Endlich: Skifoan!

Spitzing - Skifahren? Saisonauftakt? Zweifel keimt auf beim Blick auf die grünen Wiesen rund um Miesbach. Immerhin ein Ort, von dem aus es nur noch ein Hüftschwung ist in Münchens Hausskigebiet Nr. 1 am Spitzingsee, in dem gestern pünktlich um 12 Uhr erstmals in diesem Winter die Skilifte starten sollten.
Begeisterung dann jedoch rund 20 Minuten später. Es stimmt, rund um den etwas über 1000 Meter hoch gelegenen Spitzingsee herrscht tiefer Winter, etwa ein halber Meter Schnee rechts und links der Straße, und: Die Lifte laufen! Schiifoan! Endlich! Erstaunlich, wie viel Leute an einem Freitag schon Zeit für den Spaß im ersten Schnee haben, der Parkplatz ist bereits um 11 Uhr halb voll – und die Sesselbahn ist, entgegen der Ankündigung, schon in Betrieb. Nix wie rauf also auf den Stümpfling, lange genug hatte man ja auf die ersten Schwünge im Schnee warten müssen.
Bange Frage oben am Start neben der Jagahüttn: Reicht der Schnee wirklich, um die neuen Carvingski vor Grundberührung zu schützen? Schließlich war es in den letzten Tagen zu warm, um mit den Schneekanonen eine gute Unterlage auf den Pisten zu schaffen. Doch die Pistenraupen von „Alpenplus” haben ganze Arbeit geleistet. Perfekt präpariert und menschenleer waren gestern die Abfahrten hinunter zu den Talstationen von Stümpflingbahn und Kurvenlift, neben dem Osthanglift die beiden einzigen Bahnen, die in Betrieb waren.
Auffallend: Auf den Pisten sind mehr „Aufsteiger" als Abfahrer unterwegs. Die rasant zunehmende Zahl der Tourengeher sorgte bereits im letzten Winter für Ärger – nicht nur am Spitzing. Auf dem Weg in die unberührte Natur benutzen nämlich viele immer wieder die präparierten Pisten zum einfacheren Aufstieg und sind damit häufig auf Kollisionskurs mit den abfahrenden Wintersportlern. Ein Problem, das man am Spitzing im letzten Winter mit einem rigorosen Verbot zu lösen versuchte. Das wiederum rief den Alpenverein auf den Plan, der auf ein Recht auf freien Zutritt zur Natur pochte. Der diesjährige Kompromiss: Eigene Aufstiegsspuren für die Tourengeher. Doch gestern hielten sich die wenigsten daran.
Am weitesten kommt man den Fußgängern unter den Skifahrern in diesem Winter auf der Ostseite des Spitzingsees entgegen: Das bei Tourengehern besonders beliebte Skigebiet am Taubenstein, erschlossen von einer Kabinenbahn (Start frühestens am 23. Dezember) und drei Schleppliften, soll Pistenfans künftig nur jeweils an den Wochenenden (inklusive Freitag) und während der Weihnachts- und Faschingsferien zugänglich sein, montags bis donnerstags soll das Gebiet ausschließlich den Tourengehern zur Verfügung stehen. Ein besonderes Schmankerl für alle, die auch noch im Dunklen mit Stirnlampe unterwegs sein wollen: Mittwochs ist Skitourenabend und die Hütte am Rauhkopf ist geöffnet.
Münchens Skifahrer haben seit jeher die Wahl: zum Spitzing oder auf das etwa fünf Kilometer weiter entfernte Sudelfeld? Und das gilt auch für dieses Wochenende, denn auch oberhalb von Bayrischzell laufen ab Samstag erstmals in diesem Winter einige Lifte. Die Pisten sind breiter dort, das Gelände offener, die Möglichkeiten für Einkehrschwünge größer, aber: Noch kann man dort nicht auf allen Pisten Kunstschnee einsetzen, der für eine durchgängig sichere Unterlage sorgt.
Mit einem kleinen Naturwunder lockt Bayrischzell schon immer die Schmalspurfahrer unter den Wintersportlern. Und so auch an diesem Wochenende. Liegen nämlich auch noch kurz vor Bayrischzell rundherum auf den Wiesen nur wenige Zentimeter Schnee, so sind es zwei, drei Kilometer weiter Richtung Thiersee und Kufstein häufig bereits 40 Zentimeter. Und genauso ist es: In Bayrischzells Langlaufzentrum rund um den Gasthof Zipfelwirt und im romantischen Koo-Aschertal sind seit Freitag die Loipen auf einer dicken Schneedecke perfekt gespurt. Ein Winterparadies nicht nur für Skater.