Eiskunstlauf: Die Prinzessin und die Zitrone

AZ-Serie: Olympia für alle! Unsere Reporterin hat sich im Eiskunstlauf versucht – und macht eine gute Figur dabei.
Almut Ringleben |
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Wie ein Eispinzessin: Trainer Pfister und die AZ-Reporterin Almut Ringleben.
Petra Schramek Wie ein Eispinzessin: Trainer Pfister und die AZ-Reporterin Almut Ringleben.

 

Mein Eiskunstlauf-Trainer Peter Pfisterer schickt mich auf die Bank: „Neu schnüren!“ Nach dem Händeschütteln geht der erste Griff in die Schnürsenkel meiner Leih-Schlittschuhe. „Wenn die nicht fest sitzen, hat man auf dem Eis keinen Halt“, erklärt der Trainer des Eis- und Rollsport-Clubs München. Allerdings: Die Schuhe drücken nun noch mehr als vorher.

Meine erste Trainingsstunde im Eiskunstlauf findet im Eis- und Funsportzentrum Ost im Ostpark statt. Die Leih-Schuhe sind schon beim Probieren unbequem. Von der Umkleide geht es auf den Kufen humpelnd ein Stockwerk hinunter, in einem Tunnel unter der Eisfläche hindurch und auf der anderen Seite wieder rauf. Es ist bereits dunkel draußen, aber die Eisbahn ist hell beleuchtet. Hits aus den 80ern sorgen für Dirty-Dancing-Atmosphäre.

Auf dem Eis tummeln sich Menschen ganz unterschiedlicher Statur. Aber eines haben alle gemeinsam – sie können ganz offensichtlich Schlittschuhlaufen. Nahe an der Bande trainieren zwei fortgeschrittene Teenager Pirouetten und Sprünge. Ich bin eingeschüchtert, außer mir sind keine Anfänger hier.

Langsam wird es trotz mehrerer Lagen Kleidung kühl. Hoffentlich ändert sich das auf dem Eis. Und dann ist mein Trainer Peter Pfisterer da. Ohne große Vorrede geht es auf die Bahn. „Lauf mal los und lass Dich gleiten“, sagt er und fährt voraus.

Mir bleibt auch gar nichts anderes übrig: trotz meiner Angst versuche ich, es ihm nachzutun. Es geht besser als gedacht. „Und nun stell Dich beim Gleiten auf ein Bein, ruft Peter und fährt rückwärts voraus, so dass er mich beobachten kann. Im Schnelldurchlauf zeigt mir der ehemalige Profi-Eistänzer alle Übungen, die jeder Anfänger lernt: vorwärts, rückwärts, Zitrone (man zeichnet mit beiden Beinen eine Zitrone auf Eis), kreisförmige Bewegung auf einem Bein und lange Gleitschritte fahren. „Und jetzt gib mal Gas!“ Der Profi hilft mir, meine Hemmungen zu überwinden.

Der erfahrene Paartänzer überlegt sich ein paar Übungen, die auch ich bewältigen kann. Der Fächer klappt ganz gut. Doch merke ich schnell, dass eine Jeans keine geeignete Bekleidung ist. Die nächste Aufgabe ist schwieriger, ich soll auf einem Bein fahren und das andere nach hinten oben strecken. Peter Pfisterer zieht und stützt mich, trotzdem verliere ich das Gleichgewicht. „Dir fehlt Kraft. Außerdem verschiebt sich dein Schwerpunkt und der Schuh verkantet“, lautet seine Analyse. Wir probieren lieber etwas anderes.

Mittlerweile ist mir nicht mehr kalt. Es macht Spaß, sich auf dem Eis zu bewegen und neue Dinge auszuprobieren. Mit einem Trainer, der einen zieht und stützt, fällt es auch leichter. Wir müssen vom Eis, denn es wird neu präpariert. Pfisterer erklärt mir währenddessen: „Richtig Talentierte sind nach zwei Jahren gut auf dem Eis unterwegs, andere nach vier. Wer zu den Olympischen Spielen will, muss mit drei Jahren beginnen und schon früh sehr viel trainieren.“

Die Oberfläche ist noch leicht feucht und spiegelt, als wir sie wieder betreten. Unsere Kufen setzen die ersten Spuren in die blank polierte Bahn. „Jetzt hebe ich Dich, Du musst nur die Figur halten“, beschließt Pfisterer. Er ist stark und hält mich hoch, während er läuft. Ich fühle mich wie eine Eisprinzessin.

Zum Abschluss der ersten Trainingsstunde will mir mein Trainer noch zwei Dinge zeigen: „Wir laufen jetzt mal normale Geschwindigkeit“, sagt er und läuft los, mich an der Hand. Er wird schneller. Ich lache, weil ich es nicht glauben kann, wie schnell wir über das Eis fliegen. Ein herrliches Gefühl, bis Pfisterer meine Hand loslässt und ich alleine um die Kurve muss. Aber auch das gelingt und ich bin glückselig.

„Keinmal hingefallen“, sagt der Trainer, „das üben wir jetzt auch noch.“ Und so setze ich mich am Ende meiner ersten Trainingsstunde noch ein paar Mal ordentlich auf den Hosenboden.

Auf dem Weg zum Bus erwachen meine tauben Zehen langsam wieder zum Leben. „Das Schönste ist, wenn man wieder zurück in seine Straßenschuhe darf“, hat mir vorher jemand gesagt. Noch schöner: Ich träume in dieser Nacht von dem erhebenden Gefühl, elegant über das Eis zu fliegen

Eis- und Rollsport-Club München e.V. (ERC), Staudingerstr. 17, 81735 München, Tel: 45081604, www.erc-muenchen.de, Jahresbeitrag Erwachsene 102, Kinder und Jugendliche 78 Euro. Schnupperstunde möglich.

Münchener Eislauf-Verein v. 1883 e.V. (MEV), Staudingerstr. 17, 81735 München, Tel: 67909068, www.mev-1883.de, Jahresbeitrag Erwachsene 95, Kinder und Jugendliche 80 Euro. Schnupperstunde möglich.

 

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