Andreas Krause: "Ancelottis Mannschaft war stinküberheblich"
Der mittlerweile 59-jährige Andreas Krause stand mit Carl Zeiss Jena 1981 im Finale des Europapokals der Pokalsieger. Heute leitet er ein Sporttherapiezentrum.
Herr Krause, vor 36 Jahren haben Sie Bayern-Trainer Carlo Ancelotti mal so richtig geärgert: Im Europapokal der Pokalsieger gewannen Sie mit Carl Zeiss Jena 4:0 gegen Ancelottis AS Rom, die Italiener schieden in der ersten Runde aus. Wie oft denken Sie noch an diese Partie?
ANDREAS KRAUSE: Ich führe heute ein ganz anderes Leben, jahrelang war ich völlig weg vom Fußball. Aber wenn man durch die Stadt läuft, sieht man ab und zu Fans mit Shirts, auf denen die Torschützen des Spiels stehen. Und dann kommen die Erinnerungen zurück.
Sie haben damals das 1:0 erzielt und die Aufholjagd eingeleitet. Das Hinspiel hatte Rom 3:0 gewonnen. Wie haben Sie das noch gedreht?
Ich kann mich an mein Tor noch genau erinnern: Nach einer Ecke springt mir der Ball vor die Füße, ich nehme ihn volley, und er schlägt links oben ein. Ich glaube, dass uns das Ergebnis aus dem Hinspiel geholfen hat. Im Rückspiel haben uns die Römer nicht ernst genommen. Ancelottis Mannschaft war fußballerisch überlegen, aber stinküberheblich.
Sie haben im defensiven Mittelfeld gespielt – ähnlich wie Ancelotti bei den Römern. Er war damals noch sehr jung, gerade 21 Jahre alt. Wie haben Sie Ancelotti wahrgenommen?
Ganz ehrlich gesagt: gar nicht. Mein Bruder ist Bayern-Fan und hat mir neulich gesagt, dass Ancelotti damals bei dem Spiel dabei war. Ich wusste das nicht, er ist mir nicht aufgefallen. Ich war als Abräumer ja eher für die gegnerischen Spielmacher zuständig. Aber das soll Ancelottis Leistung natürlich nicht schmälern (lacht). Ich finde ihn sehr sympathisch, er ist ein guter Treffer für die Bayern als Trainer.
Für Ihre Mannschaft ging es nach dem Sieg gegen Rom bis ins Finale. Dort unterlagen Sie Dinamo Tiflis 1:2.
Ja, es war insgesamt eine tolle Zeit für den Verein. Im Endspiel sind wir unserem Stil aber nicht treu geblieben. Wir haben 1:0 geführt, dann hätten wir uns hinten reinstellen und kontern sollen, wie wir das gegen alle großen Gegner gemacht haben. Aber wir waren zu euphorisch und haben weiter angegriffen. Dann wurden wir ausgekontert.
Heute spielt Jena in der vierten Liga. Welchen Stellenwert hat das Spiel gegen den FC Bayern?
Es weht gerade ein frischer Wind durch den Verein. Wir haben einen guten Trainer, der aus Jena kommt (Mark Zimmermann, Anm. d. Red.), den ich auch gut kenne. Im Vorstand sind Menschen, die viel Ahnung haben. Es herrscht wirklich Aufbruchstimmung im und rund um den Verein. Man könnte gegen die Bayern auch locker ein Stadion mit 100.000 Leuten füllen, die Euphorie in der Stadt ist riesig.
Werden Sie sich das Spiel live anschauen?
Ich habe noch Kontakte zum Klub und konnte so einige Tickets besorgen. Aber selbst werde ich nicht im Stadion sein, das überlasse ich den echten Fans, die sich viel mehr darüber Freude. Eine Sensation wird es aber nicht geben, dafür sind die Bayern zu clever und ein paar Nummern zu groß. Das dürfen die sich hier nicht nehmen lassen.
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