Erster Weltcupsieg: Ein Pokal für den Papa

Lena Dürr (21) aus Germering gewinnt in Moskau ihr erstes Weltcuprennen – Vater Peter, einst auch Ski-Star, musste sie zum Start überreden.
von  Maximilian Wessing

Moskau - Dass sie, das Talent aus Germering, überhaupt nach Moskau reiste, bedurfte Überredungskünste. Eigentlich wollte sie nicht, die Lena, sie kränkelte, zudem stand die WM-Vorbereitung weiter oben auf der Prioritätenliste. Doch Vater Peter Dürr, selbst ehemaliger Skifahrer, redete ihr Mut zu und überredete sie. Tochter Lena stieg dann doch in den Flieger in die russische Hauptstadt.
Alles richtig gemacht.

Die 21-Jährige gewann beim Parallelslalom in der russischen Metropole zum ersten Mal ein Weltcuprennen – der bislang größte Erfolg ihrer Karriere. Ihren ersten Sieg hat sie gewissermaßen auch den DSV-Fahrerinnen Maria Höfl-Riesch und Viktoria Rebensburg zu verdanken, die ihren Start beim City-Slalom bereits im Vorfeld abgesagt hatten und damit den Weg frei machten für Lena Dürr, die Ersatzfahrerin. Die sich dennoch ebenfalls zierte.

„Ich habe gesagt: Fahr bitte hin, Lena! Du hast nichts zu verlieren. Das war im Endeffekt ihr Plus, dass keine Erwartungen auf ihr lasteten und sie etwa keinen Ranglistenplatz zu verteidigen hatte", verrät Peter Dürr, der 1989 seine langjährige Skikarriere beendete – bestes Ergebnis: ein Dritter Platz in der Weltcup-Abfahrt von Schladming 1988.

Dass die Nachwuchsfahrerin aus Germering nun Veronika Velez Zuzulova aus der Slowakei und Mikaela Shiffrin aus den USA auf die nachfolgenden Plätze verwies, kam für sie selbst genauso überraschend. „Damit hätte ich nie gerechnet. Ich habe vorher gedacht: Jeder kann hier was reißen, aber ich hatte vorher nicht einmal den Start trainiert." So schnell geht's manchmal. Am Ende hatte sie respektable 0,43 Sekunden Vorsprung auf Mikaela Shiffrin. „Ich habe noch nie so viel Spaß am Skifahren gehabt", fügte sie hinzu. Gut also, dass der Vater sich eingeschaltet hatte.

Der Sieg in Moskau könnte der Schlüssel für weitere Erfolge sein, meint Dürr senior: „Dieser Sieg war optimal für den Kopf, denn Skifahren ist reine Kopfsache." Bislang fuhr seine Tochter den Erwartungen in dieser Saison ein wenig hinterher. „Die Saison verlief bis jetzt nicht wie erwünscht." Umso schöner der Sieg in Moskau.

Die Feier über den Erfolg wird im Elterhaus stattfinden. Denn Lena Dürr wohnt noch immer daheim in Germering bei ihren Eltern. Natürlich habe er seiner Tochter dort vorher einige Tipps gegeben, die gebe es immer mal wieder. „Doch sonst hört sie mehr auf ihre Trainer als auf mich”, sagt Peter Dürr scherzhaft.

Neben 100 Punkten für die Slalom-Wertung brachte Dürr der unerwartete Erfolg auch ein starkes Signal zur richtigen Zeit – kommenden Dienstag beginnen die Weltmeisterschaften in Schladming. „Das gibt natürlich Selbstvertrauen für die WM”, meint sie.

Dass ihre Eltern den Lauf überhaupt verfolgen konnten? Dem österreichischen Fernsehen sei Dank. „Im deutschen TV ist sowas ja nicht zu sehen", meint Lenas Vater, das ZDF zeigte nur einen Internet-Stream. Wie sah er Lenas Rennen? „Bis zum Finale ist sie ja gut durchgekommen und dann hat sie es am Ende ja locker runtergefahren." Für ihr junges Alter fuhr sie in der Tat sehr abzockt.
Zumindest nicht so, dass sie zum Start erst noch überredet werden musste.

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