Eiskunstlauf-Star Marika Kilius: So feiert sie ihren 75. Geburtstag

Marika Kilius wird 75: Im AZ-Interview spricht der frühere Eiskunstlauf-Star über Fitness, Spiritualität und ihren Einsatz für ein Grundeinkommen. Über Savchenko und Massot sagt sie: "Das war Magie".
Simon Stuhlfelner |
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Traumpaar des deutschen Sports: Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler beim Training in Cortina d’Ampezzo.
dpa Traumpaar des deutschen Sports: Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler beim Training in Cortina d’Ampezzo.

AZ: Frau Kilius, Ihr 75. Geburtstag steht am Samstag bevor. Wie werden Sie feiern?
MARIKA KILIUS:
Wahrscheinlich im Flugzeug. Ich fliege von den Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften in Mailand zurück, wo ich mit Hans-Jürgen Bäumler für die ARD war. Es ist ganz normal für mich, meinen Geburtstag unterwegs zu feiern. Zu meiner aktiven Zeit war ich immer in Berlin im Sportpalast und habe mit 6.000 Zuschauern gefeiert. Was soll da jetzt noch nachkommen? Jede Feier kann ja nur schlechter sein. (lacht)

Sie und Hans-Jürgen Bäumler galten als Traumpaar des Sports, die Öffentlichkeit erwartete immer, dass Sie beide eines Tages heiraten. Wie war Ihre Beziehung wirklich?
Das war eine freundschaftliche Beziehung. Ich war immer froh, dass wir nicht liiert waren, weil das nur Stress gibt. Ich habe das bei vielen Kollegen gesehen, die als Paarläufer verheiratet waren. Die haben sich geschlagen wie die Kesselflicker. Die Probleme auf dem Eis nimmst du als Paar mit nach Hause. Wir sind vom Eis runter, Stress war beendet, Spaß hat angefangen. Insofern hatten wir immer ein sehr gutes Verhältnis.

Wie zufrieden blicken Sie auf Ihr Leben, Ihre Karriere zurück?
Sehr zufrieden. Wir hatten nun wirklich Glück im Leben, eine ganz tolle Zeit, aber wir haben auch viel gearbeitet und nichts geschenkt bekommen. 25 Jahre bei Holiday on Ice in eleganten Kleidern zu laufen, das war für mich als Frau schon glamourös. Aber ich bin jemand, der mehr nach vorne schaut, der guckt, was Neues kommt. Meine Mutter hat immer gesagt: "Fürs Gehabte gibt’s nix."

Dann lassen Sie uns in die Zukunft blicken: Sie haben in den vergangenen Jahren eine Kosmetiklinie und Schmuck herausgebracht. Wie ist da der aktuelle Stand der Dinge?
Es kommt wieder was. In zwei, drei Monaten ist es so weit, lassen Sie sich überraschen. Ich bin immer aktiv, mache immer irgendwas.

Wie halten Sie sich mit 75 fit?
Ich mache, seit ich 15 Jahre alt bin, jeden Tag meine Gymnastik und bin noch genauso beweglich (lacht). Mir fehlt nichts, ich habe weder Knie- noch Rückenschmerzen. Ich habe auch immer auf mich geachtet und ernähre mich gesund. Wenn ich mal drei Kilo zu viel habe, dann gehe ich her und nehme drei Kilo ab. Ich warte nicht, bis es zehn Kilo sind. Ich will meine Größe 38 haben und habe keine Lust, aus dem Leim zu gehen.

Und Sie meditieren jeden Tag.
Das sowieso. Ich bin jemand, der sehr spirituell lebt, das war als Kind schon so. Nach meiner Karriere habe ich mich zehn Jahre komplett zurückgezogen und mich in die Spiritualität fallen lassen.

Sind Sie auch gläubig?
Absolut. Das hat aber nichts mit der Kirche und dem Dogma zu tun, ich bin nicht mal in der Kirche.

Daneben halten Sie sicher auch Ihre beiden Enkelinnen fit.
Ja, Lola und Lilly. Lola wird jetzt 18, Lilly 14. Wenn irgendwas ist, können die beiden mit mir über alles reden. Immer wenn ich in Deutschland bin, sehen wir uns. Ich wohne ja seit acht Jahren in der Nähe von Zürich.

Zusammen mit dm-Gründer Götz Werner treten Sie für ein bedingungsloses Grundeinkommen ein. Was sind Ihre Argumente hierfür?
Für mich geht es darum, ein Zeichen zu setzen, dass alle Menschen zusammengehören. Dass man den Neid und die Missgunst gegenüber den anderen mal wegpackt und Liebe und Zusammengehörigkeitsgefühl auspackt.

Haben Sie keine Angst, dass die Arbeitsmoral dann sinkt?
Im Gegenteil, der Mensch hat immer arbeiten wollen. Mit diesem Geld werden die Leute kreativ und sind nicht gezwungen, einen Job anzunehmen, den sie gar nicht wollen. Sie erhalten den Freiraum sich einbringen zu können und auch mal Luft holen zu können, ohne Angst zu haben, dass sie morgen nichts mehr zu essen haben.

Bei den Winterspielen in Pyeongchang haben Aljona Savchenko und Bruno Massot Deutschland mit der Goldmedaille begeistert. Wie haben Sie das erlebt?
Das war grandios, die beiden haben uns verzaubert. Sie sind an den Punkt gekommen, an dem der Eisläufer die Magie auspackt. Das hat nicht nur mit Leistung zu tun, sondern mit Ausstrahlung, die Aljona weitergeben konnte. Ich bin im Geiste jeden Schritt mit ihr gelaufen, ich wusste, was sie denkt. Ich konnte mich total in sie hineinversetzen – total!

Ist Aljona die Führungsfigur in diesem Paar?
Die Frauen sind immer die Führungspersonen in einem Paar. Sie muss so stark sein, dass sie das Paar repräsentiert. Sie gibt an, welchen Stil sie interpretieren kann. Er ist derjenige, der die Hebefiguren und die Doppelsprünge macht.

Aljona ist bekannt für ihren Ehrgeiz.
Das unterscheidet sie wohl von mir, denn ehrgeizig war ich nie. Der Jürgen und ich haben immer gekuckt, dass wir eine freie Stunde bekommen und irgendwie abhauen können.

Glauben Sie, dass Savchenkos und Massots Erfolg nun einen neuen Boom im Eiskunstlauf auslösen wird?
Das hoffe ich doch sehr! Es wäre gut, wenn sie ihre Karriere fortsetzen. Wenn sie jetzt gleich aufhören, dann ist niemand da, der das auffangen kann. Dann gibt es wieder einen Absacker.

Sportpresseball: So glamourös kann Sport sein

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