Kommentar

Eiskalte Großmannsucht: Deutsches Eishockey-Debakel hatte sich angedeutet

Das DEB-Team scheidet bei der Weltmeisterschaft vorzeitig aus. Das peinliche Aus hatte sich schon lange angedeutet, findet AZ-Reporter Matthias Kerber. 
Matthias Kerber
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Das DEB-Team um Keeper Philipp Grubauer schied bei der Eishockey-WM vorzeitig aus.
Das DEB-Team um Keeper Philipp Grubauer schied bei der Eishockey-WM vorzeitig aus. © IMAGO/Lars Moeller

Da im Rückblick ja alles so viel klarer ist, lohnt sich eine Zeitreise in die Vergangenheit, um Wende- und Bruchpunkte wahrzunehmen, die man damals ignoriert hat (oder wollte). Im Fall des DEBakels bei der Eishockey-WM, als man erstmals seit 2018 das Viertelfinale verpasste und diesen Platz den Dänen überlassen musste, geht dieser zum 26. April nach Rosenheim.

Rückblick auf das Eishockey-Debakel: Ursachen und Versäumnisse

Da fegten die deutschen Eishackler Österreichs Vertreter dieser Zunft mit 5:0 vom Eis. Man vermutete sich in der Erfolgsspur, die – gar nicht so immer überzeugenden – Erfolge gegen Ungarn (6:1), Kasachstan (4:1) und Norwegen (5:2) ließen das Sandmännchen dem vereinten Eishockey-Deutschland den Sand körbeweise in die Augen streuen.

Überheblichkeit und Selbstzufriedenheit: Die Achillesferse des DEB-Teams

Alles gut, wir sind ja wer (Vizeweltmeister 2023, Silbermedaille bei Olympia 2018), wir fangen erst an, wir haben jetzt echte NHL-Stars wie Moritz Seider (Detroit), Tim Stützle (Ottawa) und Philipp Grubauer (Seattle) dabei. Dabei standen die Menetekel längst in Großbuchstaben an der Wand, Grubauer klagte nach dem Norwegen-Spiel Larifari-Einstellung ein und Marcel Noebels beschwerte sich vor dem Dänemark-Fiasko, dass "nur zwei auf dem Eis arbeiten und drei zuschauen".

"Nur zwei arbeiten, drei schauen zu": Kritische Stimmen aus dem Team

Diven-Alarm bei der deutschen Mannschaft, die von der Großmannssucht befallen war. Das DEB-Team lebte beim Vorbereitungsspiel vom Kollektiv, den vielstrapazierten deutschen Tugenden. Kämpfer, nicht Schönspieler sind die Erfolgsformel. Das haben die Österreicher verstanden, die nach dem 0:5 zusammenrückten und als Lohn dafür erstmals seit 1994 in einem WM-Viertelfinale stehen.

Lehren aus dem Nachbarland: Österreichs Erfolgsrezept im Eishockey

Überhaupt lohnt der Blick über die Ländergrenze zum kleinen Nachbarn, der strukturell vieles besser macht. Durch die Kooperation mit der Schweiz bekommen die Ösi-Spieler eine gute Ausbildung und Eiszeiten. In Deutschland sind viele Jungstars damit zufrieden, bei DEL-Klubs in der vierten Reihe ein paar Einsatzsekunden zu haben. Hier wurde die Ausbildung in der U20-Liga regelrecht zerstört, weil die jungen Spieler gleich in der DEL anheuern.

Das führt aber zu Mittelmaß. Wenn die sich mit Selbstgefälligkeit und Großmannssucht paart, kommt es zum DEBakel. Eine harte Analyse hat Christian Künast, der in einer Woche zum Sportvorstand aufsteigen will, angekündigt. Es sollte keine Momentaufnahme sein, er muss Strukturen aufbrechen, Mut wagen. Der Blick zum Nachbarn – die Schweiz, aber auch Österreich – ist manchmal lehrreicher als jeder Rückblick.

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