Ab nach Asien: Warum dem FC Bayern eine besondere Champions-League-Reise bevorsteht

Kategorie „Wussten Sie schon“: Der FC Paphos spielt zwar in der Champions League, gehört aber geografisch nicht mehr zu Europa. Der Klub aus Zypern hat sogar einen Bayern-Schreck als Star.
von  Patrick Strasser
Bayern-Trainer Vincent Kompany.
Bayern-Trainer Vincent Kompany. © Sven Hoppe/dpa

Am Montagnachmittag hebt der Bayern-Tross vom Münchner Flughafen ab. Zu einer weiten Reise bis ins östlichste Mittelmeer. Knapp dreieinhalb Stunden beträgt die Flugzeit nach Larnaka, Zypern. Am Dienstag (21 Uhr, Prime Video) treten die Münchner beim zyprischen Meister FC Paphos an, der sich erstmals in seiner jungen Vereinsgeschichte für die Champions League qualifiziert hat.

Entstanden ist der Klub aus der Hafenstadt im Westen der Insel 2014, aus der Fusion der beiden Vereine AEK Kouklia und AE Paphos. Gespielt wird nicht in Paphos, sondern im „Alphamega Stadium“ von Limassol, eine der modernsten Arenen (10.700 überdachte Sitzplätze) des Landes, eröffnet im November 2022. So viel zu den Voraussetzungen beim Champions-League-Duell David gegen Goliath - auf asiatischem Boden.

Zypern gehört geografisch zu Asien, ist aber dennoch Uefa-Mitglied

Ja, in Asien. Das in den türkischen Norden und griechischen Süden geteilte Zypern liegt geografisch in Asien, wird jedoch politisch und kulturell Europa zugeordnet - macht auch der europäische Fußballverband Uefa, der Zypern 1962 aufnahm.

Und so brach der Rekordmeister drei Tage nach dem souveränen 4:0 in der Bundesliga gegen Werder Bremen auf zu einer Reise ins Ungewisse, zum Duell mit dem Neuling der Königsklasse, der zum Auftakt mit dem 0:0 bei Olympiakos Piräus überzeugte. „Für den FC Bayern ist es das erste Spiel gegen Paphos, auf dem Papier ein vermeintlich einfacher Gegner. Aber wir tun gut daran, jeden Gegner ernst zu nehmen“, sagte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen und erzählte: „Ich war noch nie auf Zypern, wir alle freuen uns auf diese Reise und das Spiel.“

Trotz der Fünf-Prozent-Regelung (so viele Karten der Stadion-Gesamtkapazität stehen dem Auswärtsverein im Europapokal zu) ist es den Bayern-Verantwortlichen gelungen, im Dialog mit den Gastgebern mehr als die 535 Tickets zu erhalten.

FC Bayern tritt zum dritten Mal auf Zypern an

Schließlich treten die Münchner zum erst dritten Mal in seiner Europapokal-Historie auf Zypern an. 1983 gewann man im Uefa-Cup in Limassol gegen Anorthosis Famagusta (1:0) und 1990 im Landesmeister-Bewerb gegen den Hauptstadtklub APOEL Nikosia (3:2).

Beim ersten Duell mit einem zyprischen Verein 1972 gewannen die Bayern in der zweiten Runde des Landesmeistercups das Hinspiel gegen Omonia Nikosia mit 9:0, das Rückspiel wurde nach einem Deal zwischen den Vereinen zwei (!) Tage später im Augsburger Rosenaustadion statt und endete 4:0. Der Grund: Im türkischen, damals hermetisch abgeriegelten Nordteil der Insel, war es zu der Zeit politisch schwierig, ein Spiel auszurichten. Außerdem erwartete das sportlich chancenlose Omonia in Augsburg größere Zuschauereinnahmen - so kam es auch.
Drei weitere Male kickten die Bayern im Landesmeister-Bewerb bzw. der Champions League in Asien. In Israel war man 2004 bei Maccabi Tel Aviv (1:0) und 2009 bei Maccabi Haifa (3:0) zu Gast, verbunden mit besonderen Sicherheitsvorkehrungen.

FC Bayern vor Wiedersehen mit Final-Schreck von 2012

Die allerweiteste Europacup-Reise der Vereinsgeschichte (rund 2750 km Luftlinie) führte den FC Bayern im März 1975 zum FC Ararat Jerewan, 1973 Meister der damaligen Sowjetunion. Man flog mit einer Chartermaschine der sowjetrussischen Aeroflot samt Zwischenlandung in Kiew ins heutige Armenien. Ein mitgereister Koch und zwei Kellner aus der „Käfer“-Küche durften den Stars im Hotel „Armenia“ die Speisen zubereiten und servieren, zwischenzeitlich fiel jedoch der Strom aus. Nach dem 2:0 im Viertelfinal-Hinspiel war das 0:1 auswärts vor 70.000 Fans für Maier, Müller & Co. kein Beinbruch.

Der Aufschwung des FC Paphos ist mit dem Namen Sergey Lomakin verbunden, einem russischen Investor, außerdem Besitzer des Moskauer Zweitligisten FC Rodina. 2025 wurde Paphos erstmals Meister und holte diesen Sommer einen Weltstar auf die Insel, einen Bayern-Schreck. Verteidiger David Luiz (38) heuerte bei Paphos an.

2012 fügte der Brasilianer den Münchnern mit dem FC Chelsea im „Finale dahoam“ der Königsklasse eine der bittersten Niederlage der Vereinsgeschichte zu. Vor dem 1:1-Ausgleich durch Didier Drogba rief Luiz Bastian Schweinsteiger zu: „And now: Goal!“ Der Rest ist (bittere) Geschichte. Dienstag sehen sich Neuer und Luiz wieder, in Asien.

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