"Ackern und Rammeln": Was den Bayern-Sieg bei Union so wertvoll macht

Dieser Pokal-Fight in Berlin-Köpenick ließ die beiden Trainer einfach nicht los, besonders Bayern-Coach Vincent Kompany, sonst so ruhig und souverän, wirkte aufgewühlt – wie schon zuvor während der 90 Minuten beim zittrigen 3:2-Erfolg der Münchner. Doch statt an der Seitenlinie marschierte Kompany nun durch die Katakomben des Stadions An der Alten Försterei, in einer abgelegenen Ecke lief er hin und her, schaute dabei auf den Boden, versuchte, sich zu sammeln. Aber das dauerte.

Auch nach der Pressekonferenz sprach Kompany an der gleichen Stelle des Kabinengangs noch lange mit Union-Trainer Steffen Baumgart, ehe beide freundschaftlich abklatschten und sich in die kalte Köpenicker Nacht verabschiedeten. Der Vollmond leuchtete. Ob Kompany überhaupt schlafen konnte?
Bayern-Dusel und Kampfgeist
Es war schon eine gewisse Portion Bayern-Dusel nötig, um den Sieg über die Zeit zu retten und weiter vom ersten Finaleinzug seit 2020 träumen zu dürfen. 2:0 hatte Kompanys Team in der ersten Halbzeit bereits geführt, dann 3:1. Doch in der zweiten Hälfte mussten die Münchner ums Weiterkommen bangen. Sie kämpften, sie grätschten, sie blockten. Und am Ende feierten sie ausgelassen vor der eigenen Fankurve. "Ich habe die erste Halbzeit genossen, die zweite aus anderen Gründen eigentlich auch", sagte Kompany, der frühere Weltklasseverteidiger und sprach von einem "guten Kampf der alten Schule. Das wird uns weiterbringen."

Dieser Ansicht waren alle Bayern-Protagonisten nach einem kuriosen Spiel mit fünf Treffern nach Standardsituationen und zwei Eigentoren der Berliner. "Es war ein Fight. Das muss man zeigen, wenn man am Ende dabei sein will, wenn es um die Preise geht", sagte Kompany. Und Harry Kane, Torschütze zum 2:0, sprach von einem Spiel, "in dem wir etwas mehr Charakter und Zusammenhalt zeigen mussten. Das haben wir wirklich gut gemacht. Ich denke, das war der nächste Schritt, den wir gebraucht haben. Es war ein wichtiger Moment für unsere Saison."
Bayerns Widerstandsfähigkeit
Weil die Münchner gegen einen kratzbürstigen Gegner, ein lautstarkes Publikum und auf einem ramponierten Rasen Widerstandsfähigkeit bewiesen. Wie neulich schon beim 2:1 in der Champions League bei Paris Saint-Germain in Unterzahl. "Das PSG-Spiel, das sind so Momente, an die du dich erinnerst, wenn du dann so eine Situation hast", sagte Sportvorstand Max Eberl: "Da haben wir ja auch schon verteidigen müssen, da haben wir auch nicht viel Fußball nach vorne spielen können, weil wir einer weniger waren." Aber auch das können die Münchner.

"In der ersten Halbzeit haben wir es noch geschafft, spielerische Elemente reinzubekommen. In der zweiten Halbzeit haben wir es dann gar nicht mehr geschafft", sagte Joshua Kimmich, der zwei Tore mit Eckbällen vorbereitete: "Viele lange, hohe Bälle. Sie versuchen dann auch, Mann gegen Mann zu pressen, das muss man ihnen absolut zugutehalten. Aber der Platz kommt ihnen auch entgegen. Da ist es schwierig, mal drei flache Pässe am Stück zu spielen." Es sei, so Kimmich, in der zweiten Halbzeit ein "einziges Ackern und Rammeln von allen Spielern" gewesen und: "Leider zu spannend."
Der Traum vom Finale lebt
Doch das wird niemanden mehr interessieren, wenn Anfang Februar das Cup-Viertelfinale stattfindet. "Ich weiß nicht, wann wir das letzte Mal im DFB-Pokal über den Winter hinausgekommen sind", sagte Kimmich - und träumte schon vom Endspiel im Berliner Olympiastadion. "Auch wenn es noch etwas weg ist: Das ist mit das emotionalste Spiel im Jahr, wenn man so ein Finale bestreiten kann. So ein Event ist toll, da wollen wir dabei sein."
Zwei Siege fehlen.