Eishockey für Späteinsteiger: "Bloß nicht verletzen"
AZ-Serie „Olympia für alle“. Heute: Kann man auch als Erwachsener noch mit Eishockey beginnen? Was muss man dafür draufhaben?
AZ: Herr Chyzowski, gerade messen sich in Sotschi die besten Eishockey-Spieler der Welt. Wenn man nun selbst Lust bekommt – hat man noch eine Chance, den Sport zu erlernen?
RON CHYZOWSKI: Wir kennen das von einigen Vätern unserer Nachwuchsspieler: Die schauen bei ihren Kindern zu und sind dann selbst so begeistert, dass sie anfangen. Eine Hobbymannschaft (siehe Infokasten, die Redaktion) ist dafür ideal.
Welche Voraussetzungen muss man mitbringen?
Man muss ordentlich Schlittschuh fahren können. Und es ist hilfreich, wenn man die Koordination des Auges mit dem Körper schon geschult hat, zum Beispiel beim Tennis. Eine ordentliche Fitness und gute muskuläre Stabilität helfen auch. Dann ein, zwei Mal in der Woche mit den Kumpels aufs Eis – super!
Und wie sieht’s mit Leistungssport aus – zumindest in den unteren Ligen?
Ein 20-Jähriger hat sicher noch die Chance, in der Bezirks- oder Landesliga zu spielen, den untersten beiden Ligen in Bayern. Aber nur, wenn er sehr viel Zeit investiert neben dem Training: Publikumslauf, Arbeit mit dem Schläger zu Hause etwa. Er hat dann sehr viel nachzuholen. Man muss sich bewusst sein: Eishockey ist nicht wie Golf. Da kann man mit 30 Jahren noch anfangen und sein Handicap innerhalb von zehn Jahren auf sechs verbessern. Das geht auf dem Eis nicht. Normalerweise beginnt die Ausbildung zum Eishockeyspieler schon deutlich früher.
Wann denn?
Der ideale Zeitraum für den Einstieg ist im Alter zwischen vier und sieben Jahren, denn die Entwicklung dauert einige Jahre. Die Grundlage von allem ist erst einmal das Schlittschuhfahren. 80 bis 90 Prozent des Trainings in den ersten Jahren ist Schlittschuhfahren, das ist gar nicht so leicht zu vermitteln an die Kinder, die immer den Schläger in der Hand haben wollen. Deswegen machen wir nach der Laufarbeit immer noch Trainingsspiele, damit sie mit dem guten Gefühl nach Hause gehen, auch richtig Eishockey gespielt zu haben. Wie wichtig die Laufschule ist, sehen wir gerade in Sotschi, gerade bei den Teams aus Skandinavien. Die haben einige unglaubliche gute Schlittschuhläufer.
Wieviel Geld müssen Eltern für die Ausrüstung ihres Kindes einplanen?
Gerade ein Anfänger muss nicht wie ein Profi ausgestattet sein. Eine ordentliche Ausrüstung kostet um die 300 Euro.
Und was zahlt ein erwachsener Quereinsteiger?
Da wird es dann etwas teurer. Alles zusammen in guter Qualität liegt dann bei 500 bis 600 Euro.
Die Profis spielen ab 18 allesamt mit Halbvisier. Auch wenn es nicht so cool aussieht: Darf ein Hobbyspieler auch Vollvisier tragen?
Das Allerwichtigste für Freizeitsportler ist: Bloß nicht verletzen! Gerade wenn die Gegner mit Schläger und Körper nicht so koordiniert zu Werke gehen. Da ist ein Vollvisier eine gute Wahl.
Tipps und Adressen: Eine gute Anlaufstelle für Sportler mit Hobby-Ambitionen ist die Munich Hockey League (MHL): Dort treten insgesamt 13 Mannschaften in zwei Ligen aus der Stadt und der Region an. In der ersten Liga: EC Plannegg/Geisenbrunn, EFM 1984, EHC Angerlohe, Eisbären Freimann, Schanzer Panther Ingolstadt, Tornado Flanning, Uni München I, Weiher Bulls Wassertegenbach. In der zweiten: BSG Eternit Neuburg, EC Manching Crazy Kongos, Munich Ice Panthers, Uni München II, West Storm Munich. Infos und Ansprechpartner: www.mhl-eishockey.de
Wer Wiedereinsteiger ist oder sich anderweitig noch für eine Karriere im Leistungssport berufen fühlt: Sowohl der Münchner EK als auch der EHC München haben in der Bezirksliga Teams am Start: www.bev-eissport.de
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