„Eine historische Chance fürs Eishockey in München“

Bundestrainer Krupp wirbt ab Freitag mit dem Deutschland-Cup für die Heim-WM 2010 – und die Bewerbung für Olympia 2018.
MÜNCHEN Der 1,98-Meter-Hüne lehnt an der Wand, den Kaffeebecher lässig in der mächtigen Hand. Es ist ein Mann, der eine monumentale Aufgabe vor sich hat: Uwe Krupp, Bundestrainer der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft, soll dem Sport der Schlagschüsse und harten Checks wieder zu altem Glanz verhelfen. Die Wiederauferstehung soll er jetzt gleich hier in München einleiten, er soll in der Olympiahalle beim Deutschland-Cup ab Freitag (6. bis 8. November) für Furore sorgen und damit eine Euphorie entfachen, die bis zur Heim-WM 2010 anhalten soll – mit Zwischenstation Olympia in Vancouver.
„Wir wissen, dass diese eine historische Chance fürs Eishockey in München ist“, sagt Krupp, der einzige Deutsche, der je den Stanley-Cup in der nordamerikanischen Profiliga NHL gewinnen konnte (1996 mit Colorado, 2002 mit Detroit). „Ich erinnere mich noch genau an unser Länderspiel hier gegen Finnland im Jahre 2008. Trainer sagen fast immer, dass das Publikum so toll war. Aber in dem Fall war es keine Floskel, es war wirklich so. Obwohl wir von Anfang an keine Chance hatten, haben uns die Fans von der ersten Sekunde an nach vorne gebrüllt. Sie haben uns unterstützt, wie ich es – sowohl als Trainer, als auch als Spieler – fast noch nie erlebt habe.“
Ist es die Heimatliebe eines 44-Jährigen, der seit kurzem in München lebt, aber in den USA seine große Karriere machte? Beim Turnier wird er die Fans brauchen. Am Freitag (19.15 Uhr) heißt der Gegner USA, am Samstag (16 Uhr) geht es gegen die Slowakei, am Sonntag dann gegen die Schweiz (13.30 Uhr). „Wir sind sicher der Außenseiter. Dieses Turnier hat für mich einen Testcharakter, denn es ist die einzige echte Vorbereitung, die wir vor Olympia und der Heim-WM haben. Deswegen werde ich viel ausprobieren. Das ist nicht ideal, aber so sind die Realitäten im deutschen Eishockey. Damit muss ich leben“, sagt Krupp, „ich bin nur der Bundestrainer. Der kann nur die Spieler zusammenrufen und das Beste daraus machen. München ist dafür ein gutes Pflaster.“
München also als Ausgangsbasis der Mission Eishockey-Revival. „Es erfüllt uns mit Stolz, dass wir in München in der großen Olympiahalle spielen“, sagt auch Sportdirektor FeFranz Reindl. Einer, der Eishockey in der Olympiahalle noch als Spieler miterlebte, war Co-Trainer Klaus Merk. Er war damals bei der WM 1993 dabei. „Eishockey in Deutschland, das kommt aus Bayern. Dass der Deutschland-Cup in München stattfindet, ist nur richtig. Da können wir gleich noch Werbung für Olympia 2018 in München machen“, sagt Merk. Also noch eine monumentale Aufgabe für Krupp. Eishockey soll beim Deutschland-Cup also auch noch die Werbetrommel für München Olympia 2018 gemacht werden. Krupp: „Ich bin mir auch dieser Aufgabe bewusst.“
Matthias Kerber, Felix Sperling