"Emma hat sich enorm entwickelt": Rebensburg schwärmt von neuer Ski-Hoffnung Aicher
AZ: Frau Rebensburg, zur Faschingszeit darf's auch auf der Piste mal bunter zugehen, so wie hier am Fellhorn beim "Red Bull Hotlines", wo nicht nur die Schnellsten in der Buckelpiste prämiert werden, sondern auch die im originellsten Outfit. Sie waren in der Jury – was gab's alles zu sehen?
VIKTORIA REBENSBURG: Ein Teilnehmer zum Beispiel hatte insgesamt relativ wenig an, nur so ein Tutu-Röckchen und eine Hawaii-Kette um den Hals. Ein anderer ist mit uralten Holzskiern und entsprechendem Outfit in die Buckel, dazu ein paar Retro-Rennanzüge – es gab schon so einiges zu sehen.
Rebensburg zur Ski-WM: "Wir hatten leider das Glück nicht ganz auf unserer Seite"
Buckelpisten bekommt man ja als Rennläufer nicht so oft unter die Skier, oder?
Eigentlich schon, gerade als junger Athlet, aber auch später, als ich schon im Weltcup gefahren bin. Vor allem im Frühjahr auf den Gletschern, wenn der Fokus auf der Technik liegt. Für Kinder ist die Buckelpiste mit das beste Training, weil man eine zentrale Position über dem Ski braucht und die Beine gut arbeiten müssen. Das sollte auf keinen Fall vernachlässigt werden.

Bei der Ski-WM in Saalbach haben die Beine der DSV-Athleten unlängst nicht so gut gearbeitet wie die der Konkurrenz. In letzter Sekunde hat Ski-Löwe Linus Straßer die einzige Medaille gewonnen. Sie waren als Eurosport-Expertin vor Ort. Wie haben Sie die WM aus deutscher Sicht erlebt?
Wir hatten leider das Glück nicht ganz auf unserer Seite. Im Team-Wettbewerb gab es definitiv die Chance auf eine Medaille, in der Team-Kombi und im Slalom der Frauen ebenfalls. Zum Glück hat dann Linus die Medaille am letzten Tag im Slalom geholt.

Aicher hat gute Voraussetzungen für die Weltspitze
Bei den Frauen ist Emma Aicher nun der Lichtblick: die erste Deutsche seit Maria Höfl-Riesch, die alle Disziplinen fährt. In der alten Kombinations-Wertung aus Abfahrt und Slalom wäre Sie die Top-Favoritin gewesen, oder?
Ja, das wäre so gewesen. Sie ist super talentiert, lebensfroh, locker drauf und verkopft sich nicht so. Bestes Beispiel: Bei der WM fährt sie in der Abfahrt mit Startnummer 30 noch auf Platz sechs, nimmt es einfach so, wie es kommt – und das ist gerade in solchen Situationen eine gute Eigenschaft. Sie hat natürlich noch vieles zu lernen und einen Weg zu gehen, um ganz oben anzukommen und hoffentlich dauerhaft in der Spitze zu bleiben. Aber die Voraussetzungen sind richtig gut.

Mit ihrem Sieg am Wochenende in der Abfahrt von Kvitfjell in Norwegen hat sie ihren Aufwärtstrend untermauert. Was macht Aicher plötzlich so stark?
Ich freue mich wirklich sehr, dass mal wieder eine Deutsche eine Abfahrt gewonnen hat. Fünf Jahre ist lang und da war es jetzt zum Glück wieder so weit! Vor der Saison hätte man eher auf Kira Weidle-Winkelmann getippt, aber Emma Aicher hat sich enorm entwickelt. Und die gute WM hat ihr den letzten Schub gegeben.
Rebensburg: "Emma kann in allen vier Disziplinen in die Weltspitze fahren"
Sollte sie weiterhin alle Disziplinen fahren? Oder sich doch spezialisieren?
Emma kann in allen vier Disziplinen in die Weltspitze fahren, vor allem im Slalom und in den Speed-Disziplinen – und deshalb sehe ich keinen Grund, warum sie sich spezialisieren soll. Die Steuerung der Rennen über die gesamte Saison ist die Herausforderung und hier ist ein gutes Feingefühl gefragt. Sie ist noch jung und wenn man das Niveau, gerade in den technischen Disziplinen über die Saison halten will, braucht es viel Training. Das wird schwierig, wenn man einige Wochen bei Speed-Rennen unterwegs ist.
Auch die körperliche Belastung ist ja immens.
Klar, sie braucht auch dafür die Substanz, um das stemmen zu können. Aber Emma will alles fahren, will immer skifahren und Rennen fahren. Grundsätzlich eine tolle Eigenschaft, aber es ist die Aufgabe der Trainer, sie da auch ab und zu einzufangen.
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