Eishockey: Dabeisein war alles

So schlecht wie noch nie bei Olympischen Spielen: Ausgerechnet vor der Heim-Weltmeisterschaft präsentiert sich das deutsche Eishockey in miserablem Zustand. Krupp wirkt verbraucht.
VANCOUVER Vier Spiele, vier Niederlagen und zum Schluss noch einmal ein Debakel. Die Bilanz der Eishockey-Nationalmannschaft in Vancouver ist niederschmetternd. Als elfte von zwölf Mannschaften beendete die Mannschaft um Bundestrainer Uwe Krupp nach einer völlig verdienten 2:8-Niederlage gegen Gastgeber Kanada in der Zwischenrunde das olympische Turnier.
So schlecht wie noch nie bei Olympia – und doch wirkten die Verantwortlichen noch nicht einmal unzufrieden. „Ich bin nicht überrascht“, sagte Krupp, „mit solchen Ergebnissen hatte ich gerechnet. Das ist die Bilanz, die man in etwa erwarten konnte. Mal waren wir in der Abwehr gut, mal im Angriff, mal waren unsere Torhüter gut – aber alles zusammen zum richtigen Zeitpunkt haben wir nicht hinbekommen.“
Und so liegt das deutsche Eishockey nur zweieinhalb Monate vor Beginn der WM im eigenen Land am Boden. Und große Aussicht auf Besserung besteht nicht, zumal noch nicht mal sicher ist, ob alle sieben NHL-Legionäre, die bei Olympia dabei waren, auch für die WM von ihren Klubs freigegeben werden.
„Wir werden auch bei der WM mit dem Rücken zur Wand stehen“, meinte Krupp, dessen Vertrag nach der WM ausläuft und wohl auch nicht mehr verlängert werden wird. Nach vier Jahren, in denen der einzige Deutsche, der jemals den Stanley Cup gewinnen konnte, sich aufgerieben hat mit der Nationalmannschaft, scheint Krupp nicht mehr viel ausrichten zu können. Schon bei der letzten WM in der Schweiz 2009 erlebte das Team ein Debakel, schon damals reagierte Krupp schicksalsergeben. Nach Olympia scheint in ihm – und der gesamten DEB-Führungsspitze – die Einsicht zu wachsen, dass deutsches Eishockey international bestenfalls nur noch zweitklassig ist.
„Für die Spieler war das eine harte Schule. Wir waren schon stolz, dass wir hier waren“, sagte etwa Franz Reindl, der DEB-Sportdirektor. „Die Spieler haben gelernt, zu mehr hat es leider nicht gereicht“, meinte er. Reindl weiter: „Die Realität ist hart, aber sie ist so. Wir werden in Kürze nichts ändern, das dauert lang.“
Dabei hatten sie Anfang der Saison noch gehofft, dass das bestbesetzte Team vielleicht doch zum Favoritenschreck werden könnte. Im November hatte man schließlich noch den Deutschland-Cup in München gewonnen, das erste Spiel bei Olympia hatte man nach einer starken Leistung nur mit 0:2 verloren gegen Schweden. Doch danach baute das Team sukzessive ab. „Am Ende zählen nur Siege. Deshalb kann man nicht sagen, dass es positiv war“, meinte Verteidiger Dennis Seidenberg.
Der Abstand zu den Branchenriesen ist immer noch gewaltig. „Wir müssen einfach auf unsere Mittel schauen. Wir können uns nicht mit Kanada messen“, mahnte der Berliner Routinier Sven Felski. „Man sieht ganz klar, dass wir nicht in die Top acht gehören. Da hinken wir hinterher“, urteilte Abwehrmann Christian Ehrhoff. Ein Frusterlebnis, das Coach Krupp keineswegs überraschte.
Und so begnügten sich die deutschen Eishackler damit, dabei gewesen zu sein im wohl besten und attraktivsten olympischen Eishockey-Turniers aller Zeiten. Mehr als Dabeisein war eben nicht. fil