Interview

Ex-Tennisspielerin Caroline Wozniacki: "Ich hatte solche Schmerzen, ich konnte nicht mal das Bett verlassen"

Caroline Wozniacki war die erste Dänin, die den Tennis-Thron erobert hat. Danach zwang sie eine rheumatoide Arthritis zum Karriereende. In der AZ spricht sie über Höhen, Tiefen – und ihr neues Leben.
Thomas Becker |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
"Ich spielte gerade das beste Tennis meines Lebens, und wie aus dem Nichts begann ich plötzlich mich total müde zu fühlen", sagt Caroline Wozniacki über ihren Triumph bei den Australian Open 2018.
"Ich spielte gerade das beste Tennis meines Lebens, und wie aus dem Nichts begann ich plötzlich mich total müde zu fühlen", sagt Caroline Wozniacki über ihren Triumph bei den Australian Open 2018. © picture alliance/dpa/XinHua

München - AZ-Interview mit Caroline Wozniacki Die Dänin (32) war die Nummer 1 der Tennis-Weltrangliste, nach ihrem Triumph bei den Australian Open 2018 wurde bei ihr rheumatoide Arthritis diagnostiziert, zwei Jahre später beendete sie ihre Karriere.

AZ: Mrs Wozniacki, 2018 ist bei Ihnen rheumatoide Arthritis diagnostiziert worden, eine chronisch-entzündliche Gelenkserkrankung, die Frauen drei Mal häufiger trifft als Männer. Von Gelenkschmerzen, Gelenkversteifungen und fortschreitender Abnahme der Beweglichkeit bis zu Muskel- und Knochenschwund sind die Symptome. Ein Albtraum!
CAROLINE WOZNIACKI: Zum Glück hatte ich von Anfang an die richtigen Ärzte und Behandlungspläne und begann mich besser zu fühlen, fast wieder wie im normalen Leben, und das ist großartig! In Anbetracht der Verhältnisse geht es mir echt gut.

Wie genau sahen die Beschwerden aus?
Es begann im Sommer 2018. Kurz zuvor hatte ich die Australian Open gewonnen, mein erster und einziger Grand-Slam-Titel. Ich spielte gerade das beste Tennis meines Lebens, und wie aus dem Nichts begann ich plötzlich mich total müde, erschöpft und ausgelaugt zu fühlen, hatte Gelenkschmerzen, die ich mir überhaupt nicht erklären konnte. Als ich vor den US Open nach Kanada flog, gab es einen Moment, nach dem ich nicht mehr aufstehen konnte. Ich schaute meinen Mann an und sagte: "Keine Ahnung, was mit mir los ist." Ich hatte solche Schmerzen, dass ich nicht mehr das Bett verlassen, nicht mal die Arme heben konnte. Da wusste ich: 'Das ist richtig was faul.' Ich musste sofort zu einem Arzt - am Ende waren es sehr viele Ärzte. Doch ich bekam nirgends eine gescheite Diagnose. Erst beim fünften oder sechsten gab es Antworten - und in der Folge auch Lösungen, so dass es langsam besser wurde.

Caroline Wozniacki: "Ich wollte über meine Krankheit sprechen, solange ich noch hochklassig spiele"

Ihre Karriere haben Sie erst 2020 beendet! Wie war das möglich?
Ich bin einfach eine Wettkämpferin, ich mag es, mich zu beweisen. Mein großes Ziel war, immer noch die Beste zu sein, mich mit den Besten zu messen. Im Oktober 2018 habe ich mit der Krankheit das Turnier in Peking gewonnen - mein letzter Turniersieg, aber mit Sicherheit einer meiner größten überhaupt. Ich habe getan, was ich tun wollte. Und ich wollte über meine Krankheit sprechen, solange ich noch hochklassig spiele und mich gut fühle - um anderen Frauen zu helfen, die ebenfalls darunter leiden. Und das tun wir mit unserer Kampagne "Advantage Hers".

Wie haben Sie reagiert, als Sie die Diagnose bekommen haben?
Es war sowohl Schock als auch Erleichterung. Ich hatte mich so schlecht gefühlt und wusste nicht, was mit mir los war - das war alles sehr beängstigend. Als ich endlich die Diagnose bekam, wusste ich zumindest, was mit meinem Körper los ist. Schließlich fand ich einen Rheumatologen, der mich auf die richtige Spur gesetzt und einen Plan entworfen hat, der auf mich zugeschnitten war. Das machte einen gewaltigen Unterschied: Ich begann mich besser zu fühlen und konnte anfangen, mir mein Leben zurückzuholen.

Wozniacki über ihren Abschied: "Ein unglaublich schönes Farewell von den Fans"

Es grenzt an Wunderheilung. Sie haben ja nicht nur wieder auf dem Platz gestanden, sondern mit den Besten der Welt mitgehalten!
In dem einen Moment bist du die Nummer eins der Welt, und alles ist gut. Du fühlst dich ein bisschen müde, aber es ist schon okay - und im nächsten Moment kommst du nicht mehr aus dem Bett! Mein Körper hat schon eine ganze Weile gebraucht, sich an den Behandlungsplan zu gewöhnen. Ich bin jedenfalls happy, dass ich heute sagen: Mir geht's großartig!

Ihr letztes Match haben Sie im Januar 2020 bei den Australian Open bestritten. Wussten Sie vorher, dass Ihre Karriere dort enden würde?
Ich hatte es seit einer Weile geplant. Es war der richtige Zeitpunkt. Mein Mann und ich waren bereit dazu, ein neues Kapitel in unserem Leben zu beginnen, eine Familie zu gründen. Ich habe Tennis gespielt seit ich sechs war, bin mit 15 Profi geworden, habe im Tennis alles gemacht, was ich machen wollte - und war bereit für den nächsten Schritt im Leben. Ich wusste, dass die Australian Open mein letztes Turnier sein würden. Ein großartiger Platz, wo ich meinen Grand-Slam-Titel geholt hatte. Ein unglaublich schönes Farewell von den Fans, das gar nicht besser hätte laufen können.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Wozniacki: "Tief drinnen in meinem Herzen wusste ich, dass es der richtige Zeitpunkt ist"

Wie hart war es, nach all den Jahren Good-bye zu sagen?
Wenn man für etwas sein ganzes Leben lang gearbeitet hat, ist es nicht einfach. Aber ich habe schon lange darüber nachgedacht, auch mit meiner Familie und meinem Mann gesprochen - ich war einfach bereit. Tief drinnen in meinem Herzen wusste ich, dass es der richtige Zeitpunkt ist. Im Leben trifft man eben Entscheidungen, und ich war glücklich damit. Aber wer weiß: Das Leben ist unberechenbar. Wenn ich ein Comeback geben würde, wäre ich schon über 30 - aber das sind viele auf der Tour. Im Moment bin ich aber sehr zufrieden, so wie es ist: ein etwas ruhiger Lebensstil.

Vermissen Sie die Tour?
Ich liebe Tennis, ich liebe das, was es mir gegeben hat, aber ich vermisse die Tour nicht. Insofern hatte ich das perfekte Timing. Ab und zu schaue ich mir Spiele an, bin schon noch dabei - schließlich war Tennis mein Leben für so eine lange Zeit.

Wozniacki: "Es ist vorbei, wenn du entscheidest, dass es vorbei ist"

Gab oder gibt es Freundschaften auf der Tour?
Schon einige, ein paar wohnen auch in Monaco. Ich bin ganz eng mit Donna Vekic, Karolína Plíková und Angie Kerber, auch mit der ebenfalls zurückgetretenen Agnieszka Radwanska.

Das letzte Doppel Ihrer Karriere bestritten Sie mit Serena Williams...
Mit ihr bin ich sehr eng. Sie ist unglaublich, die beste Spielerin aller Zeiten! Eine grimmige Wettkämpferin, die immer eine Bedrohung ist, wenn sie ein Turnier spielt. Ich bin sehr stolz auf sie.

Wann wird sie wissen, dass ihre Zeit vorbei ist?
Es ist vorbei, wenn du entscheidest, dass es vorbei ist. Es ist dein Leben, deine Entscheidung. Das ist nicht einfach, aber du musst es tief in deinem Herzen spüren.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.