AZ-Interview mit RB-Star Willi Orban vor Spiel gegen FC Bayern: " So schlagen wir sie"

AZ: Herr Orban, Bayern oder Leipzig: Wer ist am Mittwoch (20 Uhr, Sky) im Topspiel der Bundesliga Favorit?
WILLI ORBAN: Favorit? (überlegt lange, dann lacht er) Also die Bayern spielen zuhause, allein schon wegen des Heimvorteils sind sie sicher Favorit. Wir sind Außenseiter, aber wenn die Partie losgeht, spielt das ohnhein keine Rolle. Wir wollen versuchen, über 90 Minuten besser zu sein als der Gegner, mutig nach vorne spielen. Es ist ein Spiel, auf das viele Fans in Deutschland warten, ein echtes Highlight kurz vor Weihnachten.
Würden Sie es annehmen, wenn man Ihnen vor dem Spiel ein Unentschieden anbietet?
Nein, ich möchte eine gute Leistung bieten mit meiner Mannschaft und das bekommen, was wir nach Gesamtbetrachtung der 90 Minuten verdienen.
Gegen Hertha BSC am Samstag (2:0) hatte Ihre Mannschaft viel Ballbesitz. Mittwoch wird dann wieder gekontert, oder?
Die Bayern sind bekannt dafür, dass sie viel Wert auf Ballbesitz legen. Das wird auch am Mittwoch so sein. Ich muss sagen: Ich bin sehr gespannt auf die Partie.
"Kann das Spiel kaum erwarten"
Gespannt?
Ja. Wir haben mit unserer ruhigen, mutigen Art gezeigt, dass wir auch gegen Topmannschaften Chancen kreieren können. Ich bin optimistisch, dass wir Tormöglichkeiten gegen Bayern bekommen werden, wenn wir an unser Limit kommen. Ich kann das Spiel kaum erwarten.
Ihr Selbstvertrauen hat gute Gründe: 36 Punkte hat Leipzig als Aufsteiger geholt, Sie liegen zehn Punkte vor Dortmund. Ehrlich: Da denkt man doch an die Champions League.
Nein, wir sprechen wirklich nicht darüber. Natürlich ist die Punkteausbeute bisher fantastisch. Wir haben immer die höchsten Ziele. Langfristig werden wir sehen, wo das hinführt.
Vor ein paar Jahren lag Hoffenheim als Aufsteiger ebenfalls an der Spitze nach der Hinrunde – und ist dann noch ins Mittelfeld abgestürzt. Kann RB das denn auch passieren?
Ich glaube, dass wir relativ konstant sind. Wir haben einen starken Kader, eine so gute Mentalität. Aber klar: Es wird in der Rückrunde schwer, weil dann alle Mannschaften schon mal gegen uns gespielt haben und vielleicht anders auftreten.
Orban lobt Hasenhüttls "angenehme Art"
Wie schafft es Ihr Trainer Ralph Hasenhüttl, ein so gutes Verhältnis zu seinen Spielern aufzubauen?
Das liegt an seiner angenehmen Art. Er ist ein klasse Mensch, sehr kommunikativ, er hat zu jedem Spieler einen guten Draht. Es passt einfach, auch taktisch. Seine Spielweise baut perfekt auf dem auf, was wir uns letztes Jahr unter Ralf Rangnick erarbeitet haben. Der Erfolg spricht für ihn und für unser Verhältnis zu ihm.
Bei allem Erfolg ist die Ablehnung von RB weiter vorhanden bei einigen Fans. Wie gehen Sie damit um? Sie wurden schon bei Ihrem Wechsel nach Leipzig heftig kritisiert.
Dieses Thema gehört längst der Vergangenheit an, denn unsere Akzeptanz ist bundesweit gestiegen, unsere Wahrnehmung ist absolut positiv. Dennoch gehören Emotionen zum Fußball dazu, aber das sind keine Sachen, die uns beeinflussen. Es sind meistens Randgruppen und kleine Minderheiten, die sich damit eine Bühne verschaffen wollen. Wir sind so intakt mit unserer Mentalität, wir brauchen keine Extra-Motivation durch solche Dinge, uns interessiert und beeinflusst das nicht.
Für welche Nationalmannschaft wollen Sie spielen? Sie haben ja drei Optionen.
(lacht) Deutschland, Ungarn und Polen. Es gibt keinen Trend, ich konzentriere mich voll auf Leipzig und meine Leistungen in der Bundesliga. Die Nationalmannschaft ist eine schöne Sache, es ist eine Ehre, für ein Land zu spielen. Aber ich will aktuell nichts ausschließen, alle drei Optionen sind möglich.
Man sagt über Sie, dass Sie ein Vorzeigeprofi sind, für den Fußball leben, auch sehr auf die Ernährung achten. Der Robert Lewandowski von Leipzig quasi. Essen Sie auch immer zuerst den Nachtisch?
Ich versuche auch auf ein paar Dinge zu achten. Wir haben zum Beispiel einen Nachrungsmittelunverträglichkeitstest gemacht, das war sehr interessant. Ich versuche, Milchprodukte und Weizen zu meiden, esse weniger Fleisch. Ganz selten mal Alkohol, vielleicht mal ein Glas Wein – ab und zu muss man sich auch mal was gönnen.
Orban hat alle Geschenke besorgt
Da passt es doch, dass bald Weihnachten ist. Wie feiert man eigentlich im Hause Orban? Ihr Vater kommt aus Ungarn, Ihre Mutter aus Polen.
Ach, ganz traditionell und klassisch mit einem Weihnachtsbaum, einem festlichen Essen, mit schönen Geschenken und auch mal einem Glas Rotwein. Ganz besinnlich.
Stehen Sie dann auch mal in der Küche?
Meine Mutter hat da den Hauptpart, ich halte mich da eher etwas im Hintergrund (lacht).
Geschenke schon besorgt?
Ja, ich war dieses Jahr mal früher dran. Und jetzt kann ich mich ganz auf das Spiel am Mittwoch freuen und konzentrieren.