nicht gerechnet, oder?
Das hat mich ein wenig traurig gemacht, richtig. Ich träume davon, ein Mal in meiner Karriere den Ballon d’Or zu gewinnen. Aber dafür habe ich dieses Jahr bei Euch, bei der AZ gewonnen.