Eklat um Kraftprotz Harting
Der Diskus-Mitfavorit verhöhnt Dopingopfer. Verbands-Boss Prokop findet’s „unerträglich“.
BERLIN Zuerst zum Sport: Robert Harting, Vize-Weltmeister von 2007, hat mit 66,81 Metern im ersten Wurf die geforderte Weite von 64,50 Metern erreicht und somit das Diskus-Finale erreicht.
Und nun zur Politik: Für einen Eklat hat Harting nach seinem Wurf gesorgt. „Wenn der Diskus auf dem Rasen aufspringt, soll er gleich gegen eine der Brillen springen, die die Doping-Opfer hier verteilt haben. Aber ich bin kein Mörder, ich will nur, dass sie wirklich nichts mehr sehen“, sagte Harting und spielte auf die Aktion des Dopingopfer-Hilfe-Vereins an. Dieser lässt während der WM 20000 Papp-Brillen verteilen, um auf den Missbrauch verbotener Mittel aufmerksam zu machen.
Die Reaktion der Doping-Opfer kam prompt: „Es wundert mich nicht, was Harting da ablässt. Es zeigt wieder, wes Geistes Kind er ist“, sagte Uwe Trömer, der durch Doping geschädigte Ex-DDR-Bahnradsportler, „ich wünsche Harting, dass er Weltmeister wird, aber ich wünsche mir auch, dass er mal über ein paar seiner Äußerungen nachdenkt.“ Und Andreas Krieger, ebenfalls Dopingopfer, meinte: „Wenn so die neuen Helden im deutschen Sport aussehen, ist es um den deutschen Sport schlecht bestellt.“
Tatsächlich taugt Kraftprotz Harting nur bedingt zum Vorbild. Auf seiner Homepage (derharting.de) posiert er mit Speer und Hackebeil aus dem Conan-der-Barbar-Fundus und ringt halbnackt mit einer ebenfalls leicht geschürzten Lady, die ihn an Ketten hält. Massiv ist nicht nur Hartings Statur (2,01 Meter, 130 Kilo, Schuhgröße 50), sondern auch seine Art, Kritik zu üben. Lieblingsziel: Funktionäre.
„Leute wie Präsident Clemens Prokop und Generalsekretär Frank Hensel brauchste eigentlich nicht“, meint Harting, „die sind seit über fünf Jahren im Amt, passiert ist aber nichts. Da arbeitet wohl keiner.“ Kein Wunder, dass Prokop nach Hartings neuer Entgleisung sagte: „Ich finde diese Aussagen unerträglich.“ Unerträglich fand er auch, als der Diskuswerfer schon vor der WM den Verband ins Visier genommen hatte: „Einer muss erst mal in die Pfütze treten, dann machen es die anderen nach. Ich freue mich schon auf die Pressekonferenz nach der Diskus-Entscheidung.“
Harting hat den selben Manager wie Claudia Pechstein, doch der lässt ihn von einem Fettnapf zum nächsten stapfen. Aber es gibt auch nette Geschichten, so wie die vom Hotel Kolumbus in Berlin-Hohenschönhausen, seinem Viertel. Dort hat der Liebhaber von Modellbau, Kunst und Malerei die Robert-Harting-Suite, „die coolste Suite Berlins“ (ab 119 Euro), gestaltet. Der Zimmererlös aus dem WM-Zeitraum geht an den Nachwuchssport. Auch das ist Harting. tbc
- Themen: