Erschreckend schwacher Abraham siegt

Ex-Weltmeister gewinnt gegen den harmlosen de Carolis nach Punkten, enttäuscht aber auf ganzer Linie. Trotzdem wird es wohl WM-Kampf gegen Robert Stieglitz geben.
Matthias Kerber / EHC München |
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Ex-Weltmeister gewinnt gegen den harmlosen de Carolis nach Punkten, enttäuscht aber auf ganzer Linie. Trotzdem wird es wohl WM-Kampf gegen Robert Stieglitz geben.

Oldenburg - Einem weiblichen Fan von "King Arthur" Abraham riss schon exakt nach der Hälfte der zwölf müden Runden von Oldenburg der Geduldsfaden. "Zeig' ihm, wer der König ist", kreischte die junge Dame aus Leibeskräften, doch der Adressat im Ring schüttelte nur müde den Kopf und ging weiter eher unmotivert seinem Faustwerk nach. Dienst nach Vorschrift – mehr war Abrahams einstimmiger, aber nicht überzeugender Punktsieg gegen den limitierten Italiener Giovanni di Carolis nicht.

Der Römer, der noch als Kellner arbeitete, als Abraham bereits Weltmeister war, hatte fast permament den Rückwärtsgang eingelegt und war von dem gebürtigen Armenier einfach nicht zu stellen. In dieser Verfassung dürfte es für den 33-Jährigen schwierig werden, beim Anfang kommenden Jahres geplanten Rematch gegen Weltmeister Robert Stieglitz die Oberhand zu behalten. "Arthur fehlen die Schlagkombinationen, die früher für viele K.o.-Siege gut waren", monierte sein Promoter Kalle Sauerland.

Als ob er dieses Defizit geahnt hätte, hatte sich Sauerland zum Vergleich wenige Stunden vor dem Kampf die spektakulärsten Siege seines Schützlings auf Video im seinem Hotelzimmer angeschaut. Nach dem direkten Vergleich am Abend war er folgerichtig ziemlich ernüchtert. Der Supermittelgewichtler bemühte sich weit nach Mitternacht, den Kampfverlauf positiver darzustellen, als die meisten der 3500 Zuschauer ihn empfunden hatten. "Noch einmal über zwölf Runden zu gehen, hat mir mehr gebracht als ein schneller K.o. gegen ein Opfer", sagte Abraham. Dennoch: Der von Sauerland geforderte Dampf war gegen die Nummer 13 der IBF-Weltrangliste auch bei genauestem Hinschauen nicht zu erkennen.

Auch Trainer Ulli Wegner war der Unmut über die minimalistische Leistung des einstigen "Schlumpfboxers" anzumerken. Taktisch klüger als sein Schüler war der 71-Jährige mit Hinweis auf eine schmerzhafte Halsentzündung nur zu einer Kurzanalyse bereit, um das gespannte Verhältnis zu seinem Sportler nicht weiter zu belasten: "Arthur muss wieder lernen, seine Gegner exakt zu stellen. Ansonsten hat er den Kampf klar gewonnen. Punkt und Ende." So kurz diese Kritik war, Abraham wollte sie dennoch nicht auf sich sitzen lassen. "Ich habe ja einen spektakulären K.o. versucht, aber mein Gegner ist um sein Leben gerannt", sagte der Wahl-Berliner anklagend.

De Carolis dachte ich der Tat nicht daran, sich von Abraham auf die Bretter schicken zu lassen und feixte sogar: "Er hat mich nicht ein einziges Mal wirklich hart getroffen." Dies hätte auch US-Boxlegende Bernard Hopkins behaupten können. Wenige Stunden nach den Abraham-Fight zerstörte der 48 Jahre alte Halbschwergewichtler die Hoffnungen von Abrahams Stallgefährten Karo Murat, dem selbst ernannten "Alien" den WM-Titel der International Boxing Federation (IBF) zu entreißen.

Vor 10.000 Zuschauern in der Boardwalk Hall von Atlantic City/New Jersey war der hohe Favorit stets Chef im Ring und ließ den Herausforderer erst gar nicht an sich herankommen. Ab der achten Runde zusätzlich von einem Cut am linken Auge behindert, hatte der 29 Jahre alte Murat danach endgültig keine Chance mehr, den Punktrückstand aus den ersten Runden aufzuholen.

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